Arbeitsagentur Erding:Auf Umwegen zur begehrten Fachkraft

Letzte Chance für gering qualifizierte Jugendliche: Die Arbeitsagentur Erding bietet verschiedene Förderprogramme.

Hubert Grundner

Im Kampf gegen den drohenden Fachkräftemangel bietet die Agentur für Arbeit Freising eine breite Palette von Fördermöglichkeiten an. Profitieren sollen davon Jugendliche, indem man ihnen, erstens, zu einem Ausbildungsplatz und, zweitens, zu einem erfolgreichen Berufsabschluss verhilft. Die Mittel, derer sich die Arbeitsvermittler bedienen, heißen "Betriebliche Einstiegsqualifizierung", "Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen" sowie "Ausbildungsbegleitende Hilfen".

Die Notwendigkeit dieser Förderprogramme erläuterte Michael Schmidt, Geschäftsführer operativer Bereich der Arbeitsagentur Freising/Erding, bei einem Pressegespräch am Montag anhand aktueller Prognosen. So werde in Bayern nach Erhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Zahl der Hauptschulabsolventen drastisch sinken: Registrierte man 2010 noch rund 35000Hauptschulabsolventen, seien es im Jahr 2020 nur noch etwa 23000. Diese Entwicklung werde tendenziell auch in der Region Erding/Freising zu beobachten sein - mit allen negativen Konsequenzen am Arbeitsmarkt. "Um die Wirtschaft mit Fachkräften zu versorgen, muss man alle Möglichkeiten nutzen", erklärte deshalb Schmidt. Voraussetzung dafür ist - fast - nur der Wille der Jugendlichen zur Mitarbeit, um am Ende doch eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen zu können.

Fabian Hederer ist einer von denen, die diesen Weg beschritten haben. Nach der Schule suchte der 24-Jährige lange Zeit erfolglos eine Lehrstelle. Da er aber unbedingt den Einstieg in einen regulären Beruf schaffen wollte, zog er schließlich wegen der besseren Chancen auf einen Job von Dießen am Ammersee nach Freising. Hier machte ihm der Arbeitsamtsberater die "Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen" schmackhaft. Dazu schloss Hederer im ersten Jahr einen Ausbildungsvertrag mit einem Bildungsträger, den die Arbeitsagentur "eingekauft" hat.

Der Bildungsträger erteilt dabei Nachhilfe in Theorie und Praxis, hilft bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, aber auch bei Alltagsproblemen. Die Ausbildung selbst findet - neben der Berufsschule - bei einem Kooperationspartner statt, in Hederers Fall die Echinger Firma Roller GmbH. So lernten sich beide Seiten schon einmal kennen. Vom zweiten Lehrjahr an hat dann die Firma Roller die Ausbildung zum Lagerlogistiker fortgeführt. Und wie dessen Marktleiter Christian Metsch sagte, stehen für Fabian die Aussichten auf eine Festanstellung durchaus gut. "Ich dachte, das könnte meine letzte Chance sein", erinnerte sich Fabian Hederer an den Beginn seiner alternativen Berufsausbildung. Er scheint sie ergriffen zu haben.

Das trifft in jedem Fall auf Özgür Akarsu zu: Er arbeitet mittlerweile bei der Freisinger Postniederlassung als Fachkraft für Kurierexpress- und Postdienstleistungen. Als wichtige Orientierunghilfe diente ihm zunächst die Einstiegsqualifizierung - eine Art Langzeitpraktikum - der Arbeitsagentur; sie dauerte von Oktober 2007 bis Juli 2008. Selbst wenn dieser Start schwierig erscheinen mag - im Anschluss konnte er bei der Post eine Lehrstelle ergattern. Und um auch das letzte Stück Weges bis zum Abschluss zu bewältigen, nahm Akarsu die sogenannten arbeitsbegleitenden Hilfen in Anspruch. Bei ihm bedeutete das, dass ein Schwerpunkt auf den Deutschunterricht gelegt wurde. Die Kosten aller genannten Hilfen übernimmt die Arbeitsagentur, eine Investition, die sich am Ende für alle Beteiligten lohnen sollte.

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