Ansiedlung von BMW und Krauss-Maff:Millionen-Deal geplatzt

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Ein Grundstückstausch bringt der Gemeinde Vaterstetten nicht den erhofften Gewinn

Von Korbinian Eisenberger, Vaterstetten

Es ist eine Nachricht, auf die sie in Vaterstetten jahrelang hingearbeitet haben: Die Gemeinde wird Firmensitz von BMW und Krauss-Maffei, so hieß es am Mittwoch. Am Donnerstag wurde bekannt, dass bei dem Geschäft nicht alles so gelaufen ist, wie es sich die Gemeinde Vaterstetten vorgestellt hat. Zwar werden beide Unternehmen in der Zukunft einmal Gewerbesteuer an die Gemeinde zahlen, dieses selbst gesteckte Ziel hat Vaterstetten erreicht. Eine zweites Bestreben hat sich hingegen erledigt: Beim Grundstückstausch mit dem Freistaat Bayern - der für die Umsiedlung beider Firmen nötig war - wird die Gemeinde anders als erhofft kein Geld verdienen. Im Umkehrschluss heißt das: Für Vaterstetten hat sich ein Millionen-Geschäft zerschlagen.

Diese Kerninformation war am Donnerstagvormittag auf einer Pressekonferenz im Vaterstettener Rathaus zu erfahren. Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast erklärte auf Nachfrage, dass die Gemeinde beim Verkauf des Areals im Ortsteil Parsdorf nicht mehr beteiligt ist. Es handle sich nun um einen Vertrag ausschließlich zwischen dem Freistaat Bayern und dem Investor "VGP", der hinter Krauss-Maffei und BMW steht.

Zum Hintergrund: Damit BMW und Krauss-Maffei überhaupt nach Parsdorf umsiedeln können, brauchte es einen Grundstückstausch mit mehreren Beteiligten, darunter bisher auch die Gemeinde. Das Areal auf dem gebaut wird, war bisher Eigentum des Freistaats. Der Gemeinde Vaterstetten und dem Investor VGP gehörte hingegen eine Fläche bei Neufahrn, die für diese Gewerbeansiedlung ungeeignet gewesen wäre. Deswegen wurde getauscht.

Warum geht Vaterstetten beim Verkauf leer aus? Grund ist, dass der Deal einen Haken hatte: Die Grundstücke sind nicht gleich viel wert, weswegen Gemeinde und Investor noch Geld drauflegen mussten, insgesamt 60 Millionen Euro, so wurde spekuliert, davon ein Drittel zu Lasten der Gemeinde. Nun ist klar: Wie hoch der Preis des Freistaat Bayerns für den Mehrwert ihres Grundstücks auch immer gewesen ist: Es war für Vaterstetten zu teuer.

Für die Gemeindekasse Vaterstettens hätte es finanziell lukrativer ausgehen können und sollen, anders als in vorangegangenen Projekten. Diesmal wolle man "selber die Hand drauf halten" hatten Wirtschaftsförderer Kast und die Bürgermeister kolportiert. Ziel wäre gewesen, eine Teilinvestition selbst zu stemmen und so Bereiche jenes Grundstücks zu besitzen, auf dem nun zwei europäische Schwergewichte ihre Unternehmen ausbauen wollen.

Der Haushaltsausschuss im Landtag hatte dem Deal am Mittwoch zugestimmt, und so werden bald 67,4 Hektar landwirtschaftlicher Fläche für ein Gewerbegebiet zur Verfügung gestellt - eine Fläche so groß wie 95 Fußballfelder. BMW will dort bereits im Sommer 2020 sei Logistikzentrum neueröffnen, das bisher in München in der Heidemannstraße untergebracht ist, der Konzern sprach von 200 Mitarbeitern, die dann den Standort wechseln. Bei Krauss-Maffei wechseln 1800 Mitarbeiter den Standort, die derzeit in München Allach beschäftigt sind, deren Umzug soll in drei Etappen geschehen: 2022, 2024 und 2026, "so der grobe Plan", wie eine Konzernsprecherin in Vaterstetten mitteilte.

Für den Standort Parsdorf heißt das neben der zu erwartbaren steigenden Gewerbesteuer: Mehr Arbeitsplätze, aber auch mehr Verkehr. Die Grünen in Vaterstetten reagierten am Donnerstag mit einer entsprechenden Erklärung. "Durch die Ansiedlung der zwei Großbetriebe mit über 2000 Beschäftigten wird sich die Situation weiter verschärfen", heißt es darin. Die S-Bahn-Linie 2 (die zur Haltestelle Grub fährt) sei bereits jetzt "ständig an oder über ihrer Belastungsgrenze". Wagner, Vaterstettens Bürgermeister erklärte zu diesem Thema, dass die 1700 Mitarbeiter von Krauss-Maffei, also die große Mehrheit, differenziert zu betrachten seien, weil deren siebenstündige Schichten um 6 Uhr und um 14 Uhr beginnen - also entgegen der üblichen Arbeitszeiten.

Bei BMW fallen hingegen weniger die 200 Beschäftigten ins Gewicht als die Transportfahrzeuge. Ein Firmensprecher teilte am Donnerstag mit, dass man dort mit 25 bis 50 Kleinlastern und 25 Sattelschleppern rechnen müssen. Vaterstettens Wirtschaftsförderer ergänzte, dass hier ein "Puffer nach oben" von bis zu 350 Fahrzeugen sei.

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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