An der Bahnstrecke:Als Pate die Bienen retten

Lesezeit: 2 min

Der Niederhummler Landwirt Martin Wildgruber will ein 4500 Quadratmeter großes Stück Land auf seinem Hof in eine Blühwiese umwandeln. Auf staatliche Förderung will er verzichten und lieber für die Finanzierung Mitstreiter finden

Von Karlheinz Jessensky, Niederhummel

Martin Wildgruber leitet den letzten landwirtschaftlichen Betrieb in Niederhummel, der noch Ackerbau und Viehzucht betreibt, das, was man früher allgemein einen Bauern nannte. 35 Milchkühe stehen im Stall, auf den Feldern wächst, was die Natur in dieser Gegend ermöglicht und der Markt und die Verbrauchernachfrage gebietet. Wildgruber ist nicht nur Vollerwerbslandwirt, er ist es auch mit Leidenschaft, wie es schon der Vater war, "ich hänge an diesem Beruf und möchte es auch in Zukunft bleiben." Dazu muss aber auch die Landwirtschaft insgesamt eine Zukunft haben, und um die Natur steht es bekanntermaßen nicht zum besten. Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat jetzt ein breites allgemeines Bewusstsein geschaffen, dass jedermann, nicht nur die Landwirtschaft, einen Beitrag leisten muss dafür, dass es nicht nur Bienen und Insekten allgemein auch in Zukunft gibt, sondern die Umwelt generell menschliches Leben überhaupt erst ermöglicht.

Insektenschutz gibt es nicht zum Null-tarif. Die Forderung, Gewässerrandstrei-fen von landwirtschaftlicher Bewirtschaftung freizuhalten, an Felderrändern Blühstreifen anzulegen, die Mähzeiten einzuschränken sind probat, aber auch nicht ohne weiteres umzusetzen. Am runden Tisch werden jetzt Gespräche geführt, wie das breite Ja zum Volksbegehren in tatsächliche Maßnahmen umgesetzt werden kann. Und da hilft es auch nichts, brav sein Kreuzchen gemacht zu haben und sich dann bequem zurück zu lehnen und allein den Bauern die Verantwortung zu überlassen. Die fühlen sich ohnehin teilweise an den Pranger gestellt. Wildgruber ist einer derjenigen, die erkannt haben, dass den Schwarzen Peter rumzuschieben keine Lösung ist. Erweiterter Naturschutz wird alle etwas kosten. Nutzungseinschränkungen kosten die Landwirtschaft etwas, also könnten doch auch die Verbraucher ihr Scherflein beisteuern? Und nicht nur ein Kreuzchen machen, sondern auch den Geldbeutel ein wenig öffnen und beispielsweise die Patenschaft übernehmen für ein Stückchen Land, das der Bauer in eine Blühwiese umwandelt.

Die Idee ist nicht ganz neu, einige Landwirte haben bereits mit diesem Modell begonnen. Wildgruber ist jetzt der erste im Landkreis Freising. Er hat eine Eigentumsfläche mit etwa 4500 Quadratmetern, gelegen an der Bahnstrecke, annähernd auf halber Höhe zwischen Moosburg und Langenbach, unterhalb eines gerodeten und jetzt wieder auch mit Wildkirsche und Linde aufgeforsteten Waldstücks. Benachbart ist zudem eine ökologisch bewirtschaftete Fläche. Diese Lage bietet sich schier an für die Anlage einer Blühwiese. Wildgruber will Patenschaften für je 100 Quadratmeter Fläche vergeben, zum Preis von 50 Euro. Der Pate kann sich dann über "sein" gekennzeichnetes Fleckchen Blühwiese freuen.

Zwischen zehn und 15 Patenschaften braucht Martin Wildgruber zunächst, um mit dem Projekt starten zu können. Ausgesät würde Ende April, mit hochwertigem, einheimischen Blühsamen. Wenn genügend Interesse besteht, könnte beispielsweise mit einer Whatsapp-Gruppe über Blühverlauf und übriges Neues von der Blühwiese berichtet werden. Bis etwa 15. April muss Wildgruber die Mindestanzahl an Paten haben.

Melden kann man sich bei Martin Wildgruber, Dobelstraße 7 in Niederhummel, martin.wildgruber@mail.de. Wenn es klappt mit der Blühwiese will Wildgruber keine staatliche Förderung für die Fläche in Anspruch nehmen, sondern mit den Patenschaftsge-bühren wirtschaften. Wie ernst es ihm ist, zeigt sein Versprechen: "Wenn es nicht mehr als 15 Patenschaften werden, mache ich auf meine Kosten den Rest der Fläche auch noch zur Blühwiese."

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: