Amtsgericht Erding:Alle Stellen besetzt

Amtsgericht Erding: Annika Weishaupt (l.) ist neue Richterin am Amtsgericht Erding. Sie wird für Zivilsachen zuständig sein, sagt die Direktorin des Amtsgerichts Erding, Ingrid Kaps.

Annika Weishaupt (l.) ist neue Richterin am Amtsgericht Erding. Sie wird für Zivilsachen zuständig sein, sagt die Direktorin des Amtsgerichts Erding, Ingrid Kaps.

(Foto: Stephan Görlich)

Die 25-jährige Annika Weishaupt ist neue Richterin am Erdinger Amtsgericht. Sie wird für Zivilstrafsachen zuständig sein.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Durchschnaufen" heißt es derzeit beim Amtsgericht Erding nach Jahren, in denen die Belastung deutlich über dem Landesdurchschnitt lag. In Spitzenzeiten hatte der Wert bei 1,9 gelegen, bayernweit im Durchschnitt bei 1,1. Mit einer der Gründe, warum im ersten Halbjahr teilweise weniger Arbeit anfiel, war die Corona-Pandemie. Die Familien- und Zivilstreitsachen sind deshalb deutlich zurück gegangen, sagt die Amtsgerichts-Direktorin Ingrid Kaps. Doch sie befürchtet, dass dies nicht lange von Dauer sein wird, wenn sie sich das Chaos am Flughafen mit den Flugausfällen, Verspätungen und den verschwundenen Koffern ansieht. Das Amtsgericht Erding ist zuständig für Streitfälle am Münchner Flughafen, da er zum Teil auf Erdinger Flur liegt.

Zur Entlastung hat auch beigetragen, dass nach langer Zeit alle Stellen ab nächsten Montag besetzt sind, wie Ingrid Kaps sagt. Erding als stark belastetes Gericht sei bei der Besetzung von neuen und wechselnden Stellen gut weggekommen, zumal der "Stellenpool" nicht so groß sei. Jetzt könnten die Kollegen mal in Ruhe ihre Verfahren bearbeiten. "Dass sie mal durchatmen können, haben alle verdient", sagt die Amtsgerichtchefin.

Im nächsten Jahr soll die elektronische Akte eingeführt werden

Zur Arbeitserleichterung soll auch die elektronische Akte beitragen, die Anfang 2023 im Bereich Familienrecht am Amtsgericht Erding eingeführt werden soll. Angedacht ist laut Kaps, im März den Bereich Zivilrecht folgen zu lassen. Die E-Akte würde viel Zeit und vor allem auch Papier einsparen. Zur Zeit würden noch viele Papierakten zwischen dem Amtsgericht in der Münchner Straße und seinen derzeitigen Außenstellen Am Gestütring und Am Gries hin- und herwandern. Und noch einen Vorteil haben laut der Direktorin die elektronischen Akten: Fälle könnten leicht auch mal zuhause bearbeitet werden, denn am Platzmangel im Gericht werde sich wohl auch in den nächsten Jahren wenig ändern. Die Aufteilung auf mehr Orte habe den Nachteil, dass mehr Personal benötigt werde, zum Beispiel beim Wachdienst.

Ein Trend hat sich fortgesetzt, wie Ingrid Kaps sagt: "Die Fälle vor allem im Familienrecht werden komplexer, es wird schwieriger, eine Lösung zu finden". Manche Ehen landen sogar bei einem Strafrichter. Die Zahl der Gewaltschutzverfahren habe ebenfalls zugenommen.

Erding ist die erste Station für Weishaupt nach dem zweiten Staatsexamen

Neu am Gericht ist Annika Weishaupt. Sie ist für Anna Sotier gekommen, die sich derzeit in Elternzeit befindet. Nach ihrem zweiten Staatsexamen im Juni ist das Amtsgericht Erding ihre erste Stelle. Sie wird ab sofort für Zivilsachen zuständig sein. Die 25-Jährige hat 2015 begonnen, in Augsburg zu studieren mit den Schwerpunkten Biomedizin und Gesundheitsrecht. Ihr erstes Staatsexamen machte sie 2019. Die gebürtige Münchnerin ist im Allgäu aufgewachsen und hat Referendariate in Memmingen, Kempten und Augsburg gemacht. Mit der Zuteilung ans Zivilgericht ist die 25-Jährige "durchaus zufrieden". Wegen des Flughafens gebe es in Erding viel zu tun. In der Ausbildung kämen Rechtsstreitigkeiten im Flugrecht nicht unbedingt vor, das sei schon eine "Spezialmaterie", die aber bestimmt interessant sei, sagt Weishaupt.

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