Süddeutsche Zeitung

Amateurfunker:Weltweite Kontakte

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Erding C25 hat bereits zum dritten Mal bei der Deutschen Clubmeisterschaft gewonnen. Einziger Wermutstropfen: Die 120 Mitglieder müssen sich bald ein neues Vereinsheim suchen

Von Regina Bluhme, Erding

Wenn Fritz Penzenstadler anruft, dann weiß er nie, wen er am anderen Ende erreicht. Er kann in Brasilien, Russland oder Kenia landen. Penzenstadler ist begeisterter Amateurfunker beim Ortsverein Erding C25. Sein Verein ist sehr erfolgreich, soeben feierte er den Sieg bei der Clubmeisterschaft der Deutschen Amateur Radio Clubs 2014. Einziger Wermutstropfen: Die Mitglieder müssen sich nach Auflösung des Fliegerhorsts ein neues Clubheim suchen. Beim Empfang in Erding sagte ihnen Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) seine Unterstützung zu.

Es ist bereits das dritte Mal, dass die Erdinger Amateurfunker bundesweit auf dem Siegertreppchen stehen. Nach 2008 und 2013 war es 2014 wieder soweit. In zehn Einzelwettbewerben, verteilt übers gesamte Jahr, sammelte der Verein insgesamt 3088 Punkte. Damit setzte er sich gegen mehr als 600 Wettbewerber durch, wie OV-Pressereferent Fritz Penzenstadler berichtet.

In den sogenannten Contests, die bis zu 24 Stunden dauern können, geht es unter anderem darum, möglichst viele Funkverbindungen zu erreichen, zum Beispiel zu möglichst vielen Ländern. "Es zählt dabei auch, wie schnell ich Rufzeichen höre, wie gut ich mit den Geräten umgehen kann", erklärt Penzenstadler. "Da wurde fleißig geübt." Von den 120 Mitgliedern des OV Erding C25 haben rund fünfzig an der Meisterschaft teilgenommen.

Die Siegerehrung hat vor kurzem in Friedrichshafen stattgefunden. Der Verein erhielt dort einen Pokal, eine Urkunde und den Sonder-DOK (Distrikt-Ortskenner) CM14. Auf letzteren sind die Erdinger Amateurfunker besonders stolz. "Das ist eine tolle Sache, weil viele Stationen weltweit versuchen werden, diesen Sonder-DOK zu erreichen", sagt Penzenstadler.

Vor wenigen Tagen haben sie in Erding den Sieg gefeiert. "Beim Empfang mit Oberbürgermeister Max Gotz kamen auch die Sorgen um das Clubheim zur Sprache", berichtet Penzenstadler. Nach Auflösung des Fliegerhorsts muss sich der Verein nämlich nach einer neuen Bleibe umsehen. Gotz habe sofort seine Unterstützung signalisiert, berichtet der Pressereferent. "Der OB hat gesagt, er hilft uns gerne bei der Suche." Zuvor hatte Max Gotz auch ausdrücklich die Jugendarbeit und die Ausbildung des Vereins gelobt. Jugendliche in Zeiten des Internets für den Amateurfunk zu begeistern, das sei nicht einfach, so Penzenstadler. Und doch seien die Erdinger in der Nachwuchsausbildung sehr erfolgreich, "laut Statistik gehören wir fast zu den besten in ganz Deutschland." Die Jugendabteilung zählt derzeit an die 20 Mitglieder, die Hälfte davon sind mittlerweile Mädchen. Die erfolgreiche Arbeit "hängt natürlich von den einzelnen Leuten im Verein ab, die es schaffen, andere zu begeistern", so Penzenstadler.

Auch das Ferienprogramm spiele eine große Rolle, denn hier können Jugendliche beim Amateurfunk hineinschnuppern. Seit einigen Jahren gibt es sogar ein Ausbildungsrufzeichen, mit dem Jugendliche ausprobieren können, wie das so ist, wenn man in die Welt hinausfunkt. "Es bleiben dann doch immer wieder welche dabei und machen die Prüfung", so Penzenstadler. Funken darf nicht jeder, dafür braucht man eine Lizenz. Penzenstadler ist überzeugt, dass der Amateurfunk auch in Zeiten der digitalen Vernetzung immer noch seine Bedeutung hat. Zum Beispiel im Katastrophenfall. "Als kürzlich in Nepal das schreckliche Erdbeben stattgefunden hat, funktionierte nichts mehr, die Hilfsdienste liefen über Amateurfunk", berichtet Penzenstadler. Er ist auf jeden Fall immer noch von seinem Hobby begeistert. "Es ist einfach schön, dass man sich seine Geräte selber bauen kann", das Basteln und Herumtüfteln sei einfach eine schöne, kreative Arbeit. Ein gewisses Interesse für Technik müsse man natürlich auch mitbringen, fügt der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik hinzu.

Was dem Erdinger Amateurfunker noch so gut gefällt: Neben Punkten können beim Funken interessante Begegnungen gesammelt werden. Man sagt sein Rufzeichen, fragt, ob die Frequenz frei ist, lauscht und plötzlich antwortet jemand vom anderen Ende der Welt. Bei Fritz Penzenstadler zum Beispiel meldete sich einmal ein Amateurfunker aus Brasilien. Sie sprachen über dies und das und dann sagte der Südamerikaner, dass er schon einmal in Deutschland gewesen ist, in München. Dort war er beim Bau der ersten U-Bahn beschäftigt. "Gesprochen wird Deutsch, im internationalen Verkehr überwiegend Englisch, übers Wetter, die Antennen oder die Technik", berichtet Penzenstadler. Bei Themen wie Politik und Religion sollte man ein bisschen vorsichtig sein, erklärt er. Wer international auf Nummer sicher gehen will, der hat ja noch die Möglichkeit des guten alten Morsens. Das tun nicht wenige im Erdinger Club, weiß Penzenstadler. Der unschlagbare Vorteil: "Es geht viel schneller und ist sprachneutral." Der Verein trifft sich jeden dritten Freitag im Monat beim Mayr-Wirt in Erding. Weitere Informationen gibt es unter www.ov-erding.de

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SZ vom 28.07.2015
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