Am Amtsgericht Landshut:Kastanienhof wird zwangsversteigert

Es ist nicht das einzige Hotel, mit dem sich der Eigentümer aus Glonn übernommen hat

Florian Tempel

Erding - Das Hotel Kastanienhof am Erdinger Bahnhof kommt unter den Hammer. Das Amtsgericht Landshut hat die Zwangsversteigerung für den 28. Juli, 13.30Uhr, angesetzt. Laut einem Gutachten hat das Hotel inklusive 81 dazugehöriger Tiefgaragenplätze einen Verkehrswert von 4,83 Millionen Euro. Am gleichen Tag um 9 Uhr steht zudem die Versteigerung des nebenan gelegenen, ehemaligen Plus-Supermarkts inklusive 25Tiefgaragenplätze an - der Gesamtwert dafür beträgt 1,37 Millionen Euro.

Hotelbesitzer Wilhelm Dirk Kampe sieht der Versteigerung seines Vier-Sterne-Hotels mit 87 Zimmern, eigenem Restaurant "Kupferpfanne", Tagungsräumen und Wellnessbereich nicht nur gelassen, sondern sogar freudig entgegen. Denn Kampe ist seit 1987 nur Mieter des Hotels.

Bei der Versteigerung will er nun selbst mitbieten und so zum Eigentümer werden. Er würde gerne auch den ehemaligen Supermarkt erwerben. "Da könnte man noch was draus machen", sagt er.

Noch-Eigentümer der Immobilien ist ein Architekt und Immobilienunternehmer aus Glonn im Landkreis Ebersberg. Er hat 1983 das Grundstück am Bahnhof in Erbpacht von der Fischers Wohltätigkeits-Stiftung erworben und anschließend bebaut. Außer dem Hotel und dem ehemaligen Supermarkt gibt es in dem Komplex noch mehrere kleinere Geschäfte und zahlreiche Wohnungen.

Hotelier Kampe weiß, dass auch für drei Läden Zwangsversteigerungsverfahren laufen. Die Wohnungen gehören ihren Bewohnern oder anderen Privatpersonen. Da der gesamte Gebäudekomplex auf Erbpachtgrund steht, werden nur Teile der Gebäude versteigert. Wer das Hotel und den ehemaligen Supermarkt ersteigert, übernimmt auch den Erbpachtvertrag, der noch eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2082 hat.

Der Glonner Immobilienunternehmer hat sich mit großen Bau- und Hotelprojekten offenbar übernommen. Zwei GmbHs, die ihm gehören oder an denen er beteiligt ist, sind bilanziell massiv überschuldet. So die ECU Beteiligungs-GmbH, die in Unterhaching an einem Hotelgebäude in dem Komplex "Erlenhofpark" beteiligt ist. In Oberwiesenthal im Erzgebirge hatte ihm das 176-Zimmer-Hotel "Birkenhof" gehört, das er 2010 aber an eine Berliner Hotelkette verkaufen konnte.

Der Glonner hatte offenbar große Kredite bei der Kreissparkasse Ebersberg laufen, die am 1. Mai 2011 mit der Kreissparkassen München-Starnberg fusioniert hat. Nach Auskunft des Amtsgerichts Landshut wurde das Zwangsversteigerungsverfahren für den Kastanienhof ursprünglich von der Ebersberger Kreissparkasse betrieben.

Roger Pawellek, Leiter des Bereichs Kredit bei der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg, widersprach. Er könne "mit Sicherheit" sagen, dass die Kreissparkasse Ebersberg nie die Zwangsversteigerung des Kastanienhofs beantragt habe.

Als Betreiber der Versteigerung ist beim Amtsgericht Landshut die Atrion Collateral No. 2 GmbH aus Frankfurt registriert. Wie dieses Unternehmen dazu kommt, ehemalige Darlehen der Kreissparkasse Ebersberg per Zwangsversteigerung einzutreiben, dazu wollte Pawellek keine Stellung nehmen: "Dazu kann ich nichts sagen." Es ist jedoch offensichtlich, dass die Kreissparkasse Ebersberg laufende Kredite verkauft hat - unter anderem vermutlich das Darlehen für den Kastanienhof-Komplex.

Der Geschäftsführer der Fischers Stiftung Verwaltungsgesellschaft, Matthias Vögele, sagte, der Erbpachtzins für das Kastanienhof-Grundstück sei stets und regelmäßig bedient. "Wir haben keine Rückstände". Der Name Atrion Collateral No.2 GmbH sagt Vögele nichts. Er erinnerte sich jedoch an einen Anruf einer Firma mit ebenfalls einprägsamen Namen. Eine "Golden Trust oder so ähnlich" haben vor einige Zeit bei ihm angefragt, ob nicht etwa das Kastanienhof-Grundstück käuflich zu erwerben sei.

Im Landkreis Ebersberg ist die Atrion Collateral No. 2 nicht unbekannt. Das Unternehmen betreibt die Zwangsversteigerung eines Grundstücks in Markt Schwaben, das dem ehemaligen Ebersberger CSU-Kreisschatzmeister Martin Decker gehört. Nach Informationen der SZ hat Decker, der früher Mitglied des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Ebersberg war, das Grundstück auch mit Krediten der Ebersberger Kreissparkasse erworben.

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