Landkreis Erding:Umbau des Alten Landratsamtes kostet fast 21 Millionen Euro

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Das denkmalgeschützte Widnmann-Palais wurde 1782 von Pflegskommissär Johann Nepomuk Joseph Freiherr von Widnmann erbaut. Es steht unter Denkmalschutz und wird nur saniert. (Foto: Stephan Görlich)

Ein Teil soll neu errichtet, der denkmalgeschützte Bereich saniert werden. Der Neubau wird im Passivhausstandard geplant. Der Innenhof soll eine Überdachung mit Luftkissenfolie erhalten.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das sogenannte Alte Landratsamt in der Langen Zeile in der Erdinger Innenstadt soll in Teilen neu gebaut und der denkmalgeschützte Bereich saniert werden. Das beauftragte Architekturbüro Claus + Forster PartGmbB und die zuständige Abteilung für die Liegenschaften des Landkreises am Landratsamt haben dazu im Ausschuss für Bauen und Energie die aktuelle Planung sowie die Kostenschätzung vorgestellt. Wenn alles nach Plan läuft, soll im dritten Quartal 2025 alles fertig sein, wie Abteilungsleiter Matthias Huber sagte. Das Projekt soll voraussichtlich 20,7 Millionen Euro kosten. Der Ausschuss billigte einstimmig die Planung.

Bis vor kurzem war man noch beim Landratsamt von Kosten in Höhe von 13,1 Millionen Euro ausgegangen, sagte Huber. "Die Zahl war aber ein reiner Haushaltsansatz, der vor Jahren mal geschätzt wurde. Die jetzigen Kosten sind die ersten belastbaren, berechneten Zahlen." Man habe Unwägbarkeiten zwar eingerechnet, das sei aber derzeit schwer. Im Januar 2023 will man bei der Stadt Erding den Plan einreichen und hofft auf eine Genehmigung ein halbes Jahr später. Im Juli 2023 könne man dann mit dem Abbruch beginnen. Die Anbauten aus der Mitte des 20. Jahrhundert am denkmalgeschützte Widnmann-Palais sollen abgerissen werden. Der Zeitplan sei realistisch, da man mit der Stadt das ganze Projekt abstimme und nur noch ein paar Punkte geklärt werden müssen. Das Grobkonzept würde aber passen, sagte Huber. OB Max Gotz sei wichtig, dass alles vor 2028 fertig sei, da dann Erding Stadtjubiläum feiere.

Im zweiten Obergeschoss sollen die Fraktionszimmer entstehen

Im Erdgeschoss soll der Durchgang von der Langen Zeile zur Roßmayrgasse verändert werden. Es soll gerader "und zielgerichteter" über den Innenhof gehen. Dort und im ersten Obergeschoss sollen Teile der Verwaltung untergebracht werden, die weniger Publikumsverkehr haben, also zum Beispiel die Kämmerei, die Kreisentwicklung, die Personalstelle, die Abfallwirtschaft und auch die Liegenschaften, sowie der Landrat. Im zweiten Obergeschoss sollen dann die Fraktionszimmer entstehen, wie Huber erklärte. Derzeit sechs, orientiert am aktuellen Status. Sollte man nach der nächsten Kommunalwahl mehr benötigen, könne man die Zahl ohne großen Aufwand anpassen. Es soll zudem das Dachgewölbe, die Balken, zu sehen sein, es soll "Transparenz" vorherrschen, wie der Abteilungsleiter sagte.

Die Gebäude rechts und Mitte angrenzend an den Innenhof des Alten Landratsamtes werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. (Foto: Renate Schmidt)

Durch die Stadt "grundsätzlich genehmigungsfähig" sei der Plan, den Innenhof mit einer Konstruktion mit Luftkissenfolien zu überdachen. Diese schütze einerseits vor Regen, sei aber so lichtdurchlässig, dass man in den Räumen zum Innenhof tagsüber kein elektrisches Licht benötige. Die Stadt und das Landesamt für Denkmalpflege legten dabei Wert auf eine "filigrane Lösung". Da das Ziel sei, ein "nachhaltiges, zukunftsorientiertes und langfristig funktionierendes Gebäude" zu bekommen, sei der Neubau im Passivhausstandard geplant. Die Wärmeversorgung des Altbaus und des Neubaus erfolgt über Fernwärme. Dazu muss eine Leitung aber erst verlegt werden. Eine mechanische Be- und Entlüftung wird in allen Büroräumen im Neubau, im Altbau in einzelnen Räumen - wo sie gemäß einer Simulation erforderlich ist - sowie in Besprechungsräumen vorgesehen. Im Neubau sollen Deckensegel mit Heiz-und Kühlfunktion eingebaut werden, sagte Abteilungsleiter Huber. Die Räume im Altbau und Neubau sollen zusätzlich eine Kühlung erhalten. Außerdem soll eine Photovoltaikanlage mit insgesamt circa 420 Quadratmetern Fläche auf den zwei Neubauten entstehen.

Landrat Martin Bayerstorfer zeigte sich von der Planung "begeistert"

Landrat Martin Bayerstorfer zeigte sich von der Planung "begeistert", er sei "sehr positiv gestimmt". Man gehe "sehr sensibel" mit dem denkmalgeschützten Gebäude um, einem der prägenden Gebäude in der Langen Zeile, und passe dennoch alles an die heutigen Standards an. "Sie haben zurecht den Wettbewerb gewonnen", sagte Bayerstorfer zum anwesenden Architekten Wilfried Claus.

Bereits geprüft, so Landrat Bayerstorfer, sei der Vorschlag von Dominik Rutz (Bündnis 90/Die Grünen), die Überdachung im Innenhof mit semitransparente Photovoltaikelementen, Modulen oder Folien, zu realisieren. Auf den denkmalgeschützten Gebäuden dürfte man keine errichten, im Neubaubereich habe man die Photovoltaik eingeplant, sagte Bayerstorfer. Auf dem Dach des Innenhofs stelle sich die Frage, was wirtschaftlicher sei, wenn dann in den Zimmer zum Innenhof die Lichter brennen müssen. "Das, was jetzt geplant ist, ist das Maximum, was rechtlich zulässig ist und Sinn macht."

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