Altenerdinger bei Loveparade in Duisburg:"Niemand erreichte uns"

Mit dem Schrecken davongekommen: Wie fünf Altenerdinger auf der Loveparade in Duisburg nichtsahnend feierten - und erst auf dem Rückweg von der Katastrophe erfuhren.

Sabine Scharl

Fünf Freunde aus Altenerding haben die Massenpanik bei der Duisburger Loveparade aus nächster Nähe miterlebt und glücklicherweise überlebt. Wohlbehalten sind Florian Mösl, Ernst Boschung, Karsten Metzger, Thomas Luther und Johannes Gräbner wieder zu Hause angekommen. "Immer mehr Menschen drängten sich durch den einzigen Eingang auf das Gelände", beschreibt Mösl die dramatische Situation. Die ersten Besucher hätten die Veranstaltung schon wieder verlassen. Dadurch sei es immer enger geworden sei, erklärt Mösl.

Altenerdinger bei Loveparade in Duisburg: Trauernde nach der Katastrophe in Duisburg: Fünf Altenerdinger erfuhren erst auf dem Heimweg, was für ein Unglück sich während der Loveparade ereignet hatte.

Trauernde nach der Katastrophe in Duisburg: Fünf Altenerdinger erfuhren erst auf dem Heimweg, was für ein Unglück sich während der Loveparade ereignet hatte.

(Foto: afp)

"Man wurde vom Schwung der Menge mitgetragen", so der 29-Jährige. Besonders gefährlich wurde es, wenn Menschen zu Boden gedrückt wurden oder hinfielen. Aufstehen sei dann fast unmöglich gewesen. "Ich selbst bin einmal kurz hingefallen, aber zum Glück sofort wieder hoch gekommen", berichtet Mösl. Außerdem hätten überall Rucksäcke und andere Gegenstände auf dem Boden gelegen. Auch das habe dazu geführt, dass einige gestolpert und gestürzt seien. "Gleich neben mir ist eine Frau hingefallen. Sie kam dann aber wieder unverletzt nach oben", berichtet Mösl.

Wegen der überfüllten Wege hätten die Menschen versucht, seitlich auszuweichen. "Wir wussten nicht, wo wir hingehen sollten. Zum Glück haben wir uns nicht nach links orientiert. Genau dort befand sich die Brücke auf der die tödlichen Unfälle geschehen sind", sagt Mösl. Die fünf Altenerdinger entschieden sich stattdessen für den Weg durch den Tunnel und gelangten so ins Zentrum der Veranstaltung. Dort feierten sie die nächsten Stunden und bekamen deswegen von der dramatischen Entwicklung der Situation gar nichts mit. "Das Handynetz ist zusammengebrochen und niemand erreichte uns", schildert Mösl.

Erst als die fünf Freunde sich auf den Rückweg machen, begannen sie das Ausmaß der Katastrophe zu erahnen. "Alle Notausgänge waren geöffnet und überall haben wir Krankenwagen und Polizisten gesehen. Außerdem herrschte am Bahnhof Chaos, weil sich alles auf den Gleise drängte", schildert Mösl. Dennoch sei es richtig gewesen, dass die Veranstaltung nach dem Unglück nicht sofort abgebrochen worden sei. "Ein Abbruch hätte eine noch schlimmere Massenpanik ausgelöst", ist sich Mösl sicher.

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