Alles kommt aus der Stadt  - oder nichts:Randerscheinung

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Zunächst steht die Bewerbung um eine Landesgartenschau auf der politischen Agenda in Dorfen. Doch eigentlich geht es um die Verlagerung des Freizeitgeländes - und die ist jetzt beschlossen

Von Florian Tempel, Dorfen

Im Herbst dieses Jahres hat man es in Dorfen so weit akzeptiert: Das Freibad, die Fußballplätze, der Tennisclub und die ESC-Eishalle werden an den Stadtrand verlagert - über kurz oder lang. Die Mehrheit des Stadtrats findet das gut so, weil man die Flächen in der Innenstadt mit fetten Gewinnen verkaufen und zu Wohngebieten umwandelt könnte. Das ist auch gar nicht so falsch. Wohnen in der Innenstadt ist kein schlechtes Ziel. Im Rückblick bleibt aber eines irritierend: Das ganze Vorhaben kam durch die Hintertür einer Bewerbung für eine Landesgartenschau in Gang.

Es begann in der ersten Sitzung des Stadtrats im Januar. Die Idee, Dorfen könnte in den Jahren 2014 bis 2026 eine Landesgartenschau ausrichten, ist da vollkommen neu und überraschend. Warum die Stadt so etwas machen sollte, war bis dahin nie ein Gesprächsthema gewesen. Von Landesgartenschauen hatte man zuletzt vor allem mitbekommen, dass sie per Bürgerentscheid gekippt worden waren. Und man hat natürlich auch mitgekriegt, dass die Große Kreisstadt Erding vor Jahren trotz eines eigentlich unschlagbar guten Konzepts nicht für die Gartenschau 2018 auserwählt wurde. Was wollte da Dorfen und warum so plötzlich?

"Zweck und Ziel" jeder Gartenschau ist "die dauerhafte Verbesserung der Naherholungsmöglichkeiten und die Förderung einer integrierten und nachhaltigen Stadt- und Stadtumlandentwicklung", steht in den "Grundsätzen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren". Es geht dabei in erster Linie darum, dass eine Stadt neue Parks und Grünanlagen schafft. Bereits bestehende Anlagen aufzuhübschen, sei zu wenig, "das ist nicht Sinn und Zweck der Sache". Am Ende war genau das das Argument, warum Dorfen nicht für eine Landesgartenschau ausgesucht wurde. Die Stadt ist schon sehr schön grün, und das bisschen, was dazu gekommen wäre, war nicht überzeugend.

Im Frühjahr wurde schnell klar, um was es eigentlich ging. Man glaubte, mit der Landesgartenschau auch die Verlegung des sanierungsbedürftigen Freibads und der zu wenigen Fußballplätze des TSV Dorfen vorantreiben zu können. Die Verlegung der Sport- und Freizeitanlagen ist prinzipiell keine neue Idee. Schon vor vielen Jahren wurde im Flächennutzungsplan ein Sportgebiet am Stadtrand markiert. Die Wiesen südlich der Isener Siedlung sollen jedoch mittlerweile, wenn es geht, mit Wohnhäusern bebaut werden. Das potenzielle Sport- und Freizeitareal wurde bei der Änderung des Flächennutzungsplan deshalb ein Stück weiter nach Westen verschoben. Dennoch: Vom Freibad war bis dato nicht die Rede. 450 Dorfener Bürger fordern in einer Unterschriftenaktion, es nicht an den Stadtrand zu verlegen. Es soll an der jetzigen Stelle saniert und erweitert werden. Bürgermeister Grundner nennt das "ein starkes Votum".

Bei einer Bürgerversammlung lässt sich feststellen, dass man sich in Dorfen aber doch mehrheitlich in einem Punkt einig ist: Niemand hat etwas gegen eine Verlagerung der Fußballplätze und des Tennisklubs. Das kann und soll so passieren. Zweitens legte ESC-Präsident Emil Rudolf fest, dass das Freibad und die Eishalle ein nicht aufschnürbares Paket darstellten. Somit hat sich die komplexe Diskussion reduziert: Alles kommt raus - oder nichts. Das Thema Landesgartenschau spielte nur noch eine untergeordnete Rolle.

Der Stadtrat beschließt, in nur zwei Monate zu entscheiden, in welchem Umfang die in der Stadt gelegenen Sport- und Freizeitanlagen an den Stadtrand verlegt werden. Bis dahin soll alles detailliert von der Stadtplanung und externen Gutachtern untersucht, unter einer Vielzahl von Gesichtspunkten betrachtet und in einer Arbeitsgruppe diskutiert sein. Tatsächlich schafft es die Stadt, auch noch eine Bewerbung für eine Landesgartenschau abzugeben.

Anfang August wird die Bewerbung abgelehnt, andere Städte und Kommunen kommen zum Zug. "Schade, dass wir nicht drangekommen sind", sagte Bürgermeister Grundner, "aber ich finde, dass wir nicht verloren haben". Das erarbeitete Gartenschaukonzept sei "nicht für die Mülltonne". Und das eigentliche Ziel ist ja erreicht: Freibad, Fußball- und Tennisplätze und die Eishalle kommen an den Stadtrand.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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