Süddeutsche Zeitung

Aktion:Sichtbares Zeichen gegen Ausgrenzung 

"Wir sind alle gleich": Die Mittelschulen und Förderzentren im Erdinger Landkreis gestalten ein Plakat, mit dem sie Solidarität zeigen und sich von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit distanzieren wollen

Von Denis Giessler, Erding

Mitte April fanden sich zur selben Uhrzeit die Schüler und Lehrkräfte aus allen Mittelschulen und Förderzentren im Erdinger Landkreis auf ihren Schulhöfen zusammen. In verschiedenen T-Shirt-Farben wie grün, blau, rot und weiß stellten sie sich eng aneinander und formten unterschiedliche Buchstaben, die zusammen den Satz "Wir sind alle gleich" ergaben. Von oben wurden sie dann fotografiert. Diese Solidaritätsbekundung ist Teil der Aktion "Wir sind alle gleich", organisiert und umgesetzt von der Schülermitverantwortung (SMW). Hauptziel des Projekts ist es, Solidarität zu zeigen und sich von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit abzugrenzen. Am Montag stellten Schulamtsdirektor Hans-Rudolf Suhre und die Schülersprecher des Landkreises ihr Plakat vor, dass die Aktion repräsentiert und in die Öffentlichkeit tragen soll. In Schulen, Kindergärten, Pfarrgemeinden und andere Institutionen wurde es bereits verteilt.

Suhre begrüßte die Aktion, die von der SMV ins Leben gerufen wurde: "Ich finde es sehr gut, dass die SMV gesellschaftspolitisch in Erscheinung tritt", sagte der Schulamtsdirektor. Besonders wichtig sei das Thema angesichts der mehr als 400 Flüchtlinge, die im Landkreis leben. "Wir wollen diese Menschen integrieren und ihnen signalisieren, dass sie hier willkommen sind." Zudem sei die Aktion laut Suhre keine "Eintagsfliege", sondern vielmehr ein Gedanke mit nachhaltigem Charakter, da sie mit konkreten Events verknüpft sei. Initiator der Aktion ist Robert Ackermann, SMV-Koordinator für das Schulamt Erding zusammen mit den einzelnen Schülersprechern der Mittelschulen, die untereinander landkreisweit vernetzt sind.

Die Idee für die Solidaritätsaktion entstand in mehreren Schritten. "Unsere Landkreisschülersprecher Burak Bakir und Vanessa Lerch brachten von einer Bezirkstagung aus München die Idee eines gemeinsamen T-Shirt-Tages mit", sagte Eva Köllnberger, Lehrerin für die SMV. Die T-Shirt-Idee sei dann mit der ursprünglichen Idee eines öffentlichkeitswirksamen Festes mit den Flüchtlingen verschmolzen. "Daraus ergab sich dann eine langfristige Aktion", erklärte Köllnberger. Die Schülersprechern verfasstem dann das Manifest "Wir sind alle gleich" und verteilten es an den einzelnen Schulen.

In einer zweiten Phase wurden Mitte April Fotos von Gruppen aller Mittelschulen und Förderzentren aufgenommen. Mit den unterschiedlichen T-Shirt-Farben wolle man betonen, dass alle gleich seien, jeder aber trotzdem seine Eigenheiten besitze. Weiterhin gab es mehrere unterrichtliche und außerunterrichtliche Aktionen. Suhre wies hierbei auf Besuche bei Flüchtlingen und verschiedene Kochaktionen hin: "Bei den Besuchen lernten die Jugendlichen die Menschen aus den anderen Ländern besser kennen. Das ist überaus wichtig, um Berührungsängste abzubauen und Vorurteilen zu begegnen", sagte Suhre. Bei den Kochaktionen fertigten die Schüler Gerichte aus verschiedenen Ländern.

Die Produktion des vorgestellten Posters markierte den dritten Projektschritt. Peter Dachgruber, Religionslehrer in Wörth, stellte in ständiger Rücksprache mit dem Schulamt und den Schulkollegen das Poster her. Dazu setzte er die einzelnen Buchstabenbilder zusammen. "Es wurde im A2-Format gedruckt, die 200 Exemplare gehen an alle 14 Mittelschulen und Förderzentren im Landkreis", sagte Suhre.

Für die Schüler der Mittelschule Erding war die Aktion etwas Neues, das sehr gut ankam, so Köllnberger. "Sie schätzen die Arbeit aller Beteiligten und sind stolz auf das produzierte Plakat. Bei weiteren Veranstaltungen soll es zum konkreten Einsatz kommen, etwa gegen fremdenfeindliche Propaganda. In den kommenden Monaten wollen die Mittelschulen und Förderzentren im Landkreis weitere Aktionen organisieren, dazu gehören ein Sommerfest und ein Länderquiz.

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Quelle:
SZ vom 12.05.2015
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