Erneuerbare EnergienRiesige Agri-PV-Anlage bei Dorfen geplant

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Eine Agri-PV-Anlage der Technischen Universität München in Dürnast. Östlich von Dorfen sollen neue Anlagen mit einer Leistung von 70 Megawatt entstehen.
Eine Agri-PV-Anlage der Technischen Universität München in Dürnast. Östlich von Dorfen sollen neue Anlagen mit einer Leistung von 70 Megawatt entstehen. (Foto: Foto: Marco Einfeldt)

Ein Großprojekt im östlichen Raum Dorfen und im benachbarten Landkreis Mühldorf soll 70 Megawatt Leistung erzeugen, mehr als doppelt so viel, wie solche Anlagen aktuell in ganz Bayern erzeugen.

Von Thomas Daller, Dorfen

In Dorfen, Heldenstein und Buchbach will eine Betreibergesellschaft auf 80 Hektar Agrarfläche Agri-Fotovoltaik betreiben. Dabei handelt es sich um aufgeständerte Module, unter denen weiterhin eine bäuerliche Nutzung wie Weidehaltung oder Gemüseanbau möglich ist. Die Anlagen sollen zusammen 70 Megawatt Leistung erzeugen. Nach Angaben der Bayerischen Staatsregierung gibt es aktuell in ganz Bayern 19 Agri-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 37 Megawatt. Das Projekt östlich von Dorfen, Heldenstein und Buchbach im Landkreis Mühldorf hätte also nahezu die doppelte Leistung.

Behördensprache ist oftmals etwas missverständlich: Die Tagesordnung der vergangenen Stadtratssitzung in Dorfen kündigte die „Aufhebung des Verfahrens“ im Flächennutzungsplan für die geplanten „Sondergebiete Agri-PV Kleinkatzbach, Niederhöning und Pfaffing“ an. Für diese Flächen hatte vor einem Jahr eine Betreibergesellschaft eine Nutzungsänderung beantragt, auf 20 Hektar Fläche sollten rund 24 Megawatt erzeugt werden, die Investition war auf 20 bis 25 Millionen Euro veranschlagt.

Und nun die Aufhebung des Verfahrens? Hatte das ehrgeizige Projekt den Erwartungen nicht entsprochen? Warum dieser plötzliche Rückzieher nach einem Jahr? Projektleiter Stephan Zäh von der Firma QTac-Solar aus Gunzenhausen klärt das Missverständnis auf: Vor einem Jahr musste man noch eine Änderung im Flächennutzungsplan für ein Sondergebiet beantragen sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans. Weil man aber vonseiten der Politik erkannt habe, dass dort weiterhin auf nahezu vollem Umfang landwirtschaftliche Nutzung betrieben werde, sei diese Regelung im Flächennutzungsplan hinfällig geworden. Im Verfahren werde nur noch der Bebauungsplan benötigt. Dementsprechend sei nun auch der Verfahrensstand mit den Landratsämtern Erding und Mühldorf.

Nicht nur für die Dorfener Gebiete seien damit nun die ersten Hürden genommen  worden, weitere große Flächen in den benachbarten Gemeinden Buchbach und Heldenstein seien noch hinzugekommen. Insgesamt plane man nun Anlagen auf einer Fläche von 80 Hektar, was 112 Fußballfeldern entspricht.

Zäh erläuterte zudem, dass man auch mit den Netzbetreibern einen großen Schritt vorwärts gekommen sei. Denn diese Anlagen benötigen Einspeisepunkte in erreichbarer Entfernung, wo der Strom ins Netz gelange. Noch vor einem Jahr gab es lediglich „positive Vorgespräche“. Für konkrete Ausarbeitungen und Zusagen sei es zwingend erforderlich, einen Aufstellungsbeschluss der Stadt vorweisen zu können.

Mit dem Aufstellungsbeschluss der Stadt Dorfen vor einem Jahr habe man weitere Gespräche führen können und verfüge nun vom Bayernwerk über „rechtsverbindliche“ drei Einspeisepunkte. „Das wird jetzt was“, sagte Zäh, „wir kommen ganz gut voran“.

Geplant ist eine Betreibergesellschaft, in die Stadt und Bürger investieren können

Agri-PV gilt als zukunftsträchtiges Modell in der Landwirtschaft, weil zusätzlich zum Stromertrag die Flächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können. Die landwirtschaftliche Nutzung konnte bei Versuchsanlagen sogar verbessert werden: Weil die Sommer zunehmend heißer werden, suchen weidende Rinder den Schatten der Anlage gerne auf, zudem trocknen die Weiden nicht so schnell aus. Auch beim Gemüseanbau muss man weniger bewässern und manche Nachtschattengewächse wie die Kartoffel gedeihen sogar besser.

Welche landwirtschaftliche Nutzung dort weiterhin stattfinde, richte sich nach den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Betriebe. Einer der beteiligten Landwirte betreibe Rinderhaltung, die Agri-PV-Fläche grenze an seinen Stall an und die Tiere könnten darunter grasen. Aber auch für Biogasanlagenbetreiber sei das interessant, weil man darunter Energiegras ansähen könne. Für Agri-PV gelte die Regelung, dass mindestens 85 Prozent der Fläche weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden können, sagte Zäh. „Wir können sogar 99 Prozent.“

Die Flächen im Raum Dorfen, bei Algasing, Kleinkatzbach und in Niederhöning befinden sich auf mehreren Flurnummern und gehören acht Familien. Koordiniert wird das Vorhaben von der Firma QTac-Solar. Geplant ist eine Betreibergesellschaft, in die sowohl die Stadt als auch Bürger investieren und sich beteiligen können.

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