Afrikanische Schweinepest:Abschussprämie für Wildschweine

Afrikanische Schweinepest: Viele Wildschweine kommen aus dem Ebersberger Forst in den Landkreis Erding, um sich am allgegenwärtigen Mais zu mästen.

Viele Wildschweine kommen aus dem Ebersberger Forst in den Landkreis Erding, um sich am allgegenwärtigen Mais zu mästen.

(Foto: Christian Endt)

Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, zahlt der Landkreis 20 Euro pro Kadaver. Denn der Landkreis Erding hat die höchste Hausschweindichte in Oberbayern, eine Ansteckung wäre fatal

Von Thomas Daller, Landkreis

Über Polen und Tschechien rückt die Afrikanische Schweinepest in Europa vor. Für Menschen ist die Seuche ungefährlich, doch für Wild- und Hausschweine tödlich. Schweinehalter und Schweinezüchter fürchten um ihre Existenz: Taucht auch nur ein infiziertes Wildschwein in der Region auf, muss die Vermarktung von Schweinefleisch sofort eingestellt werden. Ist ein Zuchttier infiziert, wird der gesamte Bestand des Stalls gekeult, mit ruinösen Folgen für die betroffenen Bauern. Im Landkreis Erding ist die Sorge groß, weil sich hier der höchste Bestand aller oberbayerischen Hausschweine befindet. Der Landkreis Erding hat nun beschlossen, Abschussprämien für Wildschweine an Jäger zu bezahlen: Zusätzlich zu den 20 Euro pro Tier, die vom Freistaat kommen, legt der Landkreis weitere 20 Euro drauf.

Derzeit sind zwei Übertragungswege bekannt: zum einen die Wildschweine, zum anderen infizierte Lebensmittel, vor allem Rohwurst, wenn beispielsweise Reste davon an Raststellen weggeworfen werden. An den Autobahnen stehen bereits mehrsprachige Schilder, auf denen gebeten wird, keine möglicherweise infizierten Fleischwaren in die Mülleimer zu werfen, wo sie von Wildschweinen gefressen werden können. Darüber hinaus fordern die Landwirte höhere Abschusszahlen beim Borstenwild, um auch diese Überträger der Seuche zu dezimieren. Der Erdinger Bauernverband hatte bereits im Januar dieses Jahres bei zwei Veranstaltungen auf den Kreisjagdverband eingewirkt, die Abschusszahlen beim Schwarzwild deutlich zu erhöhen. Aus diesen Treffen ging ein "Arbeitskreis Schwarzwild" hervor, der geeignete Maßnahmen vorschlagen sollte.

In der Sitzung des Kreisausschusses stellte Landrat Martin Bayerstorfer nun einige Ergebnisse vor. So soll der Landkreis die Prämie des Freistaates um weitere 20 Euro aufstocken. "Das soll die Jäger bestärken, auch bei widrigsten Bedingungen auf die Pirsch zu gehen", sagte Bayerstorfer. Außerdem soll eine Drohne angeschafft werden, mit der man von oben Wildschweine in Maisfeldern orten kann. Jäger sollen dann die Maisernte begleiten und die Rotte schießen. Bei Drückjagden will man die verkehrsrechtlichen Vorgaben vereinfachen und Landrat Bayerstorfer war optimistisch, bald die Genehmigung für einen Saufang zu erhalten. Dabei handelt es sich um einen Pferch, in dem angefüttert wird und der als Falle fungiert.

Die Zahl der Tiere im Landkreis ist vergleichsweise gering, weil Erding zu den waldärmsten Regionen in Bayern zählt; den Schwarzkitteln fehlt die sogenannte Deckung. Sie kommen überwiegend nachts aus dem Ebersberger Forst, um sich hier am Mais satt zu fressen. Aber die Zahl der Abschüsse sei in den vergangenen Jahren gestiegen, von 100 auf 150, dann 200 und zuletzt 250 im vergangenen Jahr, sagte Bayerstorfer, der von den Abschüssen Rückschlüsse auf den Bestand zog. Eine weitere Vermehrung will man verhindern, Ziel ist eine Reduzierung des Bestands. "Es geht nicht darum, das Schwarzwild auszurotten", sagte Bayerstorfer.

Das wäre auch kaum möglich: Die Tiere sind nachtaktiv, intelligent, scheu und haben keine natürlichen Feinde. Futter finden sie zur Genüge: Eicheln und Bucheckern in den Wäldern, der allgegenwärtige Mais ist geradezu Mastfutter für die Tiere. Hinzu kommt, dass Wildschweine ihre Verluste durch eine hohe Geburtenrate wieder ausgleichen können: Werden sie stark bejagt, bringen sie umso mehr Frischlinge zur Welt.

Rainer Mehringer (FW) sagte, er befürworte die Abschussprämie: Er habe selbst eine Schweinezucht zu Hause, wenn er diese Tiere keulen müsste, seien 20 Jahre Arbeit vergeblich gewesen. Die Mitglieder des Kreisausschusses waren der gleichen Meinung und votierten einstimmig dafür, die Prämie einzuführen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: