557 Schüler im Landkreis Erding haben sich in diesem Jahr zu den Quali-Prüfungen angemeldet. Dabei nehmen sowohl Neuntklässler der zehn Mittelschulen im Landkreis als auch externe Schüler von Gymnasien, Real- oder Montessori-Schulen an den Prüfungen teil. "Es gibt vielfältige Gründe, warum auch externe Schüler sich entschließen, in der neunten Klasse Quali zu machen", sagt Robert Leiter vom Staatlichen Schulamt. Für manche Schüler, die befürchten, die neunte oder zehnte Klasse an ihrer Schule nicht zu bestehen, spielt auch Absicherung eine Rolle. In ganz Bayern werden voraussichtlich 36 000 Neuntklässler in diesem Jahr die Abschlussprüfungen ablegen.
Der qualifizierende Hauptschulabschluss eröffne den Absolventen "vielfältige Zukunftschancen", so teilt es zumindest der bayerischer Kultusminister Bernd Sibler (CSU) der Presseerklärung mit. An Mittelschulen setze man einen besonderen Schwerpunkt auf die Berufsorientierung. Die Schulleiterin der Erdinger Mittelschule am Lodererplatz, Petra Leubner, bestätigt das: "Die Mehrheit unserer Schüler beginnt nach dem Abschlusses eine Ausbildung." Dieser Trend zeigt sich bayernweit: Im vergangenen Jahr entschlossen sich nach Angaben des Schulamts 45 Prozent der Quali-Absolventen eine Berufsausbildung zu absolvieren.
Neuntklässler können nach dem Quali auch eine M 10-Klassen der Mittelschulen besuchen und dann einen mittleren Schulabschluss machen, der mit der Mittleren Reife an Realschulen gleichgestellt ist. Sechs Prozent der Mittelschulabsolventen hatten 2017 vor, auf diesem Weg die Mittlere Reife zu erhalten. Weitere sieben Prozent machten nach der neunten Klasse in einer 9+2-Schule weiter, wo man die Möglichkeit hat, den mittleren Schulabschluss in elf Schuljahren zu erwerben. Auch die Option, nach der Schule ein freiwilliges soziales Jahr zu machen, ziehen einige der bayerischen Mittelschulabsolventen in Betracht.
Für eine Lehre im Handwerk entscheiden sich jedoch immer weniger Absolventen. "Der Trend geht schon Jahre lang weg vom Handwerk", sagt Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger. Um dem entgegenzuwirken, würden er und seine Kollegen auf kommunalpolitischer Ebene für das Handwerk eintreten. "Wir versuchen, so viel dafür zu werben, wie es geht. Leider sind unsere Kapazitäten begrenzt, da solche Aufgaben ehrenamtlich erledigt werden." Die geringen Lehrlingszahlen hätten laut Waxenberger bereits spürbar zum Fachkräftemangel beigetragen. "In der Politik wird vor allem die akademische Bildung gefördert, da kommt das Handwerk zu kurz", klagt Waxenberger. Auch bei dem diesjährigen Abschlussjahrgang erwartet er nicht, dass sich mehr Schüler für eine Lehrstelle bewerben.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat die Anzahl der Quali-Anmeldungen leicht zugenommen. 537 Schüler schrieben im Vorjahr die Abschlussprüfungen mit. 428 Prüflinge, von denen 350 bestanden, waren Schüler einer der Mittelschulen des Landkreises, 109 waren externe Mitschreiber, von denen 94 den qualifizierenden Hauptschulabschluss erhielten. Die Schülerzahlen der Mittelschulen werden laut Schulrat Leiter im Laufe der kommenden Jahre ansteigen: "Der Stand ist im Moment stabil, man kann sogar eine leichte Tendenz nach oben beobachten. Dabei spielt auch das Bevölkerungswachstum im Großraum München eine Rolle. Die Mittelschulen im Landkreis werden sich auf jeden Fall halten können."
Am vergangenen Freitag haben die Abschlussprüfungen für den Qualifizierenden Hauptschulabschluss begonnen. Als erstes konnten Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, eine schriftliche Prüfung in ihrer Muttersprache ablegen. An diesem Montag geht es mit den Englisch-Tests weiter. Am Dienstag steht Deutsch und am Mittwoch Mathematik auf dem Programm. Am Freitag wird der Abschluss mit den Prüfungen in Physik, Chemie und Biologie sowie Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde gemacht.