A 94 Isentalautobahn:Unkalkulierbares Abenteuer

Auch nach 30 Jahren Protest geben die Gegner der Isentalautobahn nicht klein bei. Der Bund Naturschutz und das Aktionsbündnis gegen die A 94 kritisieren dabei vor allem die Kostenplanung und werfen den Verantwortlichen vor, den Steuerzahler bewusst zu hintergehen.

Florian Tempel

Angesichts der bevorstehenden Verkehrsfreigabe des neuen und richtungsweisenden A 94-Abschnitts Forstinning-Pastetten haben sich auch die Gegner einer Isentalautobahn die Frage gestellt, ob es nicht an der Zeit wäre, nach mehr als 30 Jahren Widerstand gegen die Zerstörung des Isentals nunmehr aufzugeben. Doch die Aktionsgemeinschaft gegen die A 94 und der Bund Naturschutz (BN) geben nicht klein bei.

Großdemonstration 'Wir sind Bayern' in München

6. September 2008: Der Bund Naturschutz (BN) und das Aktionsbündnis 'AufgeMUCkt' demonstrieren zusammen unter dem Motto 'Wir sind Bayern' auch gegen die Isentalautobahn. Die Gegner der A 94 sehen das Projekt schlichtweg als schlecht an.

(Foto: dpa)

Heiner Müller-Ermann, Sprecher der Aktionsgemeinschaft, und der Dorfener BN-Vorsitzende Jakob Baumgartner führten bei einem Pressegespräch in München ein zentrales Argument gegen eine Isentalautobahn an. Es zeichne sich immer deutlich ab, dass die Kosten für die Isentalautobahn zu einem "unkalkulierbaren Abenteuer" werden. Die tatsächlichen Kosten für den Bau der A 94, die auf "extrem schwierigem Bauuntergrund" errichtet werden müsse, würden mit Sicherheit ganz erheblich über den bislang angesetzten Kosten liegen. Es sei "ein Skandal", sagte Müller-Ermann, dass die problematischen Bodenverhältnisse bislang nur grob untersucht worden sein, "und jetzt sagen die Planer, wenn es schwierig wird, wird es eben teurer". Die Devise, "wir schauen erstmal, dass wir Baurecht kriegen und dann, was der Bau kostet", widerspreche jeder vernünftigen Kostenplanung, beklagte Baumgartner. Diese Haltung der Bundes- und Staatsregierung sei um so unverständlicher, da es "ja eine Alternative, den Ausbau der bestehende Bundesstraße B 12" gebe. Es sei abzusehen, dass "der Steuerzahler wie dummes Vieh am Nasenring durch das Isental geführt wird", sagte Müller-Ermann.

Neben einer Kostensteigerung, die aus technischen Problemen entstehen werde, sei der Weiterbau der A 94 auch grundsätzlich volkswirtschaftlich ein schlechtes Projekt. Eine Isentalautobahn werde für den Verkehr aus dem südostbayerischen Chemiedreieck zwischen Altötting und Burghausen erst nach ihrer kompletten Fertigstellung nutzbar sein. Solange die Strecke nicht durchgängig zwischen Ampfing und dem jetzigen Autobahnende fertig sei, müsse aber der Verkehr weiter über die B 12 fahren und die riseigen Brücken im Isental stünden nur unnütz in der Gegend herum. Die Erfahrung bei anderen neugebauten Autobahnabschnitten zeige, dass im Durchschnitt pro Jahr nur zwei bis zweieinhalb Kilometer errichtet werden. Die fehlenden 34 Kilometer durchs Isental würden deshalb voraussichtlich erst in etwa 15 Jahren, niemals aber schon bis 2018 fertig gestellt sein. Ein sukzessiver Ausbau der B 12, am besten nur zu einer vierspurigen Bundesstraße, brächte hingegen einen klaren Vorteil: Jedes neue Stück ließe sich nach seiner jeweiligen Fertigstellung nutzen.

Müller-Ermann sagte zudem, das angeblich "volkswirtschaftliche Argument", es brauche angesichts eines in den kommenden Jahren massiv steigende Verkehrsaufkommens "zwei Bundesfernstraßen, die Isentalautobahn und die B12", sei "ein Märchen". Nach den offiziellen Zahlen des Bundesverkehrsministeriums hat der Lastwagen- und der Personenwagenverkehr auf deutschen Autobahnen seit 2001 kaum zugenommen. Auch die Zählungen des Verkehrs aus Südostbayern Richtung Westen zeigten kaum Veränderungen. "Entgegen der Propaganda steigt der Verkehr eben nicht an." Ein Ausbau der B 12 zu einer vierspurigen Bundesstraße mit einem Mittelstreifens sei deshalb völlig ausreichend. Für ein Umschwenken sei es auch zeitlich nicht zu spät. Denn alle wesentlichen Vorarbeiten für eine Planfeststellung der Trasse über die B 12, wie das Raumordnungsverfahren, eine Umweltverträglichkeitsprüfung oder Lärmgutachen, seien "für die Prozesse gegen die Isentaltrasse" bereits gemacht worden.

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