17 Ortsteile:Bewegte Vergangenheit

17 Ortsteile: Die Kirche in Unterbruck ist der Heiligen Anna geweiht. Sie steht an der B 13, deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückreichen.

Die Kirche in Unterbruck ist der Heiligen Anna geweiht. Sie steht an der B 13, deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückreichen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Beat Bühler vom Geschichtsforum des Landkreises Freising schildert die wechselhafte Historie der Gemeinde Fahrenzhausen, die einst zu Dachau gehörte. Die würde gerne eine Chronik verfassen lassen

Von Alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Die Gemeinde Fahrenzhausen liegt an der westlichen Landkreisgrenze. Sie gehört unterschiedlichen Schulverbänden und Verkehrstarifzonen an. Schon in der Vergangenheit unterstanden die kleinen Dörfer diesseits und jenseits der Amper unterschiedlichen Zuständigkeiten an. Diesen überraschenden Umstand und noch einige andere historische Details erfuhr ein gutes Dutzend Zuschauer jüngst im Fahrenzhauser Pfarrheim. Dort referierte der Vorsitzende des Geschichtsforums Landkreis Freising, Beat Bühler, über die Geschichte Fahrenzhausens.

Hintergrund ist der Wunsch in der Gemeinde, eine Chronik verfassen zu lassen, die selbstverständlich auf die 17 Ortsteile eingehen soll. Das aber, so machte Bühler klar, dürfte ein schwieriges und zeitaufwendiges Unterfangen sein. Das liegt nicht nur daran, dass Fahrenzhausen bis 1972 zum Landkreis Dachau gehört hat, sondern daran, dass jede der kleinen Ortschaften eine ganz eigene Geschichte hat. Der Grund: Die Orte gehörten in früheren Jahrhunderten zu unterschiedlichen Verwaltungsebenen. Einfach war es noch in der Frühgeschichte: In Fahrenzhausen gibt es Reste einer römischen Siedlung, in Weißling eine Viereckschanze, die vermutlich einmal ein keltischer Gutshof war.

Eine Reihe von Fahrenzhausener Ortsteilen werden im Frühmittelalter in den Freisinger Traditionen erwähnt, einer Sammlung von Verträgen über den früheren Kirchenbesitz. Danach wurde Appercha im Jahr 762 erwähnt, Lauterbach 792 und nach 800 die Ortschaft Gesseltshausen. "Fahrenzhausen selbst kommt relativ spät, im 12. Jahrhundert vor, da ist in einer Urkunde von Farnoltes Hausen die Rede", berichtete Beat Bühler.

Richtig kompliziert wird die Geschichte im Hochmittelalter, wo die unterschiedlichen Orte in unterschiedliche Kompetenzen fielen. Kammerberg etwa war als Hofmark einem Adligen unterstellt und gehörte bis 1814 einem Münchner Bürger. Im 17. Jahrhundert war dort ein Schloss erbaut worden, das seit 1826 den jetzt noch dort wohnenden Freiherren von Vequel gehört. Außerdem gab es Landgerichte, die dem bayerischen Herzog unterstellt waren. Lauterbach, wo eine Hauptmannschaft ihren Sitz hatte, gehörte zum Landgericht Kranzberg, Fahrenzhausen zum Landgericht Dachau. Gesseltshausen dagegen gehörte zu dem Geschlecht der Massenhauser, ebenso wie Appercha und Jarzt. Die Massenhauser Adeligen waren Ministeriale des Herzogs. Sie bauten 1468 oberhalb von Weng eine Kirche. Im Jahre 1446 entstand eine Straße von Ingolstadt über Pfaffenhofen nach München, deren Verlauf ungefähr dem der jetzigen Bundesstraße 13 entsprach.

Als 1803 mit der Säkularisation Bayern in neue Landgerichte und Steuerdistrikte eingeteilt wurde, ging es rund um Fahrenzhausen wieder bunt durcheinander. Fahrenzhausen kam zum Landgericht Dachau, das Landgericht Kranzberg wurde abgeschafft und zog jetzt nach Freising um. In diese Zeit fielen die ersten Schulbauten, die von den Pfarreien übernommen wurde. Die Orte links der Amper gehörten zur Pfarrei Jarzt, die auf der rechten Seite zu Haimhausen.

1909 entstand das Wasserkraftwerk bei Weng an der Amper, auch Pläne für eine Eisenbahn gab es, die kam aber nicht. Dafür wurde von 1939 an die Reichsautobahn gebaut, die heutige A 9, "allerdings ohne Anschluss für Fahrenzhausen", wie Bühler betonte. Der Grund dafür: Der Ort war einfach zu klein. Dafür sollten von 1941 dort Internierungslager entstehen. Eines gab es tatsächlich, in Jarzt, von 1941 bis 43 waren dort polnische Zwangsarbeiter eingesperrt. Sie mussten den so genannten Kulturgraben zwischen Appercha und Jarzt graben, um das Wasser in Richtung Amper zu leiten.

Die Nachkriegszeit war für Fahrenzhausen schwer. Im Kreis Dachau, berichtete Bühler, hat es 1947 insgesamt 39 Volksschulen gegeben, mit 7639 Schülern in 147 Klassen, dazu kamen 1928 Flüchtlingskinder. "Ich habe es ausgerechnet, das macht 52 Schüler pro Klasse, sagte der Geschichtsforscher

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