Ein gelungenes Fest mit Tausenden Besuchern hat die Gemeinde Walpertskirchen am Wochenende gefeiert. Die Ortsmitte war zur Erinnerung an die erste urkundliche Erwähnung des Ortes vor 1275 Jahren in die „Kini-Zeit um 1850“ umgestaltet worden. Etwa 700 Mitwirkende sorgten mit Musik und Theater auf vier Bühnen, mit Vorführungen alter Handwerkskunst und mit Ausstellungen für gute Stimmung.
„Ein Dorf feiert seine Geschichte“, sagte Bürgermeister Franz Hörmann bei der mit Böllerschüssen flankierten Fest-Eröffnung am Samstag auf dem Kirchenplatz, nachdem er mit Alt-Bürgermeister Georg Heilmeier und Landrat Martin Bayerstorfer in einer Pferdekutsche angekommen war. Das Fest sei zugleich „ein beeindruckendes Zeichen für den engen Zusammenhalt und die gut funktionierende Dorfgemeinschaft“, betonte der Bürgermeister.
749 wurde der Ort bereits zum ersten Mal urkundlich bei einer Schenkung an die Freisinger Domkirche erwähnt. Hörmann und Bayerstorfer stellten klar, dass Walpertskirchen noch älter ist und schon vor 749 besiedelt wurde. Während 1999 noch ein mittelalterliches Fest zur 1250-Jahrfeier stattfand, hatten nun rund um die Kirche mehr als 100 Helfer ein mit Holzhütten, Bühnen und Biergärten aufgebautes altbayerisches „Dorf“ hochgezogen.
Das Festprogramm am Samstag und Sonntag bot mehr als 70 Attraktionen. Überall duftete es nach Braten, Würsten, Steckerlfisch, Essigknödel, Kuchen, Schmalzgebäck. Von den Bühnen (Stüberl-, Wuiderer-, Brettl- und königlicher Hofbühne) ertönte Musik, die Biergärten waren gut besucht. Mitwirkende flanierten in historischen Kostümen und Uniformen über das Areal.
Es gab interessante Ausstellungen und Vorführungen. Der Theaterverein spielte königlich-bayerische Gerichtsverhandlungen -lustige Geschichten zum Schmunzeln, etwa über Bierpanschereien. Als Richter fungierte Balthasar Lex, unterstützt durch die Gendarmen Thomas Widl, Philipp Gassner, Sebastian Gaigl und Sigi Clemens in alten Uniformen. Den Gerichtsschreiber spielte Ralf Brosche. Die Jugendfeuerwehr löschte mit historischer Pumpe am Weiher ein simuliertes Feuer, und „Waschweiber“ verrichteten dort an Waschbrettern ihre schweißtreibende Arbeit. Josef Müller, Richard Büchlmann und Sebastian Widl waren als Wanderprediger, Karrer, Hausierer mit Gstanzlsängern und als Drehorgel-Spieler in historischen Kleidern unterwegs, Karl Bürger zeigte Bilder zur Geschichte der örtlichen Eisenbahn und Feuerwehr.
Weitere historische Fotos und Exponate waren ausgestellt. Alte Bauern- und Gasthöfe, berühmte Persönlichkeiten, Sensationen: Napoleone Borgo aus Hörlkofen etwa fuhr damals mit dem ersten Automobil der Gegend durch Walpertskirchen. Alte Möbel, Herde, Uniformen, Trachten, Kindersachen, Humpen, Schulzeugnisse wurden präsentiert. Siglinde Czapek war fast ein halbes Jahrhundert Hebamme und erklärte, wie früher auf den Höfen Kinder zur Welt gebracht wurden. Es gab darüberhinaus einen Bauerngarten des Arbeitskreises Naturschutz, die Weinlaube des Chors und das „Wuidererlager“ des Burschenvereins.
Waldbauern zersägten Bäume, der Kriegerverein mit Peter Schuler präsentierte die Abfüllung von Bier in Holzfässer. Beim Gartenbauverein und den Landfrauen gab es im „Café Schmalzkuchl“ Süßspeisen. Bei der Nachbarschaftshilfe konnte gekegelt und beim „Kirchawirt“ des Stopselclubs eingekehrt werden. Es gab das Kräuterhäusl vom „Arbeitskreis Naturschutz“ und Gelegenheit, Orgelbau mit Orgelbauer Carsten Phlipsen zu erleben.
Über historische Landwirtschaft informierten am Dreschplatz Erhard Widl und Simon Eschbaumer. Das Besenbinden, Rechenmachen, Sensendengeln präsentierten Franz Stanner, Konrad Grundner und Harald Hupfer. Für Musik sorgten der von Konrad Huber geleitete Chor, das Orchester Walpertskirchen, die Familienmusik Ernst, Schul- und Kindergartenkinder, Festdogsmusi und D´Vuizbandoffen, Brettlsänger, Hoglbuachan, Hodernmuse, Ziachmusi, 12hoibe Blosn und der Trachtenverein Edelweiß.
Für die Pfarrgemeinde und Kirchenverwaltung zeigte Josef Kellner Heiligenfiguren, alte Bücher, Messgewänder und eine glitzernde Monstranz. Es gab auch Kirchenführungen. Der Förderverein der Grundschule präsentierte alte Schulbänke, -tafeln und Utensilien. Es gab Vorführungen der Maurer, Zimmerer, Bäcker, Metzger, Schuster, Schneider, Steinmetze, Krautschneider und Butterrüher.
Weihbischof Wolfgang Bischof zelebrierte am Sonntag in der Pfarrkirche Sankt Erhard die Nikolai-Festmesse von Haydn. Gemeindechef Hörmann bedankte sich im Namen der 2200-Einwohner-Gemeinde bei Mitwirkenden, Vereinen, Bürgern, Festausschuss und Anwohnern: „Es waren bärige Tage, die den Zusammenhalt gestärkt haben.“ Der Festausschuss hatte das Fest seit Oktober 2023 vorbereitet: „Das Fest war überwältigend und den Aufwand wert. Es waren mit Kindern schätzungsweise 10 000 Besucher da, 700 Mitwirkende und 15 Vereine waren dabei“, zog Festleiter Georg Glockshuber Junior ein positives Fazit der 1275-Jahre-Jubiläumsveranstaltung.