Eine internationale Runde, besetzt unter anderem mit diplomatischen Vertretern aus Frankreich und Polen, diskutiert am Montag, 7. August, über die Zukunft der europäischen Union. Tagungsort ist nicht das Parlament in Brüssel, sondern die Grundschule in Bockhorn. Die Veranstaltung mit dem Titel "Wir sind Europa" stellt das Komitee Bockhorn-Magnac im Rahmen der Partnerschaftswoche im August auf die Beine und erhält dafür von der EU einen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro. Das Publikum ist zum Mitreden eingeladen, der Eintritt ist frei.
Bockhorn ist eine von nur elf Gemeinden in Deutschland, die für ihr Partnerschaftprojekt EU-Fördergeld erhält - "ausgewählt aus mehr als 1000 Bewerbern", wie Odile Binding vom Komitee Bockhorn-Magnac nicht ohne Stolz sagt. Der Besuch der Partnergemeinde Magnac vom 4. bis 10. August in Bockhorn steht nun ganz unter dem Thema "Wir sind Europa". Einfach war es nicht, an die EU-Fördergelder zu kommen, erklärt David Dupuy. Der gebürtige Franzose lebt seit 1993 in Bayern, ist Mitglied des Komitees und Initiator der EU-Woche in Bockhorn. Vor zwei, drei Jahren hatte der Verein schon einmal einen Versuch gestartet und war dabei leer ausgegangen. Jetzt haben sich die Organisatoren nochmals ins Zeug gelegt und 10 000 Euro erhalten. Und sie wollen damit auch einen Beitrag gegen die Europa-Müdigkeit leisten, wie Binding und Dupuy betonen.
Das Programm der Veranstaltung "Wir sind Europa" am 7. August in der Grundschule Bockhorn kann sich jedenfalls sehen lassen. Ihr Kommen für die Podiumsdiskussion haben bereits zugesagt: der polnische Generalkonsul Andrzej Osiak, der französische stellvertretende Generalkonsul Pierre Robion, Tobias Winkler, Leiter des Informationsbüros des EU-Parlaments, sowie Volker Grönhagen, Leiter des Warteraums Erding für Flüchtlinge.
Diskutiert wird zum einen über die Gründe für die aufkommende Europaskepsis und die Maßnahmen zur Stärkung der europäischen Idee. Zum anderen führt ein Vortrag von Volker Grönhagen über die EU-Grenzen hinaus und doch wieder zurück: Er beschäftigt sich mit der Flüchtlingsfrage und deren Herausforderung für die EU. Auch hier erwartet Dupuy eine interessante Debatte. "Die Sichtweise von Deutschland, Frankreich und Polen auf dieses Thema wird nicht zwangsläufig die gleiche sein, obwohl alle dasselbe Problem haben."
Dank der Fördergelder können professionelle Simultandolmetscher für die internationale Veranstaltung in der Bockhorner Grundschule engagiert werden. "Der technische Aufwand ist enorm", berichtet David Dupuy. Zugleich sind während der Veranstaltung in der Grundschule Teile der Wanderausstellung "De Gaulle - Adenauer. Wegbereiter der deutsch-französischen Freundschaft" zu sehen. Des Weiteren sollen mit dem Fördergeld während des Besuchs der französischen Partnergemeinde im August auch Workshops und die Fahrt zur Ausstellung "1. Weltkrieg" im Armeemuseum in Ingolstadt organisiert werden.
Ein besonderes Anliegen ist den Veranstaltern die Jugend. "Uns ist es wichtig zu zeigen: EU ist nicht Bestimmungen über krumme Bananen oder gerade Gurken. Das ist auch Sicherheit, Friede und Wohlstand", betont Odile Binding. Dieses Jahr haben sich laut David Dupuy so viele Jugendliche wie noch nie auf französischer Seite angemeldet. "Unter den 55 Anmeldungen für die Fahrt nach Bockhorn sind diesmal 20 Jugendliche." Vielleicht liegt das auch daran, dass bei der Veranstaltung am 7. August Jugendliche aus Bockhorn und anderen EU-Ländern darüber berichten, welche Bedeutung für sie die EU hat.
Die Partnerschaft zwischen Bockhorn im Landkreis Erding und Magnac im Süd-Westen Frankreichs besteht laut Binding nun seit zehn Jahren. "Ich hätte niemals gedacht, dass unser 600-Seelen-Dorf mal eine französische Partnerschaft unterhält", sagt Odile Binding. Anfangs sei es auch ein bisschen schwierig gewesen, räumt Dupuy ein. Ein wenig Überzeugungsarbeit im Rathaus war schon notwendig. Als dann der französische Bürgermeister mit Ehefrau sozusagen als Vorhut erstmals in Bockhorn erschien, "wussten wir ja auch nicht, was uns erwartet", so Dupuy. Er hat das Ehepaar dann zu sich nach Hause eingeladen "und nicht mit Wein gespart." Offensichtlich keine schlechte Idee, denn mittlerweile hat das Komitee Bockhorn-Magnac 50 Familien als Mitglieder.
Die europäische Idee schmackhaft machen - das wollen die Veranstalter am 7. August auch mithilfe eines internationalen Büffets. Bei der Veranstaltung gibt es Speisen aus Bayern, Frankreich und Polen, aus Italien und Ungarn. Doch die staatenübergreifende Zusammenarbeit geht noch weiter: Flüchtlinge vor Ort sorgen für Spezialitäten aus Eritrea.
Die Veranstaltung "Wir sind Europa" wird am Montag, 7. August, um 9 Uhr in der Grundschule Bockhorn, Obere Hauptstraße 2, offiziell eröffnet. Um 9. 30 Uhr ist der Vortrag von Volker Grönhagen vorgesehen, im Anschluss die Diskussion zum Thema "Integration als Aufgabe für Europa". Danach erzählen Jugendliche, was für sie die EU bedeutet. Gegen 11.30 Uhr diskutieren Diplomaten, Politiker und Publikum über die Gründe aufkommender Europaskepsis und wie die europäische Idee gestärkt werden kann. Gegen 13 Uhr ist ein internationales Büffet im Hof der Grundschule geplant. Das Ende der Veranstaltung ist gegen 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.