Süddeutsche Zeitung

Entsorgung:Abgelehnt, aber auf dem Prüfstand

Die Initiative "Maxvorstadt plastikfrei!" läuft ins Leere - dennoch hat die Stadt das "gelbe System" noch nicht abgeschrieben

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Es gibt viele Kommunen in Bayern, die den Bürgern die gesonderte Entsorgung ihres Plastikmülls recht komfortabel gestalten: Die Hausbewohner werfen den Kunststoffabfall einfach in gelbe Säcke oder gelbe Tonnen, die dann von den Anwesen abgeholt werden. In München ist das anders, hier ist das sorgsame Wegwerfen eine Bringschuld: Bürger sollen (müssen aber nicht) Plastik-, Glas- und Metallabfälle zu den Wertstoffinseln tragen - und das soll auch so bleiben, Ausnahmen für einzelne Stadtbezirke wird es nicht geben, wie Kommunalreferentin Kristina Frank in einen Brief an den Bezirksausschuss Maxvorstadt deutlich macht.

Hintergrund ist eine Initiative des Lokalgremiums, angestoßen durch einen Antrag der Grünen im Gremium. "Maxvorstadt plastikfrei!" lautete der Titel des Vorstoßes, der darauf drang, den Stadtbezirk zu einer Art Plastikmüll-Modellquartier zu machen. Konkret stellten sich die Lokalpolitiker vor, in der Maxvorstadt exklusiv gelbe Tonnen einzuführen, als Testlauf für eine mögliche Ausweitung auf die ganze Stadt.

Doch die Stadtverwaltung sieht derzeit keine Chance für eine solche Insel-Lösung. Einerseits aus formalen Grünen, da die Stadt bis 2020 an Verträge mit den privaten Entsorgungsfirmen des Dualen Systems gebunden ist, wie Kommunalreferentin Frank, die auch als Erste Werkleiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) amtiert, in ihrem Brief betont. "Aus Gründen der Gleichbehandlung ist nicht vorgesehen, unterschiedliche Entsorgungssysteme in einzelnen Stadtvierteln zu etablieren", heißt es. Zudem lässt sie durchblicken, dass auch fachliche Gründe dagegen stünden. Die Recyclingquote aller Siedlungsabfälle beträgt nach ihren Angaben 55 Prozent - und im Gegensatz zu den schwer verwertbaren Kunststoffverpackungen könnten getrennt gesammelte Wertstoffe "sehr gut in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden".

Der AWM will daher weiter auf Aufklärung der Bürger setzen; die Entsorgungsfirmen haben Frank zufolge für 2020 eine Informationskampagne angekündigt. Ferner soll die Zahl der Standorte für Wertstoffcontainer sukzessive erhöht werden. Allein, völlig verworfen ist die gelbe Tonne für München damit nicht. Zuletzt hatte Frank beteuert: "Die Einführung eines gelben Systems wird der AWM fortlaufend überprüfen." Sobald der ökologische Nutzen einer größeren Sammelmenge erkennbar sei, werde dem Stadtrat ein entsprechender Entscheidungsvorschlag unterbreitet.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2019
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