Diesem Tag fiebern die Münchner Olympiaplaner entgegen, seit sich die Stadt für eine Bewerbung entschieden hat: Am 6. Juli fällt in der südafrikanischen Millionenstadt Durban die Entscheidung, ob München, Annecy (Frankreich) oder Pyeongchang (Südkorea) die Olympischen Winterspiele und die Paralympics 2018 ausrichten darf. Die Wahl der Gastgeberstadt ist der Höhepunkt des mehrtägigen Treffens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) - doch in Durban passiert noch viel mehr.
Ja, ich will sie! Unterstützerbändchen für die Münchner Bewerbung.
(Foto: dpa)Wie kommt man in die Endrunde um die Olympia-Entscheidung?
Beim IOC wird von langer Hand geplant: Wer Olympia haben will, muss sich knapp zehn Jahre vor der Austragung bewerben. Jede Stadt, die von ihrem Nationalen Olympischen Komitee unterstützt wird, kann ihr Interesse bekunden. Zu offiziellen Kandidaten werden allerdings nur jene Städte erhoben, denen das IOC die Organisation technisch zutraut.
Annecy wäre an dieser ersten Hürde fast gescheitert, durfte dann aber unter Auflagen doch mit München und Pyeongchang von der Vor- in die Endrunde wechseln. In der gut einjährigen heißen Phase vor der Entscheidung in Durban haben die Konkurrenten an ihren Konzepten gefeilt und sie in aller Welt bei IOC-Treffen präsentiert.
Wen schickt München bei der Entscheidung an die vorderste Front?
Bei der letzten Präsentation darf jede Stadt maximal zehn Vertreter schicken, und um einige Personalien machen alle Bewerber ein großes Geheimnis. Für die deutsche Delegation ist nur der Kern gesetzt: IOC-Vize Thomas Bach, Bewerbungschef Bernhard Schwank, Aushängeschild Katarina Witt und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Weil die französischen und südkoreanischen Staatschefs auch nach Durban reisen, darf natürlich Bundespräsident Christian Wulff nicht fehlen. Zum Team gehören auch zwei bis drei Sportler, fest steht bisher aber nur die blinde Biathletin Verena Bentele.
Wie läuft der Tag der Entscheidung ab?
Kommen zusätzlich ein paar Fans mit?
Ja sicher, Durban soll kein reiner Wettkampf fürs Fernsehen werden. Als prominente Zuschauer reisen zum Beispiel Innenminister Hans-Peter Friedrich, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sowie der Garmischer Bürgermeister Thomas Schmid und Berchtesgadens Landrat Georg Grabner nach Durban. Auch zahlreiche Sportbotschafter wie das omnipräsente Skilegenden-Paar Neureuther/Mittermaier fiebern mit, zudem hat die Bewerbungsgesellschaft ein Fanreise organisiert, für die sich trotz des stolzen Preises von 2018 Euro gut 150 Olympia-Begeisterte entschieden haben.
Was passiert am Tag der Entscheidung?
Ausschlafen sollten die Münchner besser vor dem 6. Juli, denn sie sind schon früh am Morgen gefragt. Um 8.45 Uhr beginnt die finale Präsentation, die samt Einmarsch und Fragerunde 70 Minuten dauert, anschließend ist eine Viertelstunde für eine Pressekonferenz der Münchner reserviert. Um 10.25 Uhr ist dann Annecy mit dem gleichen Programm an der Reihe, um 12.05 Uhr folgt Pyeongchang.
Während diese Präsentationen live in alle Welt übertragen werden, müssen die TV-Kameras anschließend abgeschaltet werden. Den Bericht der Evaluierungskommission gibt es exklusiv für die IOC-Mitglieder. Anschließend wird hinter verschlossenen Türen eine Testwahl durchgeführt - angeblich um die Anlage zu testen und um allen Funktionären das Prinzip mit den Stimmknöpfen zu erklären. Erst die Wahl ist wieder öffentlich.
Wann steht fest, ob München gewonnen hat?
Wann steht fest, wer die Winterspiele 2018 ausrichten wird?
Um 15.35 Uhr beginnt die entscheidende Viertelstunde, in der das IOC die Gastgeberstadt wählt. Spätestens um 15.50Uhr flattert das Ergebnis aus dem Drucker, doch das Papier wird sofort in einem Umschlag versiegelt. Für die Bewerber beginnt jetzt banges Warten, von dem im Zweifel nur die sicheren Verlierer ausgenommen sind: Wenn in der ersten Runde keine Stadt eine absolute Mehrheit erringt, kommt es zu einer Stichwahl.
Die Stadt mit den wenigsten Stimmen scheidet aus - und die Welt wird sofort erfahren, wen es getroffen hat. Das Endergebnis wird in einer Zeremonie verkündet, die um 17Uhr beginnt. Die Bewerbungsgesellschaft will wissen, dass IOC-Präsident Jacques Rogge den Umschlag um 17.11 Uhr öffnet. Für einen Sinneswandel bleibt dann kaum noch Zeit: Punkt 17.30 Uhr wird der Gastgebervertrag unterschrieben.
Was machen die Deutschen in Durban am Tag der Entscheidung?
Weil jede Kandidatenstadt höchstens 100 Leute mit in das Kongresszentrum ICC von Durban bringen darf, gibt es wie bei Olympischen Spielen ein Deutsches Haus - und zwar im "Moyo", einem rustikal-südafrikanischen Restaurant an der Strandpromenade.
In Luftlinie fünf Kilometern Entfernung vom ICC ist man jedoch von der Entscheidung fast so weit weg wie einige Tausend Kilometer weiter in Deutschland: Beim Public Viewing läuft auch am Indischen Ozean der Bayerische Rundfunk.
Warum ausgerechnet in Durban?
Warum ist das Treffen des IOC ein Fest für die Taxifahrer von Durban?
Natürlich wollen weder die Olympia-Trupps aus Deutschland, Frankreich noch aus Südkorea die Entscheidung nur aus dem Hotel verfolgen. Doch selbst bei kurzen Entfernungen heißt es in Durban: Nie zu Fuß gehen! Wegen der hohen Kriminalitätsrate empfiehlt das Auswärtige Amt, stets ein Handy dabeizuhaben, die Innenstadt von Durban nach Geschäftsschluss zu meiden und an Sonn- und Feiertagen nur in Gruppen durch die Innenstadt zu gehen.
Warum dann ausgerechnet Durban?
Das IOC liebt es sportlich, deshalb gibt es auch einen Wettkampf um die Ausrichtung der IOC-Jahrestreffen. Wie um Olympia kann sich jede Stadt um diesen Kongress bewerben, dann kommt eine gestrenge Evaluierungskommission und irgendwann wird gewählt... Für das 123.Treffen hat die südafrikanische Metropole Durban das Rennen gemacht - ernsthafte Sicherheitsbedenken hat also niemand.
Welche anderen Entscheidungen trifft das IOC in Durban?
Die Wahl des 2018-Gastgebers ist auch für die IOC-Mitglieder der aufregendste Teil des Treffens, das von 4. bis 9. Juli dauert. Laut IOC stehen keine weiteren wichtigen Entscheidungen an. Die Mitglieder sollen vor allem über die Vorbereitungen für die Spiele in London, Sotchi und Rio de Janeiro informiert werden, sowie über alles andere, was im vergangenen Jahr passiert ist.