Entscheidung über Isarring:Deckel drauf

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Eine leicht ansteigende Böschung an der Nord- und Südseite, ein Hügel, über den Fußgänger und Radfahrer in den Parks kommen: So sieht der Entwurf des Architekten Ludwig Herrle aus. (Foto: N/A)

Viermal wurde die Frage vertagt, am Mittwoch will der Stadtrat endlich über die Verbreiterung des Isarrings abstimmen. Damit fällt er auch eine Vorentscheidung über den Bau eines Tunnels durch den Englischen Garten. Grüne und Naturschützer werben für eine Grünbrücke - sie wäre günstiger.

Von Marco Völklein

An diesem Mittwoch soll endlich die Entscheidung fallen. Viermal haben die Fraktionen im Rathaus die Frage vertagt, vor fast zweieinhalb Wochen im Planungsausschuss gab es schließlich ein Patt: Elf Stadträte von SPD und Linke stimmten dafür, den Isarring an der Stelle aufzuweiten, eine weitere Fahrspur anzustückeln und so letztlich drei Spuren mit einer Breite von je 3,50 Meter durch den Englischen Garten in Richtung Nordwesten zu bauen.

Elf Stadträte von CSU, Grüne, FDP und Freien Wählern sprachen sich dagegen für eine provisorische Lösung mit drei Spuren von je nur drei Meter Breite aus. Wegen dieser Stimmengleichheit wird nun am Mittwoch die Stadtrats-Vollversammlung entscheiden müssen. Und wie es aussieht, dürfte die Mehrheit für die Schmalspurlösung plädieren.

Deshalb werden die Befürworter des Tunnels durch den Englischen Garten zunächst einmal aufatmen. Denn sie hatten befürchtet, dass ihre Tunnelidee beerdigt sein könnte, sollte der Stadtrat für die drei Vollspuren votieren. Doch auch wenn diese Zwischenlösung nun endlich entschieden ist - der Streit darüber, ob und - wenn ja - wie der Englische Garten wiedervereinigt werden soll, ist damit noch nicht beendet.

Grünbrücke über den Isarring

Denn die Grünen und mit ihnen der Bund Naturschutz wollen weitere Alternativen prüfen lassen - beispielsweise die einer Grünbrücke über den Isarring. Wie eine solche Lösung aussehen könnte, das hatte der Schwabinger Architekt Ludwig Herrle vor zweieinhalb Jahren schon einmal grob skizziert: Statt den Mittleren Ring in einen Tunnel unter die Erde zu verlegen, sollte seiner Meinung nach der Isarring dort bleiben, wo er ist. Links und rechts der Fahrspuren könnte man zwei 108 Meter lange Wände betonieren, oben käme ein Deckel drauf - so entstünde eine "Einhausung", in der die Autos samt Lärm verschwänden. Anschließend möchte Herrle an der Nord- und der Südseite des Bauwerks eine leicht ansteigende Böschung aufschütten, eine Art Hügel, über den Fußgänger und Radfahrer vom Nord- in den Südteil des Parks gelangen könnten. An den Tunnelportalen sollen begrünte Lärmschutzwände und Holzpalisaden den Autolärm vom Park abschirmen.

Herrles Grünbrücke wäre nur etwa 100 Meter lang statt des 400 Meter langen Tunnels, den die beiden Architekten Herrmann Grub und Petra Lejeune entwickelt haben. Sie wäre damit wesentlich günstiger und würde in der Bauphase "einen wesentlich geringeren Eingriff" in den Baumbestand vornehmen, argumentiert Grünen-Stadträtin Sabine Krieger. Auch Christian Hierneis vom Bund Naturschutz plädiert daher dafür, eine solche Lösung zumindest zu prüfen, bevor sich der Stadtrat für einen Tunnel entscheidet, der mindestens 70 Millionen Euro kosten würde. Zumal eine solche Grünbrücke auch "kürzer oder länger" als die von Herrle skizzierten Erdhügel sein könnte, sagt Krieger.

Klar ist aber: Bei allen Lösungen müssten zunächst einmal eine Menge Bäume gefällt werden, um das Bauwerk - egal, ob Tunnel oder Grünhügel - errichten zu können. Darauf hatte bereits OB Christian Ude (SPD) hingewiesen - und massive Proteste von Umweltschützern und Anwohnern prophezeit, sollte eines Tages tatsächlich im Englischen Garten losgebuddelt werden.

Bei den beiden Tunnelinitiatoren Hermann Grub und Petra Lejeune indes kommt die Idee einer Grünbrücke gar nicht gut an. Sie hatten eine solche Lösung vor einigen Jahren auch erwogen, sich dann aber dagegen entschieden. Denn auch ein begrünter Hügel würde wie eine "Barriere quer im Englischen Garten liegen", sagt Petra Lejeune - zumal er bis auf gut sieben Meter über dem Straßenniveau aufgeschüttet werden müsste. Das eigentliche Ziel, nämlich die Wiedervereinigung des 1790 von Friedrich Ludwig von Sckell an dieser Stelle eben angelegten Englischen Gartens sei so nicht zu erreichen.

Viel gravierender aber ist ein weiterer Einwand der Tunnel-Befürworter: Insbesondere auf Höhe des Seehaus-Biergartens sei gar nicht genügend Platz, um einen flach ansteigenden Erdhügel aufschütten zu können. Vielmehr müsste dort die Böschung sehr viel steiler ausfallen; an zahlreichen Stellen müssten außerdem Stützwände betoniert werden. "Sehr viel einfacher und günstiger als ein Tunnel dürfte eine solche Lösung auch nicht ausfallen", glaubt Petra Lejeune.

© SZ vom 18.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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