Unglück im Englischen Garten:„Man kann sagen, dass das ein Baum ist, der da runtergefallen ist“

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18 Meter lang und bis zu 85 Zentimeter dick ist der Ast, der am Sonntag am Schwabinger Bach auf eine 27-Jährige abstürzte. (Foto: Florian Peljak)

Der am Schwabinger Bach abgebrochene Ast ist viel größer als zunächst angenommen. Die 27-Jährige, die am Kopf getroffen wurde, wird in einer Klinik behandelt. Welche Ursache Experten vermuten.

Von Bernd Kastner

Der Ast, der am Sonntagnachmittag im Englischen Garten offenbar unvermittelt abgebrochen ist und eine Frau schwer verletzt hat, hat gewaltige Ausmaße: Etwa 18 Meter lang sei er, teilte die Polizei am Montag mit, und habe an seiner stärksten Stelle einen Durchmesser von 85 Zentimetern. „Man kann eigentlich sagen, dass das ein Baum ist, der da runtergefallen ist“, sagte ein Polizeisprecher.

Die Pappel, von der der Ast abbrach, steht im Englischen Garten am Schwabinger Bach unweit des Parkeingangs an der Veterinärstraße. Die Polizei hatte zunächst von einer Linde gesprochen, dies aber später korrigiert. Der Ast fiel am Sonntag gegen 16 Uhr auf eine 27-jährige Frau, die sich gerade im Wasser befand. Sie habe „unglaubliches Glück im Unglück“ gehabt, so beschreibt es die Feuerwehr.

Mit Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma wurde die Verletzte in eine Klinik gebracht, dort werde sie weiterhin behandelt, teilt die Polizei mit. Zunächst war von einem sieben Meter langen Ast die Rede und von einer zweiten verletzten Person. Deren Verletzung habe aber nichts mit dem Ast zu tun, erklärte am Montag ein Feuerwehrsprecher.

Auf Fotos ist zu erkennen, dass der Ast in einer Höhe von einigen Metern direkt am Stamm abbrach. Am Montagvormittag habe ein Gutachter den Baum untersucht, eine Drohne den Unglücksort gefilmt, so ein Polizeisprecher.

Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, um die Ursache des plötzlichen Abbrechens herauszufinden. Die Polizei richtete am Sonntag eine Zeugensammelstelle ein, um Näheres über den Abbruch zu recherchieren. Klar sei laut einem Polizeisprecher bereits, dass der Ast nicht manipuliert gewesen sei.

Der Ast brach direkt am Stamm der Pappel ab. (Foto: Florian Peljak)

Die für den Englischen Garten zuständige Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen teilte am Montagnachmittag mit, dass die Bäume im Park jedes Jahr von Mitarbeitenden des Kompetenzstützpunkts Baummanagement kontrolliert würden. Den betroffenen Baum habe man zuletzt am 11. Januar geprüft. Dabei sei nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Auch jetzt seien an dem abgebrochenen Ast keine Vorschäden erkennbar. „Der Holzkörper war intakt und der Ast belaubt.“ Deshalb gehe man davon aus, dass es sich um einen „Grünastbruch“ handle, „der möglicherweise durch witterungsbedingte Veränderungen der Holzfestigkeit entstanden“ sei.

Zum „Glück im Unglück“ der verletzten 27-jährigen Frau gehöre auch, teilt die Feuerwehr mit, dass andere Personen umsichtig reagiert und schnelle Hilfe geleistet hätten. Einige Passanten hoben laut Polizei den Ast an und befreiten so die Frau. Zufällig befand sich eine Ärztin am Unglücksort, sie übernahm die Ersthilfe. Sie stabilisierte die verletzte Frau und stellte sicher, dass sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes versorgt wurde.

Wegen der vielen Menschen im Park war zunächst ein großes Aufgebot an Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr angerückt. Der Unglücksort wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Menschen waren Zeugen des Unglücks. Mehrere Kriseninterventionsteams betreuten die Betroffenen.

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