Süddeutsche Zeitung

Ende der Amtszeit von Gabriele Weishäupl:Das Tourismusamt - bald Geschichte?

Gabriele Weishäupl geht bald in den Ruhestand - und einen Nachfolger für sie in dieser Position wird es wohl nicht geben. Eine neue Gesellschaft soll das München-Marketing betreiben.

Astrid Becker

Seit 1985 ist sie die Chefin des Tourismusamtes, im April nächsten Jahres geht Gabriele Weishäupl in Ruhestand - und einen Nachfolger für sie in dieser Position wird es wohl nicht geben.

Nach Informationen der SZ gibt es vertrauliche Pläne, sie durch eine Art Abteilungsleiter zu ersetzen, die Vermarktung der Stadt künftig auszuweiten und völlig neu aufzustellen. Wie das Ganze allerdings finanziert werden soll und in welcher Organisationsform, steht noch nicht fest. Seit mittlerweile einem Jahr tagt in dieser Frage ein Arbeitskreis hinter verschlossenen Türen.

Daran beteiligt sind Wirtschaftsreferent Dieter Reiter und zwei seiner Mitarbeiter sowie Vertreter der Wirtschaft und deren Verbände, des Münchner Hotelgewerbes und der City Partner, die vor allem die Händler in der Innenstadt repräsentieren. Teilweise soll auch Gabriele Weishäupl an den Treffen teilgenommen haben.

Vordergründig war es zunächst gar nicht um die Nachfolge der langjährigen Tourismusamts-Chefin gegangen; vielmehr führte eine Diskussion um die Einführung der Bettensteuer zu den Treffen. Wie berichtet, hatte sich gerade die Tourismusbranche vehement gegen diese Abgabe gewehrt, weil sie nur Geld in die Stadtkasse spülen sollte statt dem Zweck zu dienen, die Destination München besser zu vermarkten.

Aus dem Streit um die Bettensteuer wurde schließlich ein uraltes Thema in der Stadtpolitik neu aufgelegt: die von der Branche und einst sogar von Weishäupl selbst geforderte Privatisierung des Tourismusamtes und dessen Umwandlung in eine GmbH. Diese Forderung stieß damals jedoch bei der Stadt noch auf taube Ohren. Oberbürgermeister Christian Ude hatte in dieser Frage stets auch damit argumentiert, die Branche wolle zwar mitreden, aber selbst keinen finanziellen Beitrag leisten. Mittlerweile scheint nun Bewegung in die Sache gekommen zu sein.

Bereits auf dem Oktoberfest deutete Ude an, dass städtische Veranstaltungen und Feste, die bisher Sache des Tourismusamts waren, außerhalb der Verwaltung betreut und organisiert werden könnten. Am Rande des Deutschen Tourismustages am Donnerstag sprach Ude nun deutlichere Worte.

Ziel sei, das Erscheinungsbild der Stadt "über Bier und Wiesn hinaus" zu erweitern - und zwar um Aspekte wie Kultur, Wissenschaft und Aktivitäten für junge Menschen. Dafür müssten die Erfahrungen aller Akteure in der Tourismusbranche zusammengefasst werden, um die geeignete Marketingstrategie für die Stadt zu finden.

Überlegungen dafür liefen bereits in besagter Arbeitsgruppe. Erst wenn die Strategie festgelegt sei, könne man auch über den Finanzbedarf und die geeignete Organisation oder Gesellschaftsform reden, sagte Ude. Ihm zufolge geht es aber um eine Ausweitung des Marketingetats, der von der Branche mitfinanziert werden soll: "Ein Mitspracherecht ohne zu zahlen, das kann nicht sein."

Die Branche ist dem Vernehmen nach sogar bereit, Gelder aufzubringen - offenbar aber nur, wenn die Bettensteuer endgültig vom Tisch ist. Dies aber will die Stadt nicht garantieren. Klar ist also bisher nur eines: Die Stelle von Gabriele Weishäupl wird es in der jetzigen Form künftig wohl nicht mehr geben.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2011/sonn
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