Zwischen Welten:Im Licht der Solidarität

Lesezeit: 2 Min.

SZ-Kolumnistin Emiliia Dieniezhna auf der deutsch-ukrainischen Partnerschaftskonferenz in Leipzig. (Foto: Julia Krakau)

Unsere Kolumnistin lernt auf der deutsch-ukrainischen Partnerschaftskonferenz in Leipzig, wie wichtig neben der materiellen Hilfe die moralische Unterstützung für Kommunen in ihrer Heimat ist.

Von Emiliia Dieniezhna

Bürgermeister sind nicht nur engagiert, sondern auch einfallsreich, wenn es darum geht, ihre Freunde in den ukrainischen Partner-Gemeinden zu unterstützen. Der eine fährt mit seinem Privatwagen an die polnische Grenze, um Hilfsgüter zu transportieren, der andere reist nach Frankreich, um dort Stromgeneratoren zu kaufen und in die Ukraine zu schicken. Das sind nur zwei Beispiele dafür, was Rathauschefs machen, um zu helfen. Genauso sammeln sie bei ihren Bürgern Spenden, planen die Logistik und nicht zuletzt: Viele machen sich selbst auf den Weg, um die Menschen in den Partner-Gemeinden auch moralisch zu unterstützen. Wenn ich davon höre, bewegt mich das immer sehr.

Die ukrainischen Amtskollegen berichten, wie wichtig ihnen der Kontakt mit den deutschen Partnern und das Engagement der Menschen ist. Dadurch fühlten sie sich gestärkt durchzuhalten. Viele ukrainische Bürgermeister berichten auch, wie beeindruckt sie sind, weil sie E-Mails von ihren deutschen Kollegen häufig mitten in der Nacht erreichen. Das zeige, wie bedeutend der Kontakt ihren Partnern sei und helfe, weiter stark zu bleiben.

Woher ich das alles weiß? Ich schreibe diese Kolumne aus Leipzig, wo sich seit Montag bis zu diesem Mittwoch deutsche und ukrainische Bürgermeister und ihre Teams zur kommunalen Partnerschaftskonferenz treffen. Auch Pullach, wo ich wohne, hat genauso wie München eine ukrainische Partnergemeinde.

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In Leipzig sprechen die Bürgermeister über ihre Erfahrungen und Möglichkeiten, die Ukraine auf regionaler Basis beim Wiederaufbau zu unterstützen. In diesem Jahr verzeichnet die Konferenz eine Rekordzahl an Teilnehmenden. 700 Personen werden erwartet - ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den ukrainischen Kommunen, die die deutschen Partner täglich bekunden.

Für die ukrainischen Bürgermeister und ihre Mitarbeitenden in den Verwaltungen ist all das wichtig, um die herausfordernde Arbeit im Kriegsalltag zu leisten. Sie tragen Verantwortung für Gemeinden, die mehr oder weniger regelmäßig bombardiert werden. Sie kümmern sich um Tausende Binnenflüchtlinge und planen den Wiederaufbau. Sie müssen Familien Trost spenden, die Angehörige im Krieg verloren haben. Ich mag mir kaum vorstellen, wie schwierig diese Arbeit ist, aber die ukrainischen Bürgermeister machen sie gut.

Das Netzwerk der Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Kommunen wird von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) betreut. Diese Stelle gehört zur gemeinnützigen GmbH Engagement Global, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung arbeitet. Die Schirmherrn des Netzwerks sind Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky. Beide werden auf der Konferenz sprechen.

Übrigens: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges ist das Netzwerk der Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Kommunen beachtlich gewachsen - von 72 auf inzwischen 186. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Gemeindefreundschaften entstehen.

Mich würde es sehr freuen, wenn deutsche Kommunen, die noch nicht in diesem Netzwerk sind, darüber nachzudenken, ob sie nicht auch Teil dieser großen Solidargemeinschaft werden möchte. Von den hiesigen Bürgermeistern höre ich, dass es einem das Gefühl gibt, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.

Emiliia Dieniezhna, 35, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation NAKO, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie einmal wöchentlich eine Kolumne über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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