Zwischen Welten:Der Schlüssel zum Lernerfolg

Lesezeit: 2 Min.

Emiliia Dieniezhna (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))

Wie gut digitale Geräte ukrainischen Kindern beim Deutschlernen helfen, wird unserer Kolumnistin während eines Schulbesuchs von Markus Söder und Kultusministerin Anna Stolz bewusst.

Von Emiliia Dieniezhna

Besuch aus der Politik hatten wir in der vergangenen Woche an meiner Schule in der Elisabeth-Kohn-Straße, wo ich als Lehrerin arbeite. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und seine Kultusministerin Anna Stolz wollten sich darüber informieren, wie die Digitalisierung in einer Pilotschule vorangeht. Eine solche ist nämlich unsere Mittelschule. Dafür schauten Söder und Stolz in der Deutschklasse einer Kollegin vorbei. Dort lernen Kinder, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind, Deutsch, bevor sie eine Regelklasse besuchen können.

Der Unterricht sei gut gelaufen, berichtete meine Kollegin im Anschluss. Alle seien brav und fleißig gewesen. Ich bin davon überzeugt, dass das für die Kinder eine echte Herausforderung war, sich in Anwesenheit des Ministerpräsidenten von ihrer besten Seite zu zeigen. Sicher und unaufgeregt zeigten sie sich jedoch im Umgang mit Tablets und interaktiver Tafel. Digitalisierung ist für die Kinder in den Deutschklassen alltägliches Handwerk und für uns Lehrerinnen und Lehrer Routine. Wir nutzen digitale Technik regelmäßig.

Ministerpräsident Markus Söder und Kultusministerin Anna Stolz besuchen die Mittelschule an der Elisabeth-Kohn-Straße, an der unsere SZ-Kolumnistin eine Brückenklasse unterrichtet. Die Schule nimmt am Pilotversuch "Digitale Schule der Zukunft" teil. Hier lernen die Kinder erfolgreich mit Tablets. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ich unterrichte eine Brückenklasse. Die ist vergleichbar mit den Deutschklassen, wird aber ausschließlich von ukrainischen Kindern besucht. Aus meiner Arbeit weiß ich, welche große Hilfe es ist, digitale Technik zur Verfügung zu haben. Solche Klassen sind oft sehr heterogen, sowohl kulturell als auch das Niveau ihrer Deutschkenntnisse betreffend. Voriges Jahr habe ich alle zwei Wochen einen neuen Schüler oder eine neue Schülerin bekommen. Der Zustrom der Geflüchteten aus der Ukraine war damals enorm.

Viele dieser Kinder konnten kein Wort Deutsch, während andere, die schon länger hier waren, bereits ganz gut Deutsch sprachen. Deshalb kam immer wieder die Frage auf, wie wir Lehrerinnen und Lehrer es schaffen, die Kinder trotz des unterschiedlichen Sprachniveaus gemeinsam zu unterrichten. Dabei helfen uns Tablets, damit können wir den neuen Schülerinnen und Schülern digitale Aufgaben stellen oder ein interaktives Sprachspiel anbieten, mit dem sie schneller und mit Freude Deutsch lernen.

In meiner Brückenklasse hat sich die Situation auch dank der digitalen Unterstützung mit der Zeit stabilisiert. In den Deutschklassen schaffen es meine Kolleginnen und Kollegen täglich aufs Neue, die Klassen zusammenzuhalten und den Kindern etwas beizubringen. Wie gut, dass digitale Geräte und verschiedene Apps den Unterricht spannender machen können, besonders wenn den Schülern die Motivation ausgeht. Digitalisierung in der Schule ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg in der Bildung. Ich bin froh, dass das an unserer Schule bereits Alltag ist und wir gut mit digitalen Geräten ausgestattet sind - nicht nur in den Deutschklassen, sondern in allen Klassen.

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Nachdem Markus Söder und Anna Stolz sich verabschiedet hatten, wurde mir wieder einmal bewusst, was für tolle Kolleginnen und Kollegen ich habe, die hoch qualifiziert sind und jeden Tag digitalisierte Elemente in ihren Unterricht hineintragen. Wie schade, dass es längst nicht genug solche Lehrerinnen und Lehrer gibt, die professionell digital unterrichten können. Ohne Quereinsteiger ist das durch den Personalmangel nicht zu schaffen. Zudem braucht es nicht nur die Technik, sondern auch die Fortbildung, um die Geräte im Unterricht vernünftig einzusetzen. Das sollte auf der Prioritätenliste der Kultusministerin ganz oben stehen, wenn sie Digitalisierung an Schulen effektiv implementieren will.

Emiliia Dieniezhna, 35, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation NAKO, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie einmal wöchentlich eine Kolumne über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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