EM in München:Friedensbotschaft vor dem Fußballmatch

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Der ehemalige ukrainische Nationalspieler Andrij Schewtschenko wird zur Demo auf dem Wittelsbacher Platz erwartet. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Ukrainer in München wollen vor dem Spiel ihrer Nationalmannschaft gegen Rumänien an diesem Montag daran erinnern, dass viele Sportler an der Front für die Freiheit ihrer Heimat kämpfen. Zur Demo auf dem Wittelsbacher Platz wird auch ein prominenter Gast erwartet.

Von Emiliia Dieniezhna

An diesem Montag beginnt auch für die ukrainische Nationalmannschaft die Europameisterschaft mit ihrem Auftaktspiel gegen Rumänien in München. Schon seit Tagen bereiten sich die Fans darauf vor, die Aufmerksamkeit für den Fußball zu nutzen, damit der Krieg nicht vergessen wird.

Am Samstag haben Fußballbegeisterte aus der Ukraine gemeinsam mit Menschen aus anderen Ländern an einem „Internationalen Tag der Freundschaft, der Begegnung und des Erinnerns“ an der KZ-Gedenkstätte Dachau teilgenommen. Ein Ort unfassbaren Schreckens, an dem Häftlinge dennoch immer wieder Fußball spielen konnten. In der Versöhnungskirche hatte die Gruppe dann Gelegenheit zum Gespräch mit Zeitzeugen.

Organisiert wurde der Besuch von der Initiative „!NieWieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball“, der Evangelischen Versöhnungskirche und der KZ-Gedenkstätte. Das Leitmotiv lautete „Nie wieder Dachau! Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“. Für Ukrainer ist das schmerzlich aktuell. Wir erleben hautnah, wie Europa und seine Werte, und dazu gehört auch der Sport, bekämpft werden.

Am Montagvormittag um 10.30 Uhr ruft die ukrainische Gesellschaft zusammen mit dem Fußballverband der Ukraine (Fans Embassy Ukraine) zu einer Demonstration am Wittelsbacher Platz auf. Ziel ist es, daran zu erinnern, dass in der Ukraine weiter Krieg herrscht und es nur dank der ukrainischen Armee möglich ist, dass unsere Fußballnationalmannschaft bei der EM dabei sein kann.

In der ukrainischen Community werden zahlreiche Fahnen und Banner für die Demo vorbereitet. Auch der berühmte ukrainische Fußballspieler Andrij Schewtschenko wird zu der Demo erwartet, bei der auch zu Spenden aufgerufen wird. Das Geld wird in die Ukraine überwiesen, um Familien der im Krieg gefallenen Sportler zu unterstützen.

Nach der Demo ziehen die Ukrainer, die in München leben, und die, die für das Fußballspiel nach München gekommen sind, gemeinsam zum Stadion. Der Fußmarsch wird vom FC Ukrajina München e. V. organisiert, ebenfalls mit der Botschaft, dass die Ukraine weiterhin die Unterstützung Europas braucht. Im Anschluss schauen wir gemeinsam das Spiel, entweder im Stadion, in der Fanzone im Olympiapark oder beim Public Viewing in der Ukrainischen Freien Universität.

Was der Krieg für den ukrainischen Sport bedeutet, zeigt aber auch eine Kunstinstallation, die auf dem Wittelsbacher Platz zu sehen sein wird. Zu sehen sind die ausgebombten Sessel des Stadions in Charkiw, wo das ukrainische Nationalteam einst trainiert hat.

Emiliia Dieniezhna, 35, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation Nako, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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