EM-Fußballspiele:Indiskutabler Druck der Uefa auf München

"Zuschauer im Stadion? Reiter bleibt vorsichtig" vom 13. April über die Frage, ob die Stadt München zur geplanten Fußball-Europameisterschaft Zuschauer ins Stadion lassen würde:

Ein tödliches Spiel treibt der europäische Fußballverband Uefa mit der Stadt München. Ein wenig erinnert einen die Forderung, Zuschauer zuzulassen (bei Spielen der geplanten Fußball-EM im Juni; d. Red.), wenn die Spiele in München stattfinden sollen, an die Sci-fi-Filmreihe "die Tribute von Panem" mit den "Hungerspielen": Wer am meisten tötet, gewinnt. Es ist absolut unmoralisch und menschenverachtend, die Fußballspiele an die Städte zu verteilen, die (die meisten) Zuschauer zulassen und natürlich damit das Risiko von Infektionen und damit verbunden mit den Toten und Langzeitkranken in Kauf nehmen. Das Argument, im Stadion habe sich noch nie jemand angesteckt oder man könne es kontrollieren, wie vergleichbar auch von vielen anderen Interessengruppen angeführt wird, ist dümmlich. Viele kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und Rauchergruppen können nur schwerlich Masken anbehalten.

Es ist ein ähnlich krankes Argument, wie es von manchen Gruppierungen, leider auch von der FDP und deren Vertretern Kubicki und Lindner vertreten wird: Solange noch Plätze auf der Intensivstation frei sind, können wir großzügig öffnen. Vor der Konsequenz dieser Aussage allerdings drücken sich Kubicki und ähnlich Denkende: 30 Prozent der Intensivpatienten sterben, circa zehn Prozent der Überlebenden haben langdauernde Folgeerkrankungen. Das Argument der Uefa und ähnlich von Kubicki mit den freien Intensivbetten heißt eigentlich: Solange wir Betten haben, in denen Patienten sterben können, aber wenigstens unter ärztlicher Betreuung, möchten wir unsere Geschäfte weiterführen. So schwierig es sicher für manche Branchen ist, Ziel sollte es natürlich sein, möglichst keine Intensivbetten zu benötigen. Ohne Stadionzuschauer wäre es schon ein kleiner Beitrag dazu - und Fußball ist ja letztlich doch nur eine Nebensache.

Dr. Hans Jungk, München

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