Die Sitze in den Landesfarben gelb und blau sind gebrochen oder zerfetzt, Rückenlehnen fehlen. Sie wurden zerstört von russischen Granaten, so steht es auf dem Plakat dahinter auf dem Wittelsbacherplatz in München, auf dem die Teile einer Tribüne eines Fußballstadions aus Charkiw aufgebaut sind. Vor den mitgenommenen Stuhlreihen steht Andrij Schewtschenko, einst ein Weltstar des Fußballs und heute Präsident des ukrainischen Fußballverbands.
Seine Mannschaft starte nun in die Europameisterschaft, sagte er vor dem Spiel gegen Rumänien am Montag, aber seine Gedanken seien auch „bei den Millionen von Soldaten“, die die Heimat gegen die russischen Angreifer verteidigten.



Die große Bühne der Europameisterschaften möchten Schewtschenko und seine Landsleute nicht nur nutzen, um zu zeigen, dass sie auf dem Fußballfeld kämpfen können. Sie wollen den Fans ins Gedächtnis rufen, dass die Menschen in der Ukraine ums Überleben kämpfen.
Deshalb hat der Verband die zerstörten Sitzreihen aus dem Stadion Sonyachny mitgebracht, in dem sich einst die Niederländer 2012 auf die Fußball-EM in der Ukraine und später das Nationalteam auf seine Spiele vorbereitet hat.
Mehrere hundert Fans sind gekommen, viele in den Landesfarben gekleidet oder gleich mit dem Trikot der Nationalmannschaft, um Solidarität mit ihren Soldaten zu zeigen, aber auch um die Menschen hier aufzurütteln, dass mehr Hilfe nötig sei. „Wir brauchen schwere Waffen“, hatte Daria Gold, die Organisatorin der Demonstration, vor Schewtschenkos Auftritt von der Bühne neben den Stadionsitzen gerufen. Nur so könne die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen.
Auch der Ex-Fußballstar sprach vom Gewinnen, jeder Sieg der Mannschaft mache auch den Menschen Mut. Teil der Europameisterschaft zu sein, sei „sehr wichtig“ für die Ukraine. Die zerstörte kleine Tribüne wird am Freitag zum zweiten Spiel der Ukraine dann auch in Düsseldorf ausgestellt.