Kritik:Lustvoll im Zwielicht

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Elsa Dreisig und ihr Pianist Jonathan Ware entführen in die 1920er-Jahre.

Von Klaus Kalchschmid

Ach wie schön, wenn eine (Opern-)Sängerin nicht nur die intime Form des Kunstlieds perfekt beherrscht, sondern auch die vermeintlich "leichte Muse". So Elsa Dreisig im Studio 2 des BR-Funkhauses mit Musik aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, vornehmlich solcher der "Goldenen Zwanzigerjahre". Zusammen mit dem großartig klangsinnlich und stilistisch äußerst vielfältig spielenden Jonathan Ware am Flügel begann sie mit vier der "Sieben frühen Lieder" Alban Bergs, die sie herrlich geschmeidig und lupenrein artikulierend sang.

Vertonungen von Gedichten aus Tristan Klingsors "Shéhérazade" auf Französisch folgten. Zwischen die "Mélodies" von Maurice Ravel unter dem gleichnamigen Titel waren zwei Lieder von Charles Koechlin platziert: Auch hier stellten die lyrische Sopranistin und der phänomenal differenziert agierende Pianist ein fein aufeinander abgestimmtes, sich gegenseitig animierendes Duo dar.

Die zweite Konzert-Hälfte begann erneut mit Liedern auf Deutsch, dem op. 22 von Erich Wolfgang Korngold. Alban Berg durchaus verwandt, besitzen sie in ihrer ebenfalls erweiterten Tonalität freilich eine ganz andere Aura. Wieder eine neue Welt tat sich auf mit vier Liedern von Amy Beach (1867 - 1944): "In the Twilight" mit seinem klavieristisch mächtig aufschäumenden Ozean und "Springtime", dem wunderbar luftig tänzerischen "The Singer" wie dem ekstatischen "Mine Be The Lips".

Gerne hätte man mehr davon gehört, aber dann wäre ja keine Zeit gewesen für Kurt Weills "Alabama Song" und "Surabaya-Johnny" oder George Gershwins "The Man I love" und "I'll Build A Stairway To Paradise". Die jetzt viel bodenständiger fabulierende Dreisig nahm dazu auf einem Barhocker Platz, und Ware spielte so famos locker, als säße er in einer verrauchten Kneipe. Mit Gershwins "I Got Rhythm" war dann leider schon Sperrstunde, denn den beiden hätte man ewig lauschen wollen.

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