Elisabethplatz:Eine Reise durch den Tag

Wer den Elisabethplatz in Schwabing begreifen will, muss sich Zeit nehmen.

Christof Rührmair

Alle reden vom Gärtnerplatz, es gibt Plätze, die ebenso schön sind - die SZ hat sie in lockerer Reihenfolge vorgestellt.

Elisabethplatz

Der Elisabethplatz

(Foto: Foto: Rumpf)

Der Elisabethplatz mit seinem im Süden angrenzenden Markt ist ein Ort für den ganzen Tag. Wer erst nach Feierabend dorthin kommt, hat das Beste vielleicht schon verpasst. Die morgendlichen Frühstücksholer am Wochenende zum Beispiel, die - noch verschlafen - in der Bäckerei am Markt Semmeln holen, vielleicht auch noch ein bisschen Käse oder auch Wurst in den Ständen nebenan. Auf dem Rückweg nimmt sich so mancher eine Zeitschrift am Kiosk an der Nordostecke mit.

Später kommen dann die einkaufenden Hausfrauen, prüfen die Auslagen der Gemüsestände, kaufen Tomaten, Salat, Zucchini für das Mittagessen. Es ist wie die etwas kleinere und bodenständigere Variante des Viktualienmarktes: Keine Touristen, weniger Exotisches - und vor allem niedrigere Preise. Verlockend und appetitlich sehen die Dinge, die es hier zu kaufen gibt, dennoch aus. Und wenn Mütter oder Väter ihre Kinder zum Einkaufen mitnehmen sollten, können die sich solange auf dem kleinen Spielplatz austoben, der von mehreren großen Bäumen beschirmt wird. Mit seiner altertümlich aussehenden Rutsche bildet er die Mitte des Platzes.

Wochentags strömen in den Pausen die Pennäler der beiden benachbarten Schulen in Scharen auf Platz und Markt, um sich Essen zu holen. Später setzen sie sich an die Brotzeittische oder stehen in kleinen Grüppchen an der Westseite des Platzes, gleich gegenüber den Toren, in denen sie kurz darauf wieder zum Unterricht verschwinden müssen.

Am Nachmittag gehört der Platz dann wieder den Einkäufern und Spielplatzbesuchern, bevor der kleine Biergarten an der Ostseite erwacht. Seltsam organisch in die Bepflanzung des Platzes eingefügt und teilweise hinter Büschen versteckt, fällt er tagsüber nicht immer sofort in den Blick. Erst abends, wenn die Lichter angehen, Gesprächsfetzen herüberwehen und das Klappern und Klirren von Gläsern und Tellern beginnt, wird jetzt der Biergarten zum lebendigen Zentrum des Elisabethplatzes, während der Markt mit seinen geschlossenen Ständen still in der Dunkelheit liegt.

Die Brotzeittische am Westende sind deswegen noch lange nicht verlassen, einige Jugendliche oder Studenten sitzen noch hier, trinken ein Bier, vielleicht wollen sie gleich noch ausgehen. Bei ihnen ist es dunkler, die Geräusche des Biergartens wehen wie weit entfernt herüber. Die Stimmung erinnert an einen Ort gerade außerhalb eines Dorffestes.

Noch ein bisschen sitzenbleiben am Elisabethplatz, bevor es spät nach Hause geht. Die Zeit dafür muss man sich nehmen, wenn man ihn begreifen will.

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