Die Airbus Group und Siemens wollen in Zukunft die Entwicklung elektrisch angetriebener Luftfahrzeuge zusammen bestreiten. Am Donnerstag kamen die Vorstandsvorsitzenden beider Unternehmen, Tom Enders (Airbus Group) und Joe Kaeser (Siemens), auf dem Ludwig-Bölkow-Campus zusammen, um ihr Kooperationsvorhaben zu besiegeln.
In Anwesenheit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner und der Berliner Staatssekretärin Brigitte Zypries unterzeichneten beide eine Forschungsvereinbarung. "Der Hightech-Standort München wird einen wesentlichen Beitrag für die Zukunft der Luftfahrt spielen", prophezeite Aigner - sie setzt große Hoffnung auf die Technologieforschung.
Bis zum Jahr 2020 wollen Siemens und Airbus zeigen, dass verschiedene elektrische und hybride Antriebssysteme machbar sind. Dafür soll ein Team von rund 200 Wissenschaftlern beider Partner an der Entwicklung der neuen Flugzeuggeneration forschen. "Unser Ziel ist es, den CO₂-Ausstoß durch ökologische Technologien erheblich zu senken", sagte Siemens-Chef Kaeser. Für ihn sei die Kooperation ein Meilenstein auf dem Weg zur Senkung der Emissionen weltweit.
Die Partnerschaft ist bisher auf fünf Jahre ausgelegt - eine Verlängerung ist schon im Blick: "Wir könnten uns im Anschluss ein Gemeinschaftsunternehmen vorstellen", meinte Airbus Group Vorsitzender Enders. Für den Weg zum ökologischem Fliegen hätten beide Unternehmen einen "satten dreistelligen Millionensumme" investiert.
Was der Elektromotor bisher leisten kann
Vor einem Jahr gelang Entwicklern von Siemens erstmals die Konstruktion eines neuartigen Elektromotors. Dieser schafft durch seine Leistung die Basis für den Einbau in Passagierflugzeuge mit Hybridantrieb für rund 80 Personen. Ein komplett autarkes, elektroangetriebenes Flugzeug sei in der ersten Phase noch nicht denkbar, hieß es.
Vielmehr sei eine Kombination von Triebwerk und Elektroantrieb angestrebt. "Wir stehen am Anfang und werden zunächst die Technologien entwickeln, bevor es dann konkret um den Flugzeugbau geht", sagte Enders. Am Standort München wurden dafür bereits die Weichen gestellt. Hier soll bis 2018 ein eigenes Gebäude für die E-Aircraft-Forschung gebaut werden. In einem Forschungslabor wollen die Wissenschaftler nach passenden Materialien suchen. Leicht, robust und umweltfreundlich sollen sie sein.
Geforscht wird in den Bereichen 3-D-Druck, an der Oberflächenbeschaffenheit und an innovativen Schweißmethoden. "Durch den 3-D-Druck können wir beispielsweise bei einem Triebwerksbauteil von 240 Einzelteile auf ein bis zwei Teile reduzieren", sagte Steffen Bayer, Leiter der Prozesstechnologie von Airbus Defense & Space. Dadurch werden auch die Flugzeugteile immer leichter - ein Vorteil für den Elektrobau. Denn je schwerer das Flugzeug, desto höher sei auch der Energieaufwand.
Kritiker bemängeln die Leistungsschwäche von elektrobetriebenen Fahrzeugen. Im Vergleich zum Elektroauto habe ein Elektroantrieb beim Flugzeug einige Vorteile, sagte Frank Anton, Leiter des Aircraft-Teams von Siemens: "Man kann genau berechnen, wann das Flugzeug Schubkraft braucht." Beim Auto sei dieser Vorgang vom Fahrverhalten abhängig und damit weniger planbar. Ob die Aufgabe, elektronisch hybride Flugzeuge zu fertigen, gelingt, wird die Forschung in München zeigen. Airbus Vorstand Enders zeigt sich zuversichtlich: "Wir stellen uns auf eine langfristige Kooperationspartnerschaft mit Siemens ein."