Elektroautos:Gegen den Strom fahren

Spezialfahrzeuge der Straßenreinigung in München, 2012

Für viele Fahrzeuge gibt es gar keine Elektro-Alternative, zum Beispiel für Laster: der Fuhrpark der städtischen Straßenreinigung.

(Foto: Catherina Hess)

Die Stadt und ihre Gesellschaften finden E-Mobile richtig gut - solange sie nicht selbst welche kaufen müssen

Von Dominik Hutter

In der schönen neuen Autowelt wird leise und umweltfreundlich über die Straßen geschnurrt. Das leidenschaftliche Bekenntnis zur Elektromobilität fehlt in keiner politischen Sonntagsrede. Auch die Stadt München will mit gutem Beispiel vorangehen, das Rathaus hat sich die entschlossene Umstellung der kommunalen Fahrzeugflotte zum Ziel gesetzt. Der Weg dorthin ist allerdings noch so weit, dass ihn das durchschnittliche E-Auto wohl kaum ohne mehrmaliges Nachladen zurücklegen könnte. Eine Umfrage unter den städtischen (oder anteilig städtischen) Gesellschaften hat ein wenig ermutigendes Ergebnis erbracht: Von gut 1500 Fahrzeugen sind bislang ganze 63 elektrisch angetrieben. Der größte Auto-Eigner, die Stadtwerke, hat nur zehn E-Autos in seinem 884 Fahrzeuge umfassenden Portfolio. Beim Flughafen sind es acht von 310. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die das Rathaus auf Initiative der SPD befragt hat, besitzt noch kein einziges Exemplar.

Am guten Willen mangelt es nicht. Alle 17 Gesellschaften beteuern ihr Interesse an umweltfreundlichen Antrieben. In den kommenden Jahren ist der Kauf von 210 E-Autos geplant. Immerhin. Angesichts der Größe des Fuhrparks klingt das aber immer noch überschaubar. Die kommunalen Unternehmen befinden sich übrigens in bester Gesellschaft: Von den rund 2200 Fahrzeugen, die direkt der Stadt München oder ihren Eigenbetrieben gehören, rollen erst 18 mit Strom. Zwei davon sind Gabelstapler.

Die Gründe für das Zögern der städtischen Gesellschaften dürften privaten Autobesitzern bekannt vorkommen: Elektroautos seien zu teuer, hätten eine zu geringe Reichweite, es gebe zu wenige Modelle und die Zahl der Ladesäulen lasse zu wünschen übrig. Bei Lastwagen gebe es noch gar keine Alternative zum Diesel. Der Flughafen weist zudem darauf hin, dass beim Elektroauto angesichts des deutschen Strommixes noch immer 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer entstehen, was "noch lange nicht optimal" sei.

Die Stadtwerke bemängeln das Fehlen einer Elektrovariante des Fahrzeugtyps Mercedes Sprinter, also eines typischen Lieferwagens. Die "mangelnde Modellverfügbarkeit" sei neben den hohen Anschaffungskosten das Hauptproblem. Dazu kommt: Die Batterien von Elektroautos wiegen so viel, dass die wegen diverser Einbauten ohnehin schon sehr schweren Dienstfahrzeuge kaum noch etwas zuladen können. Bei "Münchenstift" sorgt man sich ums Nachtanken: Da die Dienstfahrzeuge viel unterwegs sind, müssten sie zumindest beim Parken stets an der Ladesäule stehen. Was schwer zu bewerkstelligen wäre: Die Autos sind meistens am Straßenrand rund um die jeweiligen "Münchenstift"-Häuser geparkt.

Vielen Unternehmen sind die Fahrtstrecken zu lang. Die Stadt rechnet damit, dass Elektroautos nur bis zu einer täglichen Strecke von 80 Kilometern wirtschaftlich sind. Das reicht für manchen Gewofag-Hausmeister nicht aus. Das Wohnungsunternehmen hofft nun auf den technischen Fortschritt. Beim Volkstheater könnte der Kauf eines Elektrovehikels allenfalls zusätzlich erfolgen - für Fahrten innerhalb der Stadt. Denn bei Gastspielen würden weiterhin herkömmliche Autos benötigt. Auch der Park-and-Ride-GmbH reicht für die häufigen Touren ins Umland die Reichweite des "Stromers" nicht aus. In der Stadt dagegen sei gar kein Auto erforderlich - dafür besitzt das Unternehmen MVV-Jahrestickets.

Was nicht in der Statistik auftaucht: Der Flughafen verfügt über 180 elektrische Abfertigungsfahrzeuge sowie 84 Hybridschlepper. Und auch die Stadtwerke-Tochter MVG besitzt einen beeindruckenden Elektro-Fuhrpark: 113 Trambahnen und 562 U-Bahn-Wagen.

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