Einzelhandel:München braucht eine Quote für kleine Läden

Ausverkauf in der Münchner Innenstadt.

Sale in the city: Nur die großen Läden können sich heruntergesetzte Preise leisten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Investoren sollten Läden zu günstigen Mieten an kleine Händler vermieten müssen. Davon würden auch die großen Ketten profitieren.

Kommentar von Pia Ratzesberger

Die Aufregung ist immer dann besonders groß, wenn eine neue Kette nach München kommt: Primark eröffnet! Disney! Der erste Store! Arket! Edited! Zara Home! Die Meldungen werden auf Facebook hundertfach geteilt, und am Tag der Eröffnung warten Fans vor verschlossenen Türen darauf, bis sie endlich einkaufen dürfen. Das ist das Paradoxon der Innenstädte.

Einerseits klagen alle, dass sich eine Kaufingerstraße in München und eine Mönckebergstraße in Hamburg immer ähnlicher werden. Andererseits bricht Jubel aus, wenn sich wieder einmal ein Konzern in der Innenstadt einmietet - man fühlt sich anscheinend geschmeichelt, wenn sich die internationalen Ketten für den eigenen Wohnort interessieren. Eine Großstadt aber kann nur Großstadt bleiben, wenn sie beides hat: die Filialen der bekannten Ketten, die man aus Barcelona und New York kennt, und die kleinen Geschäfte, die es nur in München gibt. Deshalb braucht es für sie eine Quote in der Innenstadt.

Der Wohnungsmarkt in München ist schon lange für seine Mischung bekannt, in Neubaugebieten müssen mindestens 30 Prozent geförderte Wohnungen entstehen. Wenn in der Innenstadt neu gebaut wird, sollte man die Investoren zu einem ähnlichen Anteil verpflichten. Sie sollten 30 Prozent der Verkaufsfläche an inhabergeführte Geschäfte abgeben und das zu günstigeren Mieten als am freien Markt.

Sonst wird die Stadt immer öder, schon heute findet sich an der Kaufingerstraße kaum ein kleiner Händler mehr. Wenn Menschen aber immer mehr im Internet einkaufen, werden diese Geschäfte noch wichtiger. Bei den großen Unternehmen kann man in ebenso großen Onlineshops bestellen - warum also fährt man noch in die Innenstadt? Wegen all der Dinge, die man nur dort bekommt.

Die Stadt vermietet in ihren eigenen Gebäuden wie dem Rathaus oder dem Ruffinihaus zwar zu niedrigeren Mieten an kleine Läden, aber das reicht nicht. Das sind zu wenige Immobilien, um das Stadtbild zu verändern. Und von einer Quote würden nicht nur die kleinen Händler profitieren, sondern am Ende auch die Filialisten. Denn eine Innenstadt mit vielen verschiedenen Geschäften zieht mehr Menschen an als eine mit den immer gleichen Schildern.

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