Wirtschaft in München:Münchner Einzelhändler unterschätzen die Digitalisierung

Weihnachtsshopping Einhändler Onlineshopping

Dieser Tage ist die Fußgängerzone voll, trotzdem ist für die Händler die Konkurrenz im Netz groß.

(Foto: Jan A. Staiger)
  • Viele Händler stehen dem Internet noch immer argwöhnisch gegenüber, wie eine Studie der Commerzbank herausfand.
  • Nur 26 Prozent der Händler in München verkaufen heute sowohl im Internet als auch in einem Laden.
  • Als größte Probleme sehen die Händler den Fachkräftemangel und die Konkurrenz aus dem Internet.

Von Pia Ratzesberger

Manche Läden gibt es doppelt, einmal in der Innenstadt und einmal im Internet. Dallmayr zum Beispiel, das Sporthaus Schuster oder Hirmer oder MyMuesli. Doch diese Läden sind noch immer die Ausnahme. Die meisten der Einzelhändler in der Stadt, nämlich 65 Prozent, verkaufen ihre Waren alleine in ihrem Laden, heißt es in einer neuen Studie der Commerzbank. Der Einzelhandel hat in Sachen Internet noch immer viel nachzuholen - auch viele Jahre, nachdem die ersten Onlineshops eröffnet haben.

Nur 26 Prozent der Händler in München verkaufen heute sowohl im Internet als auch in einem Laden. Wobei zu dieser Gruppe schon dazugehört, wer seinen Kunden anbietet, im Internet zu bestellen, selbst wenn die Ware dann zwingend im Laden abgeholt werden muss. Der Handel unterschätze die Digitalisierung, sagt Thomas Vetter. Er leitet die Niederlassung München-Nord der Commerzbank, seine Bank hat deutschlandweit mehr als 3000 Händler befragt und davon hundert in München. Nicht nur aus dem klassischen Einzelhandel, den Läden aus der Innenstadt, sondern zum Beispiel auch Versicherungsmakler oder Kfz-Mechaniker.

Bei der Bank begründet man die Auswahl damit, dass in diesen Bereichen gehandelt werde, also Produkte an einen Endverbraucher verkauft werden. Man lege den Begriff weit aus. Die Bank hat nicht nur eigene Kunden befragt, sondern auch Kunden anderer Banken. Sie alle eint, dass sie im Jahr einen Umsatz von bis zu 15 Millionen Euro machen.

Wenn die Händler nach ihren größten Problemen gefragt werden, nennen sie als Erstes den Fachkräftemangel. Als Zweites aber die Konkurrenz aus dem Internet, obwohl nur wenige von ihnen versuchen, dagegen anzusteuern und sich womöglich selbst im Digitalen ein Geschäft aufzubauen. Von den Händlern, die im Internet unterwegs sind, haben die meisten eine eigene Webseite, teils auch einen eigenen Onlineshop, wie oft ist nicht genau erhoben worden. Nur wenige Händler nutzen Plattformen wie Ebay oder Amazon für ihren Verkauf und um Kunden anzusprechen, sind die meisten auf Facebook unterwegs. Noch nicht aber auf Instagram, das gerade unter jungen Leuten das bedeutendere Netzwerk ist.

Viele Händler stehen dem Internet und den Veränderungen, die es mit sich bringt, noch immer argwöhnisch gegenüber. Doch ihre größte Befürchtung hat sich bisher nicht bewahrheitet: dass wegen der Onlineshops weniger Menschen in die realen Geschäfte gehen würden. Mehr als 40 Prozent der Münchner Händler gaben in der Umfrage an, dass heute sogar mehr Kunden zu ihnen in den Laden kämen als noch vor fünf Jahren. Jeder Dritte sagte, dass in etwa gleich viele Kunden kämen wie früher, und nur um die 20 Prozent klagten über weniger Andrang. Für die Tage vor Weihnachten gilt diese Aussage wahrscheinlich nicht.

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