Einzelhändler unzufrieden:Für die Jahreszeit zu mau

Einzelhändler unzufrieden: Enttäuscht vom Weihnachtsgeschäft: Münchens Einzelhändler.

Enttäuscht vom Weihnachtsgeschäft: Münchens Einzelhändler.

(Foto: Stephan Rumpf)

Für Winterkleidung ist es zu warm, für Bequeme ist der Online-Einkauf einfacher: Münchens Einzelhändler klagen über mäßige Umsätze im Weihnachtsgeschäft. Ihre letzte Hoffnung ruht auf den Last-Minute-Shoppern.

Von Karoline Meta Beisel

Jetzt soll es dieser Montag richten: Das Weihnachtsgeschäft lief bislang eher mau, nun hoffen die Münchner Händler auf den Brückentag, an dem viele nicht mehr arbeiten müssen. "Wir glauben, dass es dann noch mal richtig abgehen wird, weil viele Leute keine Lust haben, am letzten Adventssamstag in die Stadt zu gehen", sagt Bernd Ohlmann, der Sprecher des Handelsverbandes Bayern. Schon jetzt ist aber absehbar, dass die Weihnachtssaison für die Einzelhändler in diesem Jahr eher enttäuschend war.

"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren eigentlich gut", sagt Wolfgang Fischer vom Innenstadt-Händlerverband City Partner, "darum hatten sich viele mehr erwartet." Besonders schlecht sei das Geschäft für Wintersportartikel und Kleidung gelaufen. Es sei im Advent einfach zu warm gewesen und daher niemand so recht in Winterstimmung. "Ich sag' mal so: Wenn Sie noch einen Skianzug brauchen, es wären wohl noch welche da", sagt Fischer. Für Bayern hatte der Einzelhandelsverband sogar ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro vorhergesagt. "Aber das werden wir wohl auch am Montag und Dienstag nicht mehr erreichen", sagt Bernd Ohlmann.

Neben dem Wetter ist auch der Zuwachs im Online-Handel verantwortlich für die eher enttäuschenden Umsätze in den Geschäften. Der Einzelhandelsverband rechnet damit, dass im Online-Handel die erwarteten Umsätze sogar noch übertroffen werden. Allerdings ist nicht jeder Euro, der im Internet ausgegeben wird, für die Münchner Händler verloren. "Wir schätzen, dass mittlerweile ein Drittel der Münchner Geschäfte einen eigenen Web-Shop hat", sagt Ohlmann, die großen Sportläden etwa oder auch das Modehaus Lodenfrey. So ist zum Beispiel der Buchhändler Hugendubel mit dem bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäftes "sehr zufrieden". Geschäftsführerin Nina Hugendubel: "Für eine abschließende Beurteilung ist es aber jetzt noch zu früh, denn wir erwarten mit dem Montag noch einen weiteren starken Verkaufstag."

Andere Münchner Läden profitieren sogar vom Online-Handel, weil er ihnen Einnahmequellen eröffnet, die sie vorher nicht hatten. So ist es zum Beispiel bei Dallmayr. "Es gibt uns ja nur in München, wir haben keine Filialen", sagt Sprecherin Sunny Randlkofer. "Durch unseren Web-Shop haben wir viele Kunden in der ganzen Welt dazugewonnen, das freut uns natürlich sehr." Das Logistikzentrum von Dallmayr habe allein im November und Dezember mehr als 40 000 Geschenke verschickt.

Auch im Stammhaus in der Dienerstraße herrscht zur Weihnachtszeit Hochbetrieb. "Gestern waren mehr als 20 000 Besucher in unserem Geschäft", sagt Sunny Randlkofer. 1500 Einkäufe pro Stunde zählen die Kassen. Dafür sind 100 Mitarbeiter gleichzeitig im Einsatz. Außerhalb des Weihnachtsgeschäfts seien es nur 60. Besonders gefragt seien Lachs, Langustenschwänze und Hummer. Allein an den letzten beiden Verkaufstagen - Montag und Heiligabend bis 14 Uhr - werde etwa mehr als eine Tonne Lachs aus der eigenen Manufaktur verkauft.

Bei den nicht essbaren Weihnachtsgeschenken sind neben Spielsachen und Büchern vor allem Gutscheine gefragt. Laut Christian Zimmermann, dem Manager der Pasing Arcaden, sind dort in diesem Jahr gut 30 Prozent mehr Gutscheine verkauft worden als im vergangenen Jahr: "Die Leute haben keine Lust mehr auf Umtauscharien." Dazu passt, dass nach Angaben des Einzelhandelsverbandes Bayern nur noch fünf Prozent der Geschenke umgetauscht würden - allein bei Spielzeug seien die Quoten höher, weil Kinder seltener Gutscheine geschenkt bekommen.

Christian Zimmermann findet Gutscheine zwar unpersönlicher als andere Geschenke. Dafür erkennt er eine soziale Komponente: "Am Montag stehen die ganzen Männer mit panischem Blick hier in den Arcaden, ich will mich davon gar nicht ausnehmen. Dann schaut man sich tief in die Augen - und versteht sich", sagt der Arcaden-Chef.

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