Lange Zeit war der in den späten Neunzigerjahren mit einem Millionenzuschuss des Bundes zweckgebunden für eine kulturelle Nutzung um- und ausgebaute Keller der Unionsbrauerei in der Einsteinstraße ein Problemkind. Einzig der Jazzclub Unterfahrt florierte, nebenan scheiterte ein Konzept nach dem anderen. Bis der Unterfahrt-Vorstand die Faxen dicke hatte und 2012 mit einer eigenständigen gemeinnützigen Unternehmergemeinschaft das „Kulturzentrum Einstein“ gründete. Mit der erfahrenen Kulturmanagerin Vivian Peruth als Geschäftsführerin kam Zug in die Sache.
Freilich bewegte sich alles trotzdem aus vielen Gründen auf einem bescheidenen Niveau. Und auch das war jetzt in Gefahr, als Peruth im vergangenen Sommer das Einstein verließ, um sich um den Aufbau des neuen „13er Bürger- und Kulturtreff“ in Bogenhausen zu kümmern. So nahm Unterfahrt-Vorstand Michael Stückl jetzt zumindest vorerst die Zügel beziehungsweise die Geschäftsführung selbst in die Hand. Und versucht mit seinem Team, das Einstein mit dem Unterfahrt-Programm entlehnten oder es ergänzenden Konzerten neu zu beleben.
Zwei neue Reihen hat man dafür soeben aus der Taufe gehoben: „Einsteins Piano“ heißt die eine, die einmal im Monat an einem Montag Pianisten zu Solo-Konzerten in die Halle 4 holt. Die Reihe wurde unlängst bereits mit Ethan Iverson – dem langjährigen Pianisten der amerikanischen Kult-Band The Bad Plus – eröffnet. Als Nächstes wird am 28. April Michel Reis antreten. Der 42-jährige Luxemburger gehört – ob solo, mit dem Trio Reis/Demuth/Wiltgen oder an der Seite von Stars wie Joshua Redman – seit Jahren zu den herausragenden europäischen Pianisten.
Auf ihn folgt am 28. Mai einer der Größten der heimischen Szene: der Augsburger Tim Allhoff. Mit wuchtig-melodischem Trio-Jazz machte er sich einen Namen, Anfang der 2010er-Jahre gewann er den Neuen Deutschen Jazzpreis und zweimal den Echo Jazz. Zuletzt freilich hat er sich immer stärker der Klassik zugewandt, mit der er aufgewachsen ist. Ob man ihn nun unter Jazz, Pop oder Klassik verortet, interessiert Allhoff nicht. Er will mit seiner Musik berühren, und das wird ihm auch an diesem Abend gelingen.
„Swing Manouche“ ist der Titel der zweiten Reihe. Sie schmiegt sich also an die Gypsy-Swing-Welle an, die sich dem Erbe eines Django Reinhardt verpflichtet fühlt und seit einiger Zeit nicht nur in München boomt. Die Ehre der Eröffnung hat am Freitag, 21. März, der junge, aber schon preisgekrönte Allgäuer Gitarrist Elias Prinz, der hier mit seinem um Streicher erweiterten Trio sein Debütalbum „Dinalie Mineure“ präsentiert.
Weiter geht es dann am 11. April mit dem Munich Quartet des in London lebenden italo-amerikanischen Gitarristen Giacomo Smith, am 17. Mai mit der katalanischen Sängerin Maria Pascual und ihrem Begleittrio Kind of Gypsies des italienischen Gitarristen Giangiacomo Rosso und schließlich am 6. Juni mit der Munich Connection von Joscho Stephan, der mit seinem modernen, vieles einbeziehenden Spiel aktuell der vielleicht spannendste Vertreter des Manouche ist.