Einlass in Discos:Rassismus an der Clubtür

Security im "Hard Rock Cafe" in München, 2012

Welche Rolle spielt die Hautfarbe bei der Entscheidung eines Türstehers, wer in den Club gelassen wird?

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Menschen mit dunkler Hautfarbe werden im Nachtleben häufig abgewiesen, das ergibt zumindest der Test eines Vereins

Von Inga Rahmsdorf

Ist es für Menschen mit dunkler Hautfarbe schwieriger, von einem Türsteher in einen Münchner Club eingelassen zu werden, als für Besucher mit heller Hautfarbe? Um dieser Frage nachzugehen, hat das Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern an zwei Abenden im November einen Test im Münchner Nachtleben gemacht und das Ergebnis nun veröffentlicht. Demnach wurden die Personen mit dunkler Hautfarbe häufig an den Clubtüren abgewiesen, während die mit heller Hautfarbe fast immer durchgelassen wurden. "Die Tests haben leider ergeben, dass das Problem des Rassismus im Münchner Nachtleben weiter besteht", bilanziert das Netzwerk, bei dem es sich um einen Verein handelt, der im März von etwa 40 Mitgliedern ins Leben gerufen wurde.

Vor zweieinhalb Jahren hatten Mitglieder des Ausländerbeirats mehrere Tests gemacht und damit eine Diskussion über Rassismus im Münchner Nachtleben angestoßen. Hamado Dipama, Mitglied des Ausländerbeirates, hatte mehrere Clubs verklagt, weil er wegen seiner Hautfarbe nicht eingelassen worden war. Er gewann zwei Prozesse, verlor zwei und bei dreien einigte man sich auf Vergleiche. Das Netzwerk gegen Rassismus wollte nun mit dem weiteren Test prüfen, ob sich die Einlasspolitik in Münchner Clubs seitdem verbessert hat.

Zwei Menschen mit heller, zwei mit dunkler Hautfarbe und zwei Beobachter haben Angaben des Netzwerkes zufolge jeweils an einem der beiden Testabende teilgenommen. Am 14. November seien die Personen mit dunkler Hautfarbe in 14 von 20 Clubs nicht eingelassen worden, während die mit heller Hautfarbe nur einmal abgewiesen worden seien. Bei dem zweiten Test am 28. November seien die beiden Personen mit dunkler Hautfarbe an 14 von 25 Diskotheken abgewiesen worden, während die anderen in keinem der 25 Clubs abgewiesen worden seien. Die Türsteher hätten die Absagen meist damit begründet, dass es eine Gästeliste gebe, es zu voll sei oder auch damit, dass keine Erklärung notwendig sei. "Dieses Ergebnis hat meine Menschenwürde tief verletzt", sagt Boubacar Bah, einer der Teilnehmer des Tests. Er sei in einem Fall sogar verbal und körperlich angegriffen worden.

Zu dem aktuellen Test könne er nichts sagen, sagt David Süß vom Vorstand im Verband der Münchner Kulturveranstalter, er kenne ihn noch nicht. Grundsätzlich sei so ein Test aber schwierig, weil es auf viele Faktoren ankomme, wann ein Türsteher eine Person durchlasse und eine andere Person nicht. Für seinen eigenen Club, das Harry Klein, gebe es keine Anweisung, auf jemanden mit dunkler Hautfarbe anders zu reagieren als auf jemanden mit heller Hautfarbe. Das heiße aber auch nicht, dass alle Menschen mit dunkler Hautfarbe eingelassen werden würden, ebenso wenig wie alle mit heller Hautfarbe. Der Verband der Münchner Kulturveranstalter engagiere sich gegen Rassismus und habe nach den Vorwürfen 2013 auch das Gespräch mit dem Ausländerbeirat gesucht. Er unterstütze außerdem den Vorschlag, Türsteher und junge Menschen mit dunkler Hautfarbe in einem Projekt zusammenzubringen, um sich gemeinsam mit dem Thema zu beschäftigen. "Wir sollten uns für ein Miteinander einsetzen und daran arbeiten", sagt Süß. Das gehe auch gar nicht anders in einer Stadt, in der 50 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund haben.

So ein Test sei schwierig, sagt auch Jakob Faltenbacher, Betreiber der Milchbar. "Im Nachleben gibt es so viele Feinheiten, auf die es ankommt." Er betont auch, dass es in der Milchbar noch nie solche Schwierigkeiten gegeben habe, auch 2013 seien Testpersonen dort nicht abgewiesen worden. Faltenbacher negiert aber nicht, dass es Rassismus an Clubtüren gibt. "Ich fürchte schon, dass es jemand mit dunkler Hautfarbe einen Tick schwerer hat, reinzukommen", sagt er. Es sei aber grundsätzlich auch schwierig, weil man den Türstehern zwar sagen könne, dass niemand wegen seiner Hautfarbe nicht durchgelassen werde. Im Einzelfall entscheide aber immer der Türsteher, und der habe nicht viel Zeit und könne die Entscheidung auch nur aufgrund seiner Erfahrungswerte und seines Gefühls treffen.

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