Der bayerische Handelsverband (HBE) hält nicht viel vom Vorstoß der beiden großen deutschen Warenhäuser, Kaufhof und Karstadt, jeden Sonntag die Geschäfte öffnen zu dürfen. "Unser Verband spricht sich entschieden gegen eine generelle Sonntagsöffnung aus", sagt Geschäftsführer und Pressesprecher Bernd Ohlmann. "Die Sonntagsöffnung muss die Ausnahme bleiben."
Die Zahl der bislang durch das Landesgesetz vorgesehenen vier verkaufsoffenen Sonntage pro Jahr zu erhöhen, lehnt der HBE strikt ab. Allerdings sollte es für diese vier Tage Rechtssicherheit geben. Im Moment sei diese nicht gewährleistet. Aufgrund von Klagen der Gewerkschaft Verdi kippte der bayerische Verwaltungsgerichtshof mehrere bereits anberaumte verkaufsoffene Sonntage, zuletzt in Augsburg. Auch in München wurde die Sonntagsöffnung zum Stadtgründungsfest nach einer Klage abgesagt.
Ladenöffnungszeiten:Auch in München kann man nach 20 Uhr noch einkaufen
Aber wie viele Menschen tun das überhaupt? Und was nehmen sie mit? Fünf Beispiele.
Kaufhof und Karstadt, die prominentesten Vertreter der Initiative "Selbstbestimmter Sonntag", wollen sich die Sonntagsöffnung nun nicht mehr von Verdi und Gerichten vorschreiben lassen, sondern eine breite gesellschaftliche Debatte darüber lostreten. Die soll trotz der klaren Position des HBE explizit auch in Bayern und besonders in München geführt werden. Michael Noss, der Filialgeschäftsführer von Karstadt am Münchner Bahnhofplatz mit monatlich 500 000 Besuchern, sagt: "Wir erleben regelmäßig die Enttäuschung der vielen Touristen, die von einer Weltstadt wie München selbstverständlich mehr Gelegenheiten zur Sonntagsöffnung erwarten, sei es für einen Einkaufsbummel oder, um zum Beispiel ein geändertes Kleidungsstück abzuholen." Auch viele Münchner empfänden es als Bevormundung, dass sie sonntags zwar mit der Familie Eis essen oder in den Biergarten gehen dürfen, aber nur in Ausnahmefällen shoppen dürften.
Noss hält das für nicht mehr zeitgemäß. "Ich finde, man sollte heute frei wählen dürfen, ob man arbeitet oder einkauft." Der Bedarf sei offensichtlich. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen oder Berlin/Brandenburg führen heute schon in großer Zahl sonntags in die Niederlande oder nach Polen zum Einkaufen. Die Münchner hätten diese Möglichkeit nicht. Die Entfernungen sind zu groß und in Österreich und der Schweiz ist der Sonntag strenger als in den Niederlanden und Polen geregelt.
Kaufhof und Karstadt wollen die Freigabe aller Sonntage daher auch für Bayern durchsetzen. "Diese Forderung gilt bundesweit und ist völlig unabhängig von aktuell bestehenden Regelungen in den Bundesländern und Kommunen", sagt Armin Devender, Verkaufschef von Galeria Kaufhof und HBC Europe. "Wir verstehen sie als grundsätzliche Haltung, um bestehende Wettbewerbsverzerrungen abzubauen und die Entscheidungsfreiheit für Verbraucher zu erhöhen."