Einführung:Nachvatikanisch sozialisiert

Achim Budde leitet nun offiziell die Katholische Akademie

Von Monika Maier-Albang

Die neue Zeit muss zwischendurch mal hinaus, vielleicht aufs Klo. Vielleicht ist es ihr auch nur ein bisschen langweilig geworden bei so viel Gerede. Also geht die Mutter mit einem der beiden kleinen Mädchen kurz vor die Tür des Saals, in dem 650 Gäste verfolgen, wie der Papa unter anderem von Kardinal Reinhard Marx in sein Amt eingeführt wird. Achim Budde, 49, ist seit Freitag offiziell Leiter der Katholischen Akademie in Bayern. Zum ersten Mal steht damit kein Priester an der Spitze der Einrichtung, die die sieben bayerischen Bistümer seit 1957 als "Forum der offenen Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen der Zeit auf der Basis des christlichen Glaubens" unterhalten.

"Akademie in den 20er Jahren" ist der Abend überschrieben. Da muss man ein wenig denken, bis man draufkommt, dass das Richtung Zukunft gedacht ist. Und diese Zukunft soll der Neue verkörpern, der Florian Schuller nachfolgt. Der 71-Jährige war im Oktober nach 18 Jahren als Akademieleiter verabschiedet worden. Achim Budde ist Theologe, habilitierter Liturgiewissenschaftler, er stammt aus Worms und hat seit 2007 die Bildungsstätte auf Burg Rothenfels am Main in Unterfranken geleitet. Die Stelle in München hatte die Akademie bundesweit ausgeschrieben, für Männer und Frauen, für Menschen mit Weiheamt und ohne. Budde hatte an die 60 Mitbewerber, er brauchte das Nihil obstat, die Unbedenklichkeitsbescheinigung der Bischöfe, aber entschieden hat über die Personalie die Akademieleitung, so viel Freiraum muss schon sein.

Nun haben sie da einen Klugen sitzen, wie es scheint, einen, der reden kann und den ersten Applaus dafür erntet, dass er sich als nachvatikanisch sozialisiert beschreibt. "In einer Kirche ohne Konzil könnte ich keine liturgische Heimat finden", sagt Budde. Er wird eine Gratwanderung hinbekommen müssen - das treue Publikum halten, neues finden. "In manchen Alterssegmenten sind wir deutlich besser aufgestellt als in anderen", sagt Budde, der ja nicht der erste ist, der versucht, kirchliche Einrichtungen zu verjüngen. Andere Milieus will er erreichen, die "neuen selbstbewussten, autoritätskritischen Leitmilieus", die Akademie soll dazu "diskursiver werden und partizipativer". Wie das gehen könnte? "Weniger frontale Bühnenveranstaltungen", verspricht Budde, eine "respektvolle Streitkultur", die mit Argumenten überzeugt. Na dann Kirche, auf in die 20er-Jahre!

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