Eine Million Euro Spenden gesammelt:Sie meinen's ernst mit dem Spaß

Eine Million Euro Spenden gesammelt: Aktivisten in Sachen komische Kunst: Gerhard Polt, Eckart von Hirschhausen und Peter Gaymann (von links) setzen sich dafür ein, dass im Schlachthofviertel ein Humormuseum etabliert wird.

Aktivisten in Sachen komische Kunst: Gerhard Polt, Eckart von Hirschhausen und Peter Gaymann (von links) setzen sich dafür ein, dass im Schlachthofviertel ein Humormuseum etabliert wird.

(Foto: Robert Haas)

Ein Verein will in München ein interaktives Humormuseum einrichten, nun unterstützt sie auch der populäre TV-Moderator Eckart von Hirschhausen. Ob die Stadt dafür aber die alte Viehmarktbank am Schlachthof öffnet, ist unklar

Von Wolfgang Görl

"Körper und Geist kommen im Lachen zusammen", sagt der Mediziner, Entertainer und Kabarettist Eckart von Hirschhausen. Und er fügt hinzu: Im Humor liegt "politischer, sozialer und medizinischer Sprengstoff" - kein Sprengstoff, der den Menschen schadet, sondern einer, der ihn befreit, der gesund macht und Spannungen löst. Nicht zuletzt deshalb engagiert sich der populäre TV-Moderator jetzt auch für das Projekt "Forum Humor und komische Kunst", dessen Ziel es ist, eine Art interaktives Humormuseum in München zu etablieren. Als Standort hat der Förderverein, dem neben vielen anderen prominenten Künstlern und Persönlichkeiten auch Gerhard Polt, der ehemalige Chef des Literaturhauses Reinhard G. Wittmann und Marianne Wille angehören, das leer stehende Gebäude der ehemaligen Viehmarktbank im Schlachthofviertel auserkoren. Für die künftige Nutzung des sanierungsbedürftigen Hauses bewerben sich aber auch andere soziale oder künstlerische Initiativen. Wer den Zuschlag erhält, entscheidet der Stadtrat.

Für die Freunde des Humorforums ist es natürlich gut, nun noch einen populären Mitstreiter zu haben. Ebenfalls dabei sind beispielsweise der Kabarettist Frank-Markus Barwasser, der Zeichner Rudi Hurzlmeier und der Filmregisseur Marcus H. Rosenmüller. Was Hirschhausen zum Gelingen des Projekts beitragen könnte, demonstrierte er am Dienstag bei einer bühnenreifen Pressekonferenz: Sehr viel Witz natürlich, aber auch Überlegungen und Forschungsergebnisse zum Thema "Humor und Gesundheit", die in die Feststellung münden: "Denn Lachen ist tatsächlich die beste Medizin, wirkt nachweislich gegen Schmerzen und baut seelische Widerstandskraft, sprich Resilienz, auf." Diesen Effekt hat auch der Cartoonist Peter Gaymann festgestellt, ein weiterer Forumsaktivist: "Gerade wenn es uns schlecht geht, kann der Humor eine entkrampfende, heilende Wirkung haben."

Zudem, so Hirschhausen, sei Humor ein hervorragendes Mittel gegen Populisten und Hassprediger. Derartige Ideologen seien sofort identifizierbar durch ihre Humorlosigkeit - ein Aspekt, den auch Gerhard Polt hervorhebt: Als er, Polt, die "verbissenen Gesichter" der Pegida-Demonstranten in Dresden gesehen habe, sei ihm die Frage gekommen: "Ist Demokratie ohne Humor denkbar?" Seine Antwort lautet: "Nein. Dort, wo der Spaß aufhört, befindet sich das, was wir uns nicht wünschen." Um derlei Einsichten zu vertiefen, aber auch um eine Kulturgeschichte des Humors auf vergnügliche Weise unter die Leute zu bringen, "braucht München so ein Forum". Das jedenfalls sagt Hirschhausen, und so sehen es auch Polt und Gaymann.

"Es soll ein Mitlach- und Mitmachmuseum werden", erläutert Marianne Wille vom Förderverein. Und die ehemalige Viehmarktbank, fügt Wittmann hinzu, "eignet sich hervorragend für dieses Konzept, das Kultur- und Sozialeinrichtung in einem sein könnte". Geplant ist, eine Dauerausstellung im Obergeschoss einzurichten, die sich in verschiedenen Kabinetten mit Humor in vielfältigen Erscheinungsformen, etwa Film, Malerei, Musik, Rundfunk, Fernsehen, Literatur und vielem mehr, beschäftigt. In den unteren Räumen gäbe es Wechselausstellung, die großen Künstlern ebenso gewidmet sein könnten wie etwa der Geschichte des Derbleckens auf dem Nockherberg. Die Sammler Meisi und Helmut Grill haben zugesagt, ihre umfangreiche Sammlung satirischer Kunst in eine Stiftung einzubringen, auch wollen viele Künstler Werke zur Verfügung stellen. Zudem liegen Privatspenden in Höhe von einer Million Euro für das Projekt vor.

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