"Eine Frau mit berauschenden Talenten":Immer der Spürnase nach

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Tierliebe oder Eigennutz? Die Arabisch-Dolmetscherin Patience Portefeux (Isabelle Huppert) holt sich den ausgedienten Polizeihund namens DNA aus dem Heim. Er hat ein feines Näschen für unerlaubte Substanzen. (Foto: Neue Visionen Filmverleih)

"Eine Frau mit berauschenden Talenten": Isabelle Huppert steigt als Dolmetscherin der Polizei ins Drogengeschäft ein. Die ewig unergründliche französische Schauspielerin ist die Attraktion des Films.

Von Josef Grübl

Wenn es wirklich stimmt, dass das Leben die besten Geschichten schreibt, dann hat dieser Fall ein gutes Timing: Erst vor wenigen Tagen wurde über einen Kokain-Skandal bei der Münchner Polizei berichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 21 Beamte, sie sollen in Drogengeschäfte verstrickt sein. Keine beste Geschichte, obwohl sie direkt aus dem Leben gegriffen ist. Über Rauschgiftverbrechen in Polizeikreisen kann man auch unterhaltsamer erzählen, so wie es der Franzose Jean-Paul Salomé in seiner Komödie Eine Frau mit berauschenden Talenten macht: Bei ihm spielt Isabelle Huppert eine Arabisch-Dolmetscherin namens Patience, die bei der Polizei arbeitet, bei Verhören dabei ist und Protokolle ins Französische übersetzt.

Nebenbei kümmert sie sich um ihre alte Mutter, die im Pflegeheim lebt. Die Kosten dafür kann sie eigentlich nicht mehr aufbringen, auch sonst meint das Leben es nicht immer gut mit der Mittfünfzigerin. Als sich die Gelegenheit ergibt, dass sie etwas abzwacken kann von der heißen Fracht, deren Transport ihr Dezernat gerade beobachtet, greift Patience also zu. Und da sie bei der Polizei ein- und ausgeht, kann sie auch auf deren Apparat zugreifen: Dank GPS-Tracking weiß sie, wann und wo die Rauschgiftlieferung gerade ist, dank ihres Jobs kriegt sie die abgehörten Gespräche der Dealer zu hören. "Für die Ermittlung irrelevante Unterhaltung" tippt sie dann in den Computer, so trickst sie auch ihre Kollegen aus. Außerdem besorgt sie sich einen ausgedienten Polizeihund, vorgeblich aus Tierliebe, tatsächlich ist so eine Spürnase im Leben einer Drogendealerin eine große Hilfe. Und eine solche wird Patience auch: Denn die Beute ist sehr viel größer als erwartet, plötzlich sitzt sie auf einer Lastwagenladung Haschisch, das sie kurzerhand im Keller ihres Mietshauses zwischenlagert und das sie auf sehr kreative Art unter die Leute bringt. Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht: Filme mit braven Frauen, die ins Drogengeschäft einsteigen, gab es schon einige, die britische Komödie Grasgeflüster etwa oder das französische Pendant Paulette.

Die Attraktion dieses Films ist die ewig unergründliche Isabelle Huppert, die sich für die Übergaben verkleidet, mit Sonnenbrillen und Hidschabs. Das macht sie großartig, auch wenn man diese Araberinnen-Nummer fremdenfeindlich finden kann - zumal die Verbrecher Nordafrikaner und Araber sind. Aber immerhin wurde diese Geschichte nicht vom Leben geschrieben: Die Filmvorlage dachte sich die Krimiautorin Hannelore Cayre aus.

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Eine Frau mit berauschenden Talenten , Regie: Jean-Paul Salomé

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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