Süddeutsche Zeitung

Ballung seit Jahresbeginn:Die Einbrecher sind zurück

Die Polizei stellt wieder vermehrt Delikte im Stadtgebiet fest - das Niveau von 2019 ist aber noch nicht wieder erreicht.

Von Anita Naujokat

Home-Office, Reisebeschränkungen und Ausgehsperren, bedingt durch die Corona-Pandemie, hatten Einbrechern zuletzt das Leben schwer gemacht. Nach "einem absoluten Tiefstand" 2020 und 2021 verzeichnet das zuständige Dezernat jetzt wieder vermehrt Einbrüche, die sich auf das Niveau von 2019, also in Zeiten von vor Corona hinbewegen.

Tendenziell lägen sie aber noch darunter, sagt Volker Hemmert, Leiter des Kommissariats 53, das für Einbruchsdelikte in Wohnungen und Häuser zuständig ist. Von einem "Rieseneinbruchsgeschehen" könne man nicht sprechen, zumal die Delikte seit 2015 stark rückläufig seien. Doch für jeden Betroffenen sei es ein Alptraum.

Auch die Ballung in jüngster Zeit - seit Ende des Jahres registrierte die Polizei allein im Stadtgebiet knapp 30 Einbrüche, dabei auch drei Versuche - hält Hemmert für nicht ungewöhnlich. Zudem sei es noch zu früh, um zu sagen, ob dabei neben einzelnen Beschaffungskriminellen und Dieben auch Banden am Werk seien. Was es den Ermittlern im Vergleich zu anderen Delikten schwer macht: Es gebe keine Täter-Opfer-Beziehung, sagt Hemmert. Einbrecher begingen ihre Taten nach dem Zufallsprinzip und suchten günstige Gelegenheiten.

Deswegen könne man auch kaum besonders gefährdete Stadtviertel lokalisieren. Die Täter streiften umher, spähten nach geeigneten Objekten, wo kein Licht brenne, Rolläden länger zugezogen seien, niemand auf Klingeln reagiere. Gekippte Fenster seien nahezu eine Einladung. In der Regel wolle der Einbrecher keine Konfrontation und nur schnell wieder verschwinden. "Das generiert nur wenig Ermittlungsmöglichkeiten."

Die Spurensicherung ist der wichtigste Baustein der Ermittlung

Eine davon - Hemmert nennt sie den Big Player - ist die Spurensicherung. DNA-Material, Finger- und Fußspuren helfen Tatort-Zusammenhänge zu vergleichen und zu prüfen. Die Polizei sei aber auch auf Mitteilungen angewiesen, die abgeglichen und innerhalb einer Serie sozusagen übereinandergelegt werden, um Übereinstimmungen oder Abweichungen zu erkennen. Video- und Fotoaufnahmen oder Handyalarme seien ein weiterer Baustein. Und dann gebe es noch die Sachfahndung, wenn Gestohlenes wieder auftauche.

"Um eine Serie zu erkennen, müssen wir schnell sein", sagt Hemmert. Reisende Täter etwa hielten sich nur wenige Tage an einem Ort auf. Sobald sie Aufklärungsstreifen wahrnähmen, erhöhte Polizeipräsenz und Kontrolldruck spürten, wichen sie schnell auf andere Gebiete aus. So wie bei den jüngsten Fällen, die anfangs eher im Münchner Westen waren und sich jetzt in den Norden verlagert haben. Seit Freitag gab es vier Einbrüche in Moosach und einen Versuch in Allach.

Erkenntnisse gewinnen die Ermittler auch über die Vergleiche beim Modus Operandi. Etwa ob Täter bei den Einbrüchen professionell oder eher dilettantisch vorgegangen sind. In den jüngsten Münchner Fällen steche bislang nichts Besonderes heraus, gebe es ganz unterschiedliche Spuren.

Doch auch die Opfer können zu einer schnellen Aufklärung beitragen. Hemmert rät, nicht zuerst Nachbarn, Angehörige oder Freunde im Fall eines Einbruchs zu benachrichtigen, sondern erst den Notruf 110 zu wählen. "Sonst gehen wertvolle Minuten verloren."

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