Sie waren spezialisiert auf noble Altbauwohnungen mit hölzernen Eingangsflügeltüren - jetzt ist einer Einbrecherbande offenbar genau dieses Alleinstellungsmerkmal zum Verhängnis geworden. Die Münchner Polizei hat am Donnerstag mutmaßliche Mitglieder einer georgischen Bande auf frischer Tat festgenommen. Die drei Einbrecher waren bereits kurz vor der Rückreise in ihr Heimatland. Mit vollen Koffern - mindestens zehn Einbrüche binnen gut drei Wochen gehen auf das Konto der Bande. Ermittler schließen nicht aus, dass die Gruppe nicht auf eigene Rechnung handelte, sondern als Teil der "Russisch-Eurasischen Organisierten Kriminalität" (REOK) zu betrachten ist.
"Auffällig stark ist ... nicht nur in Bayern die Anzahl registrierter Diebes- und Einbrecherbanden mit georgischen Tätern", stellten Landeskriminalamt (LKA) und Generalstaatsanwaltschaften im vergangenen Jahr in ihrem Lagebild zur Organisierten Kriminalität fest. Demnach gibt es laut LKA mehrere dauerhaft in Bayern lebende georgisch-stämmige kriminelle "Autoritäten", die unmittelbare Kontakte zur obersten Führungsebene (Eigenbezeichnung "Diebe im Gesetz") der georgischen Mafia unterhielten und die selbst lokal als Führungspersönlichkeiten und "Streitschlichter" unter den zahlreichen georgischen Eigentumskriminellen anerkannt seien.
Ob die in München gefasste Einbrecherbande in solche Strukturen eingebunden war, wollen die Ermittler um Kriminaloberrat Holger Schmidt nun im Kontakt mit georgischen Behörden herausfinden. "Das ist die Frage, die wir uns auch stellen", sagte Schmidt am Montag. Der mutmaßliche Haupttäter, 40 Jahre alt, war Mitte April mit einem Flugzeug aus Tiflis nach München gekommen, seine beiden Komplizen, 29 und 41 Jahre alt, sind ihm wenige Tage später gefolgt. Sie quartierten sich bei einem 43-jährigen Landsmann ein, der schon länger im Münchner Norden wohnt. Welche Rolle dieser "Wohnungsgeber" genau spielte, wird von der Kriminalpolizei derzeit noch untersucht. Alle vier Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.
Die Bande wurde bei ihrem letzten Einbruch bereits observiert
Die Bande hatte mehrere hölzerne Doppelflügeltüren in Mehrfamilienhäusern aus der Gründerzeit aufgehebelt, hinter denen sie die Wohnungen betuchter Besitzer vermutete: erstmals am 23. April, dann unter anderem am 25. April in der Ismaninger Straße und am 7. Mai in der Holbeinstraße in Bogenhausen, schließlich am 16. Mai in der Gebsattelstraße in der Au. Zehn Taten können die Ermittler der Bande bislang zurechnen, aufgrund der sichergestellten, aber zum Teil noch nicht zuordenbaren Beutestücke dürfte es aber noch weitere Fälle gegeben haben. Die Georgier schlugen immer am späten Vormittag oder in der Mittagszeit zu. Sie nahmen mit, was sich leicht im Koffer für die Rückreise in die Kaukasusrepublik unterbringen ließ: Bargeld vor allem, Münzen, Schmuck, Uhren, aber auch handliche Elektronikartikel wie Handys, Laptops und mobile Navigationsgeräte. Der innerhalb von 24 Tagen in München angerichtete Beuteschaden liegt im fünfstelligen Bereich.
Wie die Polizei der Bande auf die Spur kam, wollte der Leiter des Kriminalfachdezernats 5 nicht verraten. Er sprach ganz allgemein von "Hinweisen". Fest steht, dass die Bande bei ihrem letzten Einbruch bereits observiert wurde. Das Wohnhaus in der Au kannten die Täter offenbar besonders gut - vor einem Jahr war der mutmaßliche Anführer der Bande dort schon einmal in eine Wohnung eingebrochen. Freilich hieß er damals noch anders, was den Ermittlern die Arbeit nicht gerade erleichtert: In Georgien, sagt Schmidt, seien Namenswechsel legal.