Politiker als 1860-Präsident:Monatzeder muss sich entscheiden

Hep Monatzeder, 2009

Soll Sechzig-Präsident werden: Hep Monatzeder, hier im Jahr 2009.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Politiker und Präsident? Hep Monatzeder soll neuer Präsident des TSV 1860 München werden. Interessenkonflikte mit der Stadtpolitik lassen sich dabei jedoch nicht vermeiden. Deswegen muss sich Monatzeder für eine Aufgabe entscheiden: Ein Bürgermeister-Klubpräsident ist den Münchnern nicht zumutbar.

Ein Kommentar von Christian Krügel

Der Löwen-Fan als solcher und die Verantwortlichen des TSV 1860 München zeigen ja grundsätzlich sado-masochistische Tendenzen: Mit größter Lust stürzen sie sich seit Jahren in die größten Verrücktheiten, um hinterher ihr eigenes Schicksal zu beklagen. Wenn sie sich also nun ausgerechnet jemanden zum Präsidenten küren, der selbst jahrelang als Aufsichtsrat dem irren Treiben des Vereins zusah, könnte man das als Löwen-Folklore abtun.

Die Kandidatur Hep Monatzeders als Präsident von 1860 München betrifft aber leider alle Bürger der Stadt. Denn der Bürgermeister Monatzeder ist ja keineswegs der Grüß-Gott-August des Rathauses; er hat wichtige Aufgaben in der Stadtverwaltung. Monatzeder verantwortet in der Stadtspitze immer noch die städtischen Kliniken und damit einen noch dramatischeren Sanierungsfall als 1860 München.

Die Frage, ob die Löwen irgendwann in der ersten oder in der dritten Liga spielen, ist nicht wirklich von essenzieller Bedeutung. Für die Existenz Hunderter Mitarbeiter ist aber sehr wohl entscheidend, ob städtische Kliniken geschlossen, fusioniert oder doch weiterbetrieben werden können. Um diesen größten Malus der rot-grünen Stadtregierung wieder zu tilgen, braucht es die größte Anstrengung aller Verantwortlichen - keinen Teilzeit-Sanierer, der nebenbei auch noch die Löwen rettet.

Und auch wenn Monatzeder im Rathaus nichts mit Sport zu tun hat, werden sich Interessenkonflikte mit der Stadtpolitik nicht vermeiden lassen. Die Sanierung des Grünwalder Stadions, die Suche nach einem Grundstück für eine Löwen-Arena, Fragen wie Hallenbelegung und Sportförderung - immer wird Monatzeder Schwierigkeiten haben, seine Rollen als Präsident und Bürgermeister sauber voneinander zu trennen.

Deshalb muss er sich für eine entscheiden: Ein Bürgermeister-Klubpräsident ist den Münchnern nicht zumutbar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: