Ein Ort für Kinder und Jugendliche:Die Neugier muss warten

Das Biotopia-Lab kann nicht öffnen. Aber vielleicht bleibt das Museum Mensch und Natur im Winter auf

Von Martina Scherf

Ein Ort für Kinder und Jugendliche: Eröffnen soll das Lab, sobald das Coronavirus es zulässt.

Eröffnen soll das Lab, sobald das Coronavirus es zulässt.

(Foto: Robert Haas)

Es wäre ein schönes Programm für die Herbstferien gewesen. Blätter und Früchte sammeln im Botanischen Garten, unterm Mikroskop betrachten, in der Laborküche eigene Gerichte zubereiten oder staunen, was die wundersame Welt der Pilze für den Menschen bedeutet. Das Biotopia-Lab, das mit schickem Design im Souterrain des Botanischen Instituts in Nymphenburg eingerichtet wurde, hätte am Montag eröffnen sollen. Wegen der Corona-Beschränkungen bleibt es vorläufig geschlossen, wie fast alle Kultureinrichtungen in der Stadt. So müssen auch die Seidenraupen, die dort zu bewundern wären, ganz ohne Publikum vor sich hin fressen und ihre Kokons spinnen.

Ein Ort für Kinder und Jugendliche: Dora Dzvonyar ist die Leiterin des Biotopia Labs.

Dora Dzvonyar ist die Leiterin des Biotopia Labs.

(Foto: Robert Haas)

"Es ist bedauerlich für unser Team, das sehr viel Energie in das Lab gesteckt hat", sagt Michael John Gorman, Gründungsdirektor des geplanten Naturkundemuseums Biotopia. Aber, so macht er sich und anderen Hoffnung, "das Lab ist ja für viele Jahre da." Vielleicht könne die Eröffnung im Dezember stattfinden. Sonst halt im nächsten Jahr.

Ein Ort für Kinder und Jugendliche: In den nächsten Wochen werden statt Live-Programmen virtuelle Angebote im Netz angeboten.

In den nächsten Wochen werden statt Live-Programmen virtuelle Angebote im Netz angeboten.

(Foto: Kathrin Glaw/Museum Mensch und Natur)

Aus dem Wissenschaftsministerium verlautet indes, es werde überlegt, das Museum Mensch und Natur länger als geplant geöffnet zu lassen. Das beliebte Museum im Nordflügel von Schloss Nymphenburg hätte zum Jahresende geschlossen werden sollen, um der Neugestaltung des Areals Platz zu machen. An seine Stelle soll Biotopia treten, ein drei Mal so großes, modernes Museum für die Lebenswissenschaften. Schon vor acht Jahren fiel der Startschuss, damals kam vom Landtag die Zusage zur Erweiterung. Gorman, der vor fünf Jahren aus Dublin nach München kam, plant seither an dem Konzept. Doch noch ist nicht einmal die Schadstoffsanierung für den asbesthaltigen alten Gebäudeteil erfolgt, der früher von der Ludwig-Maximilians-Universität genutzt wurde. Erst dann kann dieser Teil abgerissen werden. Und erst danach können die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Die Entwurfsplanung für den Neubau hätte schon im Frühjahr bei der Obersten Baubehörde eingereicht werden sollen. Man habe mit den Architekten noch einmal die Technik überdacht, sagt Gorman. Das neue Haus soll möglichst klimaneutral sein. Der Entwurf werde im Dezember vorgelegt. Dann kann der Landtag im kommenden Frühjahr darüber entscheiden.

Ein Ort für Kinder und Jugendliche: Wenn das Lab wieder öffnet, ist dort zu sehen, was man aus Pilzgeflecht alles herstellen kann.

Wenn das Lab wieder öffnet, ist dort zu sehen, was man aus Pilzgeflecht alles herstellen kann.

(Foto: Robert Haas)

Die Jahre, die zwischen der Schließung des alten und der Eröffnung des neuen Museums liegen, sollen Events und das Laboratorium überbrücken. Hinter den Kulissen wird derweil an den Inhalten gefeilt. Verschiedene Festivals, die schon stattfanden, sollten einen Vorgeschmack auf künftige Themen geben. Auch im Biotopia Lab geht es um Neugier, Experimentieren, Diskutieren. Neben kleinen Wechselausstellungen und Mitmachexperimenten sollen dort auf 320 Quadratmetern Workshops und Vorträge stattfinden.

Die Pandemie selbst ist bisher kein Thema bei den Präsentationen, sagt Gorman, "die Medien sind ja schon voll davon." Auch habe man noch keine digitalen Formate, die man jetzt ad hoc anbieten könne, "das entwickeln wir in den nächsten Wochen." Etwa Anleitungen für Experimente, die Kinder und Jugendliche zuhause nachvollziehen können. Einige Links stehen bereits auf der Biotopia-Homepage.

Ein Ort für Kinder und Jugendliche: Forschen ist erwünscht im Biotopia-Lab, unter Mikroskopen oder in der Laborküche.

Forschen ist erwünscht im Biotopia-Lab, unter Mikroskopen oder in der Laborküche.

(Foto: Robert Haas)

Finanziert wurde das Biotopia Lab von der BayWa-Stiftung. 800 000 Euro hat sie dafür investiert, wie Klaus Josef Lutz, in Personalunion Vorstandsvorsitzender der BayWa AG und der BayWa Stiftung, erklärt. Man werde auch inhaltlich zusammenarbeiten. Denn die Stiftung engagiert sich seit Jahren in Bildungsprogrammen rund um das Thema gesunde Ernährung und erneuerbare Energien. Mehr als 200 Schulgärten wurden angelegt, jede zweite Grundschule in Bayern verwendet nach Aussage von Maria Thon, Geschäftsführerin der Stiftung, deren Ernährungskompass. Mit Geschichten und Spielen lernen Kinder darin, woher ihre Lebensmittel kommen und was zur ausgewogenen Ernährung gehört. "Viele Kinder wissen ja nicht mehr, wo die Milch her kommt", sagt Lutz. Das Biotopia-Lab sei der ideale Partner für die Bildungsprogramme der BayWa, gerade am Heimatstandort des Unternehmens. Die BayWa ist ein Global Player, vor allem im Obst- und Gemüsehandel, als Importeur von Äpfeln aus Neuseeland, Soja aus Brasilien, Avocados aus Südafrika. Für ein Unternehmen dieser Größenordnung gehört Corporate Social Responsibility, also soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit, zum Profil. Da passt Biotopia gut ins Konzept.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: