"Wir müssen uns bilden und nicht ausbilden lassen!" - "Wir sollten Menschen und nicht Fächer unterrichten!" An diesen Forderungen erkennt man sofort die Bedeutung, die der Astrophysiker, Philosoph, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Harald Lesch dem Thema Bildung beimisst. Im jüngsten Buch "Wie Bildung gelingt" (Verlag wbg Theiss) entwickelt er in der Diskussion mit den Philosophen Ursula Forstner und Wilhelm Vossenkuhl neue Ideen für Schulen und Universitäten. Persönlichkeitsentwicklung sollte Vorrang vor reiner Informationsweitergabe haben, heißt es da. Weshalb die Förderung von Neugier, Originalität, Fantasie und Risikobereitschaft und damit Kunst, Musik und Sport mit ihren kreativ-sozialen Eigenschaften zentrale Bestandteile von Bildung sein sollten. Intensiv, anregend und kurzweilig ist diese Streitschrift, wie es für Lesch, den "Hochschullehrer des Jahres" 2011, charakteristisch ist. Mit Aussagen wie "Wir irren uns empor" wurde er zum Sympathieträger der Wissenschaft, einerlei ob als Sachbuchautor, als Professor an der LMU oder als Erklär-Instanz in Fernsehsendungen wie "Leschs Kosmos".
Dabei scheut er auch die Kleinkunstbühne nicht. Im Lustspielhaus hätte er in der kommenden Woche - wie vor vier Jahren - gemeinsam mit dem Kabarettisten Günter Paal die Frage erörtert, warum Sachen hinunterfallen. Das tun sie zwar auch, wenn man nicht weiß, wie Gravitation funktioniert. Aber wenn der Physiker Lesch das Gesetz erklärt, tun sie es auf einleuchtende Weise. Und weil er dazu noch ein Naturphilosoph ist, der auch an der Hochschule der Jesuiten in München lehrt, untersucht er das, was er als Physiker weiß, noch daraufhin, was das alles für den Menschen bedeutet. "Er ist ein herausragender Wissensvermittler, der in seinen Büchern hochkomplexe Phänomene und komplizierte Zusammenhänge der Wissenschaft für jedermann verständlich macht. Darüber hinaus ist er ein engagierter Kämpfer für die Bewahrung unserer Schöpfung", lobte Markus Söder, als im September der erste Buchpreisträger verkündet wurde: Harald Lesch erhält den "Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten" für sein Lebenswerk.