Ehemaliges CSU-Mitglied:Provokation von links

Ausgerechnet am Gründungstag der CSU wollen ehemalige Mitglieder am Marienplatz zur Wahl der Linken aufrufen - unter ihnen der Münchner Peter Aschenbrenner.

Anna Fischhaber

Gerade hat CSU-Parteichef Erwin Huber zum Kreuzzug gegen die Linke aufgerufen, nun schlagen ehemalige Mitglieder zurück - unter ihnen der Münchner Peter Aschenbrenner. 1998 trat er nach neun Jahren aus der CSU aus. Gemeinsam mit anderen Ex-CSUlern will er am Freitag im Ratskeller am Marienplatz zur Wahl der Linkspartei aufrufen - hier begann am 12. September vor 63 Jahren die Geschichte der CSU.

Ehemaliges CSU-Mitglied: Peter Aschenbrenner war neun Jahre lang Mitglied bei der CSU, bei der Landtagswahl 2008  kandidiert er für die Linke.

Peter Aschenbrenner war neun Jahre lang Mitglied bei der CSU, bei der Landtagswahl 2008 kandidiert er für die Linke.

(Foto: Foto: oh)

sueddeutsche.de: Herr Aschenbrenner, was stört Sie an der CSU?

Peter Aschenbrenner: Ich bin aus der CSU ausgetreten, weil sie zunehmend den Menschen vergisst und die Politik an den Interessen der Großindustrie ausrichtet. Ich bin damals auch in die CSU eingetreten wegen Franz Josef Strauss. Ein Hund war er schon - und ein Hund heißt nicht nur, krumme Dinge zu drehen, sondern auch etwas zu bewegen.

sueddeutsche.de: Herrn Huber mögen Sie wahrscheinlich nicht so gerne, er hat die Wähler der Linken neulich mit denen von NPD und DVU verglichen ...

Aschenbrenner: Ein Zeichen, dass dem Herrn Huber die Sachthemen ausgehen. Wenn man sich die frühren Programme von der CSU anschaut, dann gibt es viele Werte die wir jetzt vertreten. Zum Beispiel die Nächstenliebe, die Sozialstaatsfrage. Es kann doch nicht sein, dass Menschen sich heute bis auf die Unterhose ausziehen müssen, um dann vielleicht Harz IV zu bekommen.

sueddeutsche.de: Ausgerechnet am 63. Gründungstag der CSU findet nun Ihre Aktion im Ratskeller statt. Eine ziemliche Provokation ...

Aschenbrenner: Das ist natürlich kein Zufall. Ich weiß aber nicht, ob die CSU-Oberen davon schon erfahren haben ...

sueddeutsche.de: Und was sagt die Linkspartei - nimmt die einen ehemaligen CSUler so ohne Weiteres auf?

Aschenbrenner: Als ich 2005 zur WASG kam, gab es schon das ein oder andere erstaunte Gesicht. Aber die Linke macht ihre Einschätzung eines Menschen an dessen Inhalten fest und nicht an der Herkunft.

sueddeutsche.de: Sie arbeiten als Betriebsrat bei einer Bank - wie reagieren denn Ihre Kollegen auf den Flirt mit links?

Aschenbrenner: Da gibt es schon Kollegen, die die Nase rümpfen - aber damit muss man umgehen. Beim Stammtisch ist es genauso. Aber wenn man dann über Sachthemen diskutiert, bekommt man sehr häufig Recht. Das zeigt, dass es gegenüber der Linkspartei leider noch Bedenken aus der DDR-Vergangenheit heraus gibt. Wobei man bei mir spätestens am bairischen Dialekt merkt, dass ich damit nichts zu tun habe.

sueddeutsche.de: Was glauben Sie, wie geht die Landtagswahl aus?

Aschenbrenner: Ich bin überzeugt, dass die CSU unter 50 Prozent fallen wird und wir ein Ergebnis über fünf Prozent schaffen können. Das Ziel muss es sein, die absolute Mehrheit zu brechen. Leider gibt es in Bayern eine Tradition, die CSU zu wählen, ich würde schon fast sagen, eine Erziehung

sueddeutsche.de: Vielleicht könnten die CSU und die Linke in Bayern irgendwann sogar miteinander koalieren?

Aschenbrenner: Ich fürchte mit der derzeitigen Ausrichtung der CSU wird das nicht möglich sein. Aber ich schließe auch nicht aus, dass es auch mal wieder vernünftige Köpfe in der CSU gibt, die das C und das S wieder ernst nehmen.

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