Ehemaliger Busbahnhof am Olympiapark:Münchens olympische Schmuddelecke

Die verfallende Anlage könnte ein Besucherzentrum werden, finden die Anwohner. Und wünschen sich städtischen Planungsmut wie 1972

Ehemaliger Busbahnhof am Olympiapark: Beim Olympiapark wird über "Weltkulturerbe" diskutiert - der ehemalige Busbahnhof indes verfällt. Er könnte Besucherzentrum werden.

Beim Olympiapark wird über "Weltkulturerbe" diskutiert - der ehemalige Busbahnhof indes verfällt. Er könnte Besucherzentrum werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Grün, aber nicht mehr" vom 6. Dezember über den ehemaligen Busbahnhof am Olympiapark:

Blamable Hinterhofsituation

46 Jahre sind seit den olympischen Spielen vergangen. Vor elf Jahren wurde der Busbahnhof aufgelöst. Und was geschah? In dieser langen Zeit hat man es nicht geschafft, über ein sinnvolles Konzept für dessen weitere Nutzung zu entscheiden, obwohl es ausreichend gute Vorschläge, unter anderem mit dem Besucherzentrum von den Anwohnern aus dem Olympischen Dorf gab. Die mehr als blamable Hinterhofsituation am Parkzugang vor der BMW-Welt blieb ein dauerndes Ärgernis, das massiv und stabil eingezäunt wurde.

Statt einer notwendigen Entscheidung gab es eine sinnlose Verzögerungstaktik mit der Idee eines Altenheims, um noch ein paar Wählerstimmen im Herbst des Jahres zu gewinnen. München zeigte sich also hier wieder einmal wie so oft: Ideenlos, mutlos, engstirnig.

Es ist eine Blamage, dass man es nicht schafft, für ein potenzielles Weltkulturerbe die einzig angemessene Lösung mit einem einladenden Besucherzentrum umzusetzen. Andere, kleinere Städte in Deutschland wie etwa Darmstadt mit dem potenziellen Welterbe des Jugendstils auf der Mathildenhöhe bauen es derzeit.

Münchens einmaliges olympische Erbe, weltweit bewundert und anerkannt, gerät durch das kleinkarierte Denken und Handeln der Groko leider ins Hintertreffen. Statt mit dem Pfunde zu wuchern, geizt man hier, als wollte man das immerhin schon diskutierte Weltkulturerbe doch lieber nicht haben. Ein bisschen Grün und ein paar olympische Ringe als Wasserspiel - kann man das noch niedlicher machen? Sieht ganz nach schlechtem Gewissen aus, dass man die Fontänen im Olympiasee vor Jahren so mir nichts, dir nichts abgebaut hat. Auch das wird zwar von einigen als falsch empfunden, aber es ändert sich nichts. Ist halt so ... Genauso wie beim Carillon, auch hier nur Diskussionsrunden - nach Münchner Art ohne Entscheidung über das herrliche Glockenspiel.

Welch ein Mut damals 1972 für die olympischen Planungen - und welch ein nachlässiger Umgang mit dem olympischen Erbe, vor allem voll verantwortungsloser Mutlosigkeit heute beim Ex-Busbahnhof!

Ein solches Trauerspiel haben die 1972 heiter begonnenen Olympischen Spiele mit ihren historisch bedeutenden Zeltdach-Bauten wirklich nicht verdient! Die guten Ideen der Verwaltung wurden hier von der Groko geradezu schamlos unter Missachtung des potenziellen Weltkulturerbes übergangen! Statt des notwendigen Mutes der Politik ergibt sich hier zwangsläufig ein Unmut aller Besucher des Olympiaparks. Und das so gern positiv herausgestellte München-Bild leidet wieder einmal an sich selbst, weil man ohne Mut nicht entscheidet! Frank Becker-Nickels, München

Herzlich willkommen?

2022 wird das Ensemble Olympiapark 50 Jahre alt. Das Jubiläumsjahr der Olympischen Spiele 1972 in München soll gefeiert werden, klar. Noch mehr Gäste als sonst werden aus aller Welt erwartet. Am U-Bahnhof Olympiazentrum kommen die Besucher mit dem ÖPNV an, und der dort brachliegende Busbahnhof, das seit Jahren vernachlässigte Entrée, soll nun saniert und begrünt werden, immerhin, aber das muss reichen. Ein halbherziger Kompromiss, und so wird er auch aussehen.

Schade! Hier, wo die Besucherströme in den Park ihren Ausgang nehmen, fehlt ein "Visitor Center". Es stünde unserer "Weltstadt mit Herz" gut an, wenn sie nach 50 Jahren nicht nur ihr Herz, sondern auch ihren Stadtsäckel noch ein wenig weiter öffnen würde, um hier, am Eingang zum Olympiapark, endlich ein Besucherzentrum einzurichten, wie es andernorts längst üblich ist. Zusätzliches Bauvolumen wäre gar nicht nötig: Unter den bestehenden Dächern des Busbahnhofes ist reichlich Platz für Serviceeinrichtungen - und auch für eine kleine Ausstellung zu München '72. Der stillgelegte Busbahnhof bliebe dann kein Denkmal seiner selbst, sondern dürfte sich nützlich machen (so, wie es dem Konzept zeitgemäßer Denkmalpflege entspricht).

Vielleicht wird ja aus einem eher matten Empfang der Besucher doch noch ein schwungvolles "herzliches Willkommen". Pavillons und Kioske lassen sich auch nachträglich noch unter die Dächer stellen... Monika Mühlenbeck-Krausen, München

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