Gelüftet wird an der Eduard-Spranger-Mittelschule regelmäßig. Nicht nur, weil es ganz schön stickig werden kann im Mathe- oder Deutschunterricht. Sondern weil in einigen Räumen gesundheitsschädliche polychlorierte Biphenyle (PCB) in die Klassenzimmer ausdünsten. Die möglicherweise krebserregende Chlorverbindung befindet sich in der Fugenmasse, die in den Siebzigerjahren üblicherweise verwendet wurde, als man das Schulgebäude errichtete.
Die fast 500 Schüler der Eduard-Spranger-Schule werden weiterhin in diesen Klassenzimmern unterrichtet, obwohl eine PCB-Belastung bereits im Mai 2011 nachgewiesen worden ist. Seither finden regelmäßige Messungen statt, die die Konzentration des Stoffes in der Luft ermitteln. Laut der PCB-Richtlinie des Bayerischen Innenministeriums sollten sich dauerhaft weniger als 300 Nanogramm PCB in einem Kubikmeter Luft befinden. Die kritische Grenze liegt bei 3000 Nanogramm, von da an werden sofortige Sanierungsmaßnahmen nötig.
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Die jüngsten Messungen, die das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) alle sechs Monate bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gibt, erbrachten Werte zwischen 556 und 1470 Nanogramm. "Wie die übrigen Messergebnisse in den letzten fünf Jahren lagen die Messwerte damit deutlich unter dem Eingriffswert", heißt es dazu aus dem Gesundheitsreferat. Auf Abriss und Neubau der Schule hat die Stadt bisher verzichtet. Ein Neubau ist frühestens 2022 geplant. Die Eduard-Spranger-Mittelschule ist derzeit stadtweit die einzige Schule, die mit einer PCB-Belastung zu kämpfen hat.
Das Gesundheitsreferat verweist darauf, dass die Zimmer stets gelüftet und frisch gewischt werden. In den vergangenen beiden Jahren wurden zudem die Möbel und Tafeln ausgetauscht, ein neuer Sonnenschutz angebracht und die Wände mit einer speziellen Latexfarbe gestrichen. "Diese Maßnahmen waren erfolgreich, da sie zu einer allgemeinen Senkung der PCB-Werte beigetragen haben", heißt es dazu auch aus dem Referat für Bildung und Sport (RBS).
Dennoch sind jüngst mehrere schwangere Lehrerinnen aus Gesundheitsgründen an andere Schulen versetzt worden. Die Schulleitung bestätigte die Versetzungen, wollte aber keine näheren Angaben machen. Aber die Eltern, die schon seit vielen Jahren einen Neubau der Schule fordern, meldeten sich daraufhin zu Wort: "Es kann nicht sein, dass diese Lehrerinnen dort nicht unterrichten dürfen, aber unsere Kinder den Schadstoffen weiter ausgesetzt sind. Bei uns sind die Alarmglocken angegangen", sagt Nina Aethner, eine der beiden Vorsitzenden des Elternbeirats.
"Es muss sofort gehandelt werden, egal wie"
Auf Druck der Eltern gab es im Februar ein Treffen mit den zuständigen Ämtern der Stadt, an dem auch Schulleitung und Schulsprecher teilnahmen. Mit dem Ergebnis dieses Treffen zeigt sich Aethner zufrieden: Man habe den Eltern zugesichert, zeitnah einen Ort zu finden, an dem die Schüler vorübergehend unterrichtet werden können. Die Schule solle anschließend abgerissen werden. Anstatt sie etappenweise neu zu bauen, solle das neue Gebäude auf einen Schlag errichtet werden. "Damit sind wir sehr zufrieden. Wir freuen uns, dass endlich etwas passiert", sagt Aethner. Auch die Schulleitung zeigte sich zuversichtlich, dass die Behörden nun mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten.
Dass der Abriss bereits im kommenden Jahr stattfinden soll, bestätigt das Bildungsreferat aber nicht. "Es ist vorgesehen, die Schule im Jahr 2022 neu zu errichten", teilte ein Sprecher mit. Sie werde im Rahmen des zweiten Schulbauprogramms gebaut. Dabei hatte das Schulreferat bereits vor drei Jahren das Jahr 2019 als Termin für den Neubau der Mittelschule genannt. Doch das alte Gebäude steht noch immer, und bis heute ist unklar, wo die Schüler während der Bauzeit unterkommen sollen. Die Suche nach einem Standort für ein Ausweichquartier läuft.
Dass es mit dem Neubau so lange dauert, sorgt auch im Bezirksausschuss für Unverständnis. "Es muss sofort gehandelt werden, egal wie", sagte Maximilian Bauer (CSU) in der jüngsten Sitzung. Christine Lissner (Grüne) forderte, die Priorität für den Neubau zu erhöhen und notfalls auch außerhalb des Schulbauprogramms zu handeln. Das Gremium stellte sich einstimmig hinter diesen Vorschlag. Das Bildungsreferat hingegen sieht dafür keine Notwendigkeit, wie der Sprecher mitteilte.