Süddeutsche Zeitung

Zweites Transportprojekt:Sammeln für den Bürgerbus

Zornedinger Förderverein startet Crowdfunding-Aktion

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Jeden Donnerstagvormittag dreht entweder Gerhard Wolf vom Förderverein oder einer der weiteren zehn Freiwilligen muntere Runden durch Zorneding. Sie holen Senioren an verschiedenen "Haltestellen" mit einem Kleinbus ab und fahren sie ins Gewerbegebiet, wo diese dann gemeinsam einkaufen gehen. Oft fährt hinter dem Einkaufsbus noch Gabi Wappler, ebenfalls vom Förderverein, mit ihrem privaten Auto hinterher: Denn die Fahrten, die seit September 2018 angeboten werden, sind beliebt, aber der Kleinbus hat nur fünf Plätze. Eine weitere Einschränkung ist, dass die Leihgabe des Seniorendomizils "Haus Bartholomäus" auch nicht für Ausflüge über die Zornedinger Gemeindegrenzen hinaus gedacht ist. Hier möchte der Vorsitzende des Zornedinger Fördervereins für Sport und Kultur nun ansetzen: Gerhard Wolf zieht zurzeit die Fäden für den ersten Bürgerbus im Landkreis Ebersberg. Sein Ziel: ein behindertengerecht ausgebauter Bus, der auch mal zu den Riem-Arcaden oder VHS-Veranstaltungen in Vaterstetten fährt, Bürger zu später Stunde vom Bahnhof abholt und den Vereine für ihre Auswärtsfahrten, aber auch Zornedinger Privatpersonen für Ausflüge mieten können.

"Die Senioren wollen aktiv bleiben, so können wir ihre Lebensqualität erhöhen", erklärt Gerhard Wolf. Zudem stoße man mit dem Fünfsitzer des Seniorendomizils langsam an die Grenzen. "Es kann nicht sein, dass jemand an der Ecke steht und nicht mitgenommen wird", so Wolf. Er denkt auch über eine Friedhofslinie nach, also eine Art Shuttle Service durch den Ort, durch den derzeit nur eine Buslinie hindurchfährt.

Vorbild sind ihm Bürgerbus-Gemeinden wie St. Wolfgang im Nachbarlandkreis Erding. Diese hat einen Neunsitzer, den Ortsvereine und Gemeindebürger für 20 beziehungsweise 30 Cent pro Kilometer ausleihen können. Die Buchung läuft hier nach dem "first come, first serve"-Prinzip. In Zorneding möchte Wolf für die Kriterien den Gemeinderat einbeziehen: Dieser soll über Nutzungsgebühren und Vergabekriterien entscheiden. "Im Vordergrund steht in jedem Fall der soziale Aspekt", erklärt Gerhard Wolf.

Soziales Engagement soll auch dabei helfen, den Bus überhaupt anzuschaffen. Inklusive rollstuhlgerechtem Umbau würde der etwa 40 000 Euro kosten. Viel Geld, das Wolf nun mit "Crowdfunding", also Gruppenfinanzierung sammeln möchte. Wolf hat schon angefangen zu sammeln: 5000 Euro hat bereits die Raiffeisenbank zugesichert; die Münchner Sternenstaub-Stiftung gibt 1000 Euro, die Vaterstettener Bernhard und Renate Wörz Stiftung 500 Euro. Der Förderverein ist nun auch auf Spenden oder Darlehen von Bürgern angewiesen, um den Bürgerbus anzuschaffen. "Wenn wir nicht genügend Geld zusammenkriegen, zahlen wir alles zurück", verspricht Wolf.

Wer für den Zornedinger Bürgerbus spenden oder ein Darlehen geben möchte, kann sich an Gerhard Wolf wenden. Er sitzt von Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, im Service-Büro am Herzogplatz 19 in Zorneding, Telefon (08106) 9991116, E-Mail: vorstand@zorneding-sport-kultur.de. Bei ihm können sich auch diejenigen melden, die sich als Fahrer engagieren möchten.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2019
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