Deutsche Post:Wie lange bleiben die Briefkästen noch leer?

Deutsche Post: Seit nunmehr zwei Wochen wartet Franz Wirnhier vergeblich auf die Post.

Seit nunmehr zwei Wochen wartet Franz Wirnhier vergeblich auf die Post.

(Foto: Sina-Maria Schweikle)

Immer länger müssen die Bewohner in Pöring auf ihre Briefe warten. Franz Wirnhier ist einer davon und hat sich deshalb bei der Post beschwert. Doch bis das Problem gelöst ist, könnte es noch eine Weile dauern.

Von Sina-Maria Schweikle, Zorneding

Zweimal am Tag öffnet das Ehepaar Wirnhier den Briefkasten. Einmal am Vormittag - einmal am Nachmittag. Eigentlich erhalten die beiden regelmäßig Post. Doch seit zwei Wochen ist das nicht mehr der Fall. Man scheint in Pöring vor einem Problem zu stehen: Die Briefkästen bleiben leer - und das könnte womöglich noch eine Zeitlang so bleiben.

Es ist früh am Morgen in Pöring, als ein Kleintransporter die schmale Seitenstraße entlang fährt und vor dem Haus von Franz Wirnhier zum Stehen kommt. "Das ist der Eismann, nicht die Post", sagt Wirnhier. Auf letztere warte man momentan vergebens. "Es müsste schon längst ein Brief mit der Versicherungskarte meiner Ehefrau da sein, einer der Nachbarn wartet auf Geschäftspost." Und auch andere Bewohner aus Pöring, Zorneding und den umliegenden Gemeinden äußern ihren Unmut über die aktuell eher unzuverlässige Zustellung der Deutschen Post AG. Peter Susott ist einer von ihnen. Er wohnt nur wenige Straßen entfernt von Franz Wirnhier und sagt, dass auch bei ihm "seit dem 27./28. Oktober keinerlei Briefpost mehr ankommt". Woher er wisse, dass es ein Problem in der Zustellung gibt? Er warte auf zwei angekündigte Schreiben, die schon längst hätten eintreffen müssen.

Zu wenig Personal und ein hoher Krankenstand. Die Zusteller arbeiten auf Anschlag

"Wir haben zu wenig Personal. Viele sind krank. Der Körper kann irgendwann einfach nicht mehr", sagt ein Postbote in Zorneding resigniert, während er sich auf sein Rad schwingt und davon fährt. Und auch in der Poststelle Zorneding bekommt man diesbezüglich ähnliches zu hören: Es gebe zu wenige Zusteller und die wenigen, die noch arbeiten, täten dies auf Anschlag.

Der Arbeitsmarkt befindet sich seit der Corona-Pandemie im Wandel. Nicht nur die Gastronomie ist deshalb auf Personalsuche, auch die Deutsche Post ächzt unter dem Arbeitskräftemangel. Auf die Frage, warum es aktuell zu Lieferschwierigkeiten in Zorneding kommt, räumt die Münchner Pressestelle der "Deutschen Post DHL Group" Probleme vor allem in der Briefzustellung in Bayern ein. Grund seien in erster Linie deutlich höhere Personalausfälle aufgrund von Coronainfektionen. "Diese höheren Personalausfälle können aufgrund der sehr angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt nur begrenzt durch die Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte kompensiert werden." Um Zustellausfälle über mehrere Tage zu vermeiden, wende die Post an Standorten mit besonders hohen Personalausfällen das sogenannte Corona-Notfallkonzept an. Dieses sehe unter anderem vor, dass - bei einer werktäglichen Zustellung - die Haushalte nur jeden zweiten Werktag Briefe erhalten. Das Konzept führe zwar zu längeren Brieflaufzeiten, verhindere aber Zustellausfälle über längere Zeiträume.

Um dem Personalmangel entgegenzutreten, hat die Post Rekrutierungsmaßnahmen eingeleitet

Doch wird das Konzept in Zorneding überhaupt angewendet? Schließlich sind die Zulaufzeiten hier extrem lang, wie die Anwohner berichten. Das Konzept werde auf Grundlage der jeweiligen Situation angepasst, heißt es aus der Pressestelle. Demnach seien ein paar Tage Verzögerung immer denkbar - doch eine Wartezeit von zwei Wochen sei sehr verwunderlich. "Da muss man schauen, woran das liegen kann." Manchmal könne es auch einfach sein, dass die Deutschen Post nicht für die Zustellung verantwortlich sei - das sei vor allem bei Zeitschriften oft der Fall.

Franz Wirnhier kann vieles von dem nachvollziehen, was sowohl die Zusteller als auch die Deutsche Post AG beklagen. Schließlich stünden ja aktuell viele Betriebe vor Personalproblemen. "Der arme Postler ist dabei nur das kleinste Rad am Wagen!" Damit sich die Situation möglichst schnell ändert, hat die Post vor einigen Monaten umfangreiche Rekrutierungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Dazu stelle man derzeit 3000 Leute pro Monat ein und habe seit Juli 10 000 Entfristungen vorgenommen, so die Pressestelle.

Bis sich die Zustellungen wieder normalisieren, wird Franz Wirnhier nicht stillhalten. Auch den Landratsabgeordneten Thomas Huber (CSU) sowie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) hat er mittlerweile kontaktiert. Letzterer habe, so Wirnhier, bereits eine Beschwerde mit der Bitte um schnellstmögliche Abhilfe an die Deutsche Post AG gerichtet.

Zur SZ-Startseite

Windenergie
:"Die Zeit drängt"

Nach der Insolvenz der Green City AG sind die Staatsforsten auf der Suche nach einem neuen Projektpartner. Landrat Robert Niedergesäß bringt einen Namen ins Spiel - konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: